Nach dem Pokal-Aus: Verschnaufpause für Flick und den FC Bayern in Sicht
München - Die Punkte Nummer 98, 99 und 100 sammelte Hansi Flick mit dem 2:1 gegen die zuvor ebenfalls punktegierigen Freiburger (15 von möglichen 15) ein und bescherte damit seinen Bayern - erstmals in dieser Saison - ein Polster von vier Zählern Vorsprung auf die Konkurrenz, auf den Verfolger RB Leipzig.
Nebenbei ist man Hinrunden- oder Herbstmeister im Winter, Formulierung wie virtueller Titel waren ihm herzlich egal. Seine 2,5 Punkte pro Spiel nach 40 Bundesliga-Partien in Amt und Würden (32 Siege, vier Niederlagen) sind beeindruckend, ein feiner Schnitt.
Bedeutet das 2:1 nach den zwei Pleiten zuvor in Gladbach (2:3) und dem Aus im DFB-Pokal in Kiel nun ebenfalls einen Cut? Oder anders gesagt: Ein Umschwung, die Wende zum Guten nach dem Kriselchen?
Flick will weiter nachschärfen
Ein spielerischer und mentaler Fortschritt war klar erkennbar trotz des Zitterns am Ende, das durch Nils Petersens Lattenknaller in der Nachspielzeit den passenden Sound erhielt. Überhaupt wurde es auch innerhalb der Bayern-Mannschaft wieder lauter auf dem Platz. "Genau so stelle ich es mir vor, das war gutes Coaching zwischen den Spielern und genau die richtige Entwicklung", freute sich Flick, der dennoch weiterhin nachschärfen will.
Seine Elf müsse wieder "einen Tick entschlossener und kaltschnäuziger sein", im Spielaufbau und in der Defensive wünschte er sich "bessere Kompaktheit". Und überhaupt müsse man wieder "dominanter" agieren, um sich "das Leben nicht ganz so schwer" zu machen.
Am besten wie im August beim Champions-League-Triumph in Lissabon. Geht aber nicht auf Knopfdruck. Man könne das "nicht einfach einschalten", weiß der 55-Jährige. Leider. Aber bald - endlich wieder - vernünftig trainieren.
Vor Augsburg und Schalke: Flick erhöht den Druck
Da geht des Trainers Herz auf. Nur noch zwei Kraftakte, noch zwei Partien bis zu einer Phase, die Flick sich seit langem herbeisehnt. Am Mittwoch (20.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) im bayerischen Derby beim FC Augsburg und kommenden Sonntag beim FC Schalke müsse man den nun eingeschlagenen Weg "weiter beschreiten". In diesen beiden Spielen wolle man "nochmal einen Tick an unserer Leistung drehen".
Flick erhöht den Druck, weil er weiß, dass er nach dem Auswärts-Doppelpack wieder Fußball-Lehrer sein darf. Dem Spielplan sei dank – und dem Pokal-Aus. Denn nach Schalke folgen zwei (!) Wochen ohne Dienstag- bzw. Mittwochspiel. Eine Rarität.
Fünf Tage Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Hoffenheim (30.1.), danach wieder fünf Tage Training vor dem Trip zu Hertha BSC (5. Februar). Ein Lichtblick. Denn zuletzt hatte Flick immer wieder beklagt, im ständigen Drei-oder-Vier-Tage-Rhythmus der Spiele komme das eigentliche Einstudieren von Taktik- und Spielformen viel zu kurz.
Das Herzstück einer Trainerarbeit falle im Grunde flach, wenn es nach Spielen nur um Regeneration und kurz darauf schon wieder um die Spielvorbereitung, sprich das Abschlusstraining anstehe. Demnächst also kann Flick mit Blick auf die Klub-WM in Katar (Halbfinale am 8.2.) die Grundlagen wieder etwas besser einstudieren.
"Wir hatten keine einfache Phase, wir wollen da ja raus", erklärte der Coach nach dem Zittersieg gegen Freiburg und schielte - obwohl er die Hinrundenmeisterschaft als "weniger interessant" bezeichnete - doch auf die Tabelle: "Dass wir uns diese vier Punkte Vorsprung gerade in dieser Phase erarbeitet haben, ist enorm wichtig." Na also. Und abgerechnet, so Realist Flick, werde "eh zum Schluss". Dann will Bayern wieder Punktsieger sein.