Neue DFB-Gier dank eines wiedererstarkten Bayern-Blocks

Griffig, gallig und gierig – das sind die Attribute, die Bundestrainer Nagelsmann einfordert und die auch dank eines wiedererstarkten Bayern-Blocks langsam wieder Einzug ins DFB-Team zu finden scheinen.
von  Patrick Strasser
Wir wollen mehr: Gnabry, Woltemade, Kimmich, Goretzka und Pavlovic (v.l.).
Wir wollen mehr: Gnabry, Woltemade, Kimmich, Goretzka und Pavlovic (v.l.). © IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel

Der Fußball hat seine Modeworte. Griffig zum Beispiel. Die Mannschaften, so sagen Trainer gerne, sollen griffig agieren. Und gierig sein. Auf Ballgewinne, auf Siege.

Nach dem 4:0 der deutschen Nationalmannschaft im dritten WM-Qualifikationsspiel gegen Luxemburg meinte Bundestrainer Julian Nagelsmann: "Die Herangehensweise bei den Soft Skills war gut." Aha. Soll heißen: "Gerade was die Gier angeht, war das eine deutliche Steigerung", so Nagelsmann.

Kimmich: "Wir waren von Anfang an sehr griffig"

Also gegenüber den zu soften Auftritten, als im September lediglich ein zittriger Erfolg (3:1 gegen Nordirland) herauskam und eine derbe Pleite (0:2 in der Slowakei) für einen herben Stimmungsdämpfer sorgte. "Es war wichtig, in dieser Art und Weise zu gewinnen", betonte Kapitän Joshua Kimmich, der feststellte: "Wir waren von Anfang an sehr griffig." Bingo. Er auch. Als Rechtsverteidiger. Oder doch nicht? Falsche Sechs? Halber Achter?

Auf jeden Fall war der Bayern-Profi in Sinsheim doppelter Torschütze, aber nicht deshalb Gesprächsthema, sondern wegen seiner Rolle als Doppelagent hinten rechts und irgendwo mittig-halbrechts. Die Diskussion missfiel Nagelsmann, der – sinngemäß – betonte, den 30-Jährigen könne man nachts wecken, auf irgendeine Position stellen und dann "kriegt der das hin. Das ist gut zu wissen", so der Bundestrainer.

Nagelsmann warnt vor Nordirland

Hauptsache griffig und gierig. Gilt auch für Belfast und das knifflige Auswärtsspiel am Montagabend (20.45 Uhr, RTL). Im kompakten, aber stimmungsvollen Windsor Park (Kapazität 18.000 Zuschauer) ist das Heimteam Nordirland seit knapp zwei Jahren unbesiegt.

"Die Nordiren sind sehr unangenehm. Ihre langen Bälle spielen sie noch klarer und strukturierter, mit noch mehr Personal und Körperlichkeit. Sie sind super eklig zu verteidigen, entwickeln viel Stress", erklärte Nagelsmann, "diese Mannschaft ist gallig und in Belfast mit den sehr emotionalen Fans wird das schon nochmal eine andere Hausnummer. Da müssen wir auf jeden Fall eine Schippe drauflegen und die Lust auf Gegenpressing mitnehmen, aufs gemeinschaftliche Verteidigen. Wir werden da noch ein Stück mehr Galligkeit und Gier brauchen."

Nagelsmann lobt Gnabry: "Sein bestes Spiel seit langem gemacht"

Sorry, beim 3G-Prinzip fehlte noch die Galligkeit. Egal, von wo aus: Kimmich wird vorangehen.

Mit dem Bayern-Block, einem Quintett. Neben Kimmich noch Abwehrspieler Jonathan Tah, das Sechser-Duo Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic sowie vor allem Serge Gnabry, der auch gegen Luxemburg traf – wie schon beim 3:1 gegen Nordirland. "Serge spielt eine super Saison und hat sein bestes Spiel seit langem gemacht", lobte Nagelsmann den 30-Jährigen und sah in ihm ein Beispiel: "Er war einer dieser Vorbildspieler, was Gier angeht. Wenn die Topspieler, die in der Offensive angesiedelt sind und seit Jahren bei einem Riesenverein spielen, diese Galligkeit auch nach hinten vorleben, dann wird es auch jeder Spieler von einem kleineren Verein machen. Deswegen sind das genau die richtigen Zeichen."

Serge Gnabry trifft gegen Nordirland.
Serge Gnabry trifft gegen Nordirland. © IMAGO/Gladys Chai von der Laage

Der DFB hat wieder einen Bayern-Block – zur WM mit Neuer wieder?

Der Bayern-Block hat Bock. Auch der BVB-Block mit Waldemar Anton, Felix Nmecha, Maximilian Beier, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi – von denen wohl nur die letzteren beiden anfangen. Zu den fünf Bayern-Profis kommen bei den März-Länderspielen Jamal Musiala (aktuell in der Reha) und perspektivisch Tom Bischof (20), seit Juni A-Nationalspieler und aktuell im Kader der U21, hinzu. Wahrscheinlich auch eines Tages Mega-Talent Lennart Karl (17).

Zum Vergleich: Bei der Heim-EM im vergangenen Jahr fehlten Pavlovic (Mandel-Operation) und Gnabry (Muskelbündelriss) sowie Goretzka (nicht nominiert). Zudem war Tah noch kein Münchner, sondern bei Bayer Leverkusen. Dafür damals an Bord: Torhüter Manuel Neuer, Thomas Müller (nun bei den Vancouver Whitecaps) und Leroy Sané, jetzt bei Galatasaray Istanbul. Es werden noch Wetten angenommen, dass Neuer mit dann 40 Jahren kurz vor der WM 2026 ins DFB-Team zurückkehrt. Macht ja Sinn, mit all seinen Bayern-Kollegen. Aber nur, wenn Neuer griffig ist. Und gallig-gierig auf den WM-Titel.

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