Nach Aus in der Königsklasse: Die Crux mit dem Pep

Nach dem Halbfinal-Aus sagt Guardiola: „Wir werden es im nächsten Jahr nochmal angehen.“ Droht Streit mit dem Coach, dessen Vertrag ausläuft? Sammer: „Bayern ist größer als jeder Einzelne“.
Patrick Strasser |
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„Es wird ein Jahr der Wahrheit“, sagt Trainer Pep Guardiola.
dpa „Es wird ein Jahr der Wahrheit“, sagt Trainer Pep Guardiola.

München - Gäbe es ein Spiel um Platz drei, so scherzten einige am Vatertag in München, wäre dies kein so schlechtes Duell. Für die einen Schadenfreude (blau gefärbt?), für andere Galgenhumor. Das Finale der Champions League am 6. Juni in Berlin heißt FC Barcelona gegen Juventus Turin – und nicht FC Bayern gegen Real Madrid.

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Dennoch bleibt ein wohliges, trotziges Gefühl. In den Köpfen der Spieler und Verantwortlichen hallten auch zwei Tage später noch die Gesänge und der Applaus vom Dienstagabend nach. Die Fans in der Allianz Arena hatten nach dem 3:2-Sieg gegen Barça ihre Spieler mit standing ovations verabschiedet. „Die Unterstützung war selten so groß, auch wenn wir ausgeschieden sind“, sagte Thomas Müller bewegt: „Hut ab! Da kriegt man Gänsehaut. Und das kommt bei mir nicht so oft vor.“ Kapitän Philipp Lahm resümierte am Tag danach: „Die Enttäuschung überwiegt, weil man ausgeschieden ist. Aber es war trotzdem ein schöner Abend, die Stimmung im Stadion unglaublich – selten so etwas erlebt.“

Kein Ende mit Schrecken also, eher Aufbruchsstimmung. Denn: Um etwa 22.30 Uhr am Dienstagabend hat die neue Saison begonnen, das dritte Jahr Pep Guardiola. Auch wenn noch zwei Bundesliga-Spiele (am Samstag in Freiburg, am 23. Mai gegen Mainz) und die Meisterfeier auf dem Marienplatz am Pfingstsonntag ausstehen.

Die Frage aller Fragen aber ist: Was wird aus Pep Guardiola? Sein Vertrag läuft bis 2016, so lange bleibt er, das hat er bereits versichert. Der Pep-Vertraute Xavier Sala-i-Martin, Ex-Schatzmeister von Barça, sagte der „Sport Bild“: „Pep wird seinen Vertrag beim FC Bayern auf jeden Fall erfüllen. Er ist nicht der Typ, der etwas nicht zu Ende bringt.“ Klingt glaubhaft. „Es war ein Jahr der Wahrheit“, so Guardiola nach dem Barça-Spiel, „ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir werden es im nächsten Jahr nochmal angehen.“ Ein Versprechen, den dritten Anlauf auf den Champions-League-Pokal zu nehmen. Zwei Mal scheiterte er mit Bayern im Halbfinale und ganz persönlich zum dritten Mal in Folge.

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„Man kann nicht jedes Jahr davon ausgehen, dass man ins Halbfinale kommt und dann auch das Finale erreicht“, erklärte Lahm und verteidigte damit das Erreichte wie den Trainer, „diese Chance gibt’s nicht so oft.“ Wohl auch nicht einen Coach der Klasse von Guardiola zu bekommen, der die Mannschaft seit seiner Ankunft im Juni 2013 spielerisch und taktisch auf ein neues Level gehoben hat, sie viel flexibler und variantenreicher gemacht hat. Daher wollen die Bayern-Bosse mit ihm verlängern, der 44-Jährige aber erst ab Sommer oder Herbst darüber sprechen. Das ist die Crux mit dem Pep. Dies könnte ein großes Problem werden. Droht ein Konflikt?

Befinden sich die Bayern gar in der Pep-Falle? Die Kernfrage wird für die kommenden Wochen und Monate bis zu einer Entscheidung, ob Guardiola vorzeitig verlängert oder das dritte sein letztes Jahr wird, folgende sein: Was sagt man Spielern, die zu Bayern wollen, aber nicht wissen, ob der Trainer über 2016 hinaus Guardiola heißt? Und: Wer kauft bei Bayern eigentlich ein? Ködert der Vorstand neue Spieler? Oder der Sportdirektor?

Matthias Sammer deutlich: „Der FC Bayern hat nie nach einer Trainer-Wunschliste eingekauft. Ein Trainer muss immer gehört werden, aber wir müssen auch für den FC Bayern agieren. Der FC Bayern ist größer als jeder Einzelne.“ Ein klarer Hinweis. Von zwölf Partien der letzten und aktuellen Saison hat Bayern unter Guardiola in der Königsklasse nur fünf gewonnen – keine 1A-Bilanz. „Natürlich haben wir in den entscheidenden Spielen zu viele Fehler gemacht. Aber es kann nicht sein, dass jede Saison ohne Triple keine gute Saison ist“, sagte Thomas Müller: „Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Wir haben uns achtbar verabschiedet.“

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Stimmt. Und für Guardiola war seine zweite Saison mit einem Titel wertvoller als das Debüt-Jahr mit vier Trophäen (Double, Uefa-Supercup, Klub-WM), weil „wir zehn Operationen hatten im Team und viele Schwierigkeiten. Es war gut, diese zu überwinden. Wir haben nicht aufgegeben.“ Und: „Eine große Mannschaft muss verlieren wie wir verloren haben.“ Hochmut kommt vor dem Fall, Triumphe oft erst danach.

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