"Mia san wieda mia!"
HANNOVER - Durch ein 3:0 in Hannover rückt van Gaals Team auf Tabellenplatz vier vor. Der Trainer sieht das Vertrauen in sich wieder hergestellt und sagt: „Wir haben diese Woche alles umgedreht.“
Es war ja das Spiel der Neuanfänge. Für die 96er war es das erste Heimspiel nach dem Selbstmord von Robert Enke. Und für die Bayern war es Spiel eins nach dem Machtwechsel.
Die Bilanz von Neu-Präsident Uli Hoeneß lautet nach dem 3:0 in der AWD-Arena: Ein Spiel, ein Sieg. Vor allem aber: Erste Ansage, erste Erfüllung. Es müsse so kommen, dass die Bayern wieder „Mir san mia“ sagen könnten, hatte Hoeneß am Freitag gefordert. Genauso kann’s nun kommen. Denn dieses 3:0 durch Tore von Müller (19.), Olic (47.) und Gomez (90.) war nicht nur der erste Bundesliga-Sieg im November, sondern tatsächlich die Rückkehr des Selbstwertgefühls. „Wir haben am Mittwoch gegen Haifa gewonnen, wir haben heute gewonnen. Das kann jetzt die Wende werden“, sagte Louis van Gaal. Vor allem für den Trainer selbst kann es die Wende werden. Der Holländer stand ja schon mit dem Rücken zur Wand; es durfte darüber spekuliert werden, ob er den Advent überhaupt übersteht in München. Bei einem vorzeitigen Champions-League-Aus am Mittwoch und einer etwaigen Niederlage in Hannover wäre Schluss gewesen, so war’s aus dem Umfeld durchgesickert.
Bei der Jahreshauptversammlung am Freitag aber wurde van Gaal von den Mitgliedern gefeiert, für die Bosse dürfte dies ein wichtiger Indikator gewesen sein. „Mein Vorstand und auch die Mitglieder haben diese Woche ihr Vertrauen für mich ausgesprochen“, bemerkte van Gaal. „Darüber bin ich sehr froh. Wir haben diese Woche auch alles umgedreht.“
Sein Team kletterte durch das 3:0 am Sonntagabend auf Platz vier der Liga, vorbei an Hamburg, Hoffenheim und Mainz. Der Abstand auf Tabellenführer Leverkusen bleibt bei vorerst bei sechs Punkten, die nächsten Aufgaben aber gegen Gladbach (Freitag, 20.30 Uhr), in Bochum und dann zum Jahresabschluss daheim gegen Schlusslicht Hertha BSC sind lösbar. „Das war eine sehr gute Woche. In den kommenden Spielen können wir den Anschluss herstellen“, sagte van Gaal. Und wer weiß, vielleicht ist ja mit neuem Selbstbewusstsein sogar das „Wunder von Turin“ drin, ein Sieg bei Juve (8. Dezember) und damit das Weiterkommen in der schon verloren geglaubten Champions League.
„Wir brauchen noch ein paar Erfolge, damit die Mannschaft zu 100 Prozent rehabilitiert ist“, sagte Philipp Lahm, der nach seiner fundamentalen Kritik am Vorstand selbst daran arbeitet, wieder voll rehabilitiert zu werden, „aber heute hat man gesehen, dass wieder der FC Bayern auf dem Platz stand." Und auf der Tribüne bemerkte auch Hoeneß, wie souverän, wie selbstbewusst seine Bayern auftraten.
„Die Mannschaft hat sich zusammengerissen", fand Torwart Jörg Butt. Sie wirkten zielstrebig und überzeugt – auch die, von denen man es kaum erwartet hätte. Thomas Müller, 1:0-Torschütze, hat sein Zwischentief überwunden, Entdeckung des Abends aber war der kroatische Flügel: Daniel Pranjic überraschte mit der stärksten Szene seit seiner Ankunft im Juni, als er hart und bananig in den Strafraum flankte, Rückkehrer Olic vollstreckte zum 2:0.
„Deutscher Meister wird nur der FCB!", sangen die Fans längst, als ausgerechnet der so oft in Frage gestellte Mario Gomez auf Pass des eingewechselten Alexander Baumjohann (!) noch das 3:0 als Schlusspunkt draufsetzte. Nach den Toren bildeten die Spieler einen Kreis, demonstrierten so auf dem Rasen eine Einheit, die der ganze Verein am Freitag während der Jahreshauptversammlung schon vorgelebt hatte. „Dieses 3:0 war für unseren neuen Präsidenten", meinte Ivica Olic, der Mann des Spiels. Und Kapitän Mark van Bommel befand: „Wir haben gezeigt, was Hoeneß während der Jahreshauptversammlung propagiert hat." Eben: Mia san wieda mia.
fil/G.J.