Müller über seine Jokerrolle: "Ich sag besser nix dazu!"
München - Es spricht für Thomas Müller, dass er immer lange stehen bleibt. Egal ob Sieg oder Niederlage, persönlicher Triumph oder Pleite – Müller stellt sich, hat nach Spielen des FC Bayern ein offenes Ohr für Fragen, oft auch ein herrlich loses Mundwerk.
So war Müller am Dienstag auch gerne bereit, sein Elfmetermalheur zu erklären, den Fehlschuss im Achtelfinal-Rückspiels der Champions League gegen den FC Arsenal. Als Eingewechselter hatte er es auf dem Fuß, das 1:1, das auch so langte, in einen Sieg zu verwandeln – doch er schoss den Arsenal-Keeper Lukasz Fabianski an, der, tja, lange stehen geblieben war.
„Der Torwart hat sich spät bewegt, dann wollte ich das Ruder noch nach rechts rumreißen, hat aber nicht mehr ganz gereicht“, erläuterte er. Es war Müllers zweiter Fehlschuss im Bayern-Trikot, achtmal traf er, mit 80-Prozent-Quote ist er nun hinter Arjen Robben (13 von 15) nur noch der zweitsicherste Schütze. Die Elfmeter-Bilanz der Bayern in der Champions League ist schon seit drei Jahren eher mies, und Müller der fünfte Fehlschütze nach Mario Gomez, Robben (Chelsea!), Mario Mandzukic und David Alaba.
Aber er macht sich keinen Kopf drum. Hat Bayern ein Elfmeterproblem? „Ich denke nicht“, sagte er. „Ich muss es nur besser machen.“ Kopfzerbrechen bereitet dem Nationalspieler eher eine andere Sache. Die mit der Ersatzbank, die er nun immer häufiger zu Spielbeginn aufsuchen muss, obwohl er gemeinsam mit Mandzukic der torgefährlichste Bayer, schon 22 Pflichtspieltore erzielt hat, öfter trifft als in der Triple-Saison, die er mit 23 Toren beendete.
Aber der Luxuskader der Bayern hat eben seine Schattenseiten, jetzt, wo alle Offensivspieler fit sind, sich insgesamt 19 Nationalspieler um die Plätze balgen. Claudio Pizarro stand gegen Wolfsburg gar nicht im Kader, Xherdan Shaqiri erlebte das Arsenal-Rückspiel nur von der Tribüne aus. Neben Müller saßen Toni Kroos, Jérôme Boateng und Rafinha auf der Bank. Stoff für Knatsch? „Jetzt kommt die wichtige Phase, dann ist es gut, dass wir alle dabei haben“, sagt Arjen Robben und entspricht damit ziemlich genau der offiziellen Sprachregelung, das alles super ist. „Am schwierigsten hat’s der Trainer – weil es nicht einfach ist, wenn man Leute enttäuschen muss.“
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Das vangaal’sche Sprichwort „Müller spielt immer“ hat derweil aber ausgedient. Der Mann mit dem Twitteraccount „@esmuellert_“ muss sich fragen lassen, warum es nicht mehr müllert. Und ist nicht gerade erfreut darüber, bei beiden Arsenal-Spielen zu Beginn nur auf der Bank gesessen zu haben. „Das ist eine andere Geschichte – und besser, dass ich nix dazu sage“, meinte er schmallippig. Nicht schön, oder? „Ja... ich sag nichts dazu.“ Abgang.
Hatte Müller unter Jupp Heynckes die fünftmeisten Einsatzminuten im Kader vorzuweisen, ist er bei Pep Guardiola im Ranking auf Platz acht abgerutscht, Tendenz fallend. Eine Startelfgarantie haben bei den wichtigen Spielen andere, Müller dagegen schaute auch schon im Pokal-Viertelfinale in Hamburg zu. Neben der Konkurrenzsituation liegt es daran, dass Müller unter Pep fast gar nicht mehr auf seiner Lieblingsposition zentral hinter der Spitze zum Einsatz kommt. Das hat Guardiola immer wieder mal ausprobiert, aber Müller, der das Risiko liebt, hat dort zu viele Ballverluste, entspricht nicht dem Pep-Gusto von totaler Kontrolle. Eine Passmaschine, das war Müller nie. Und deswegen kommen für ihn eigentlich nur noch die offensiven Außenpositionen und die Sturmspitze infrage, verknapptes Aufgabengebiet.
Ob sich Müller, an dem Barcelona interessiert ist, das auf Dauer antut?