Mia san Gaal
MÜNCHEN - „Ordnung ist das halbe Siegen“: Das 4:0 gegen Frankfurt zeigt, dass die Bayern die Philiosophie ihres Trainer mehr und mehr verinnerlichen. Die AZ erklärt die drei wichtigsten Regeln.
Der erste Rauswurf der Saison beim FC Bayern ist perfekt. Das war's. Ende. Vorbei. Schluss. So-la-la-Fußball war gestern, fristlos gekündigt. Sein Assistent, der Schlendrian ist auch weg.
Manager Uli Hoeneß verkündete die einvernehmliche Entscheidung unmittelbar nach dem 4:0 im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Eintracht Frankfurt. Entschlossenen Schrittes war er zu den Reportern gegangen, um die Botschaft zu übermitteln. „Wir haben hier Fußball über 90 Minuten demonstriert. So stellen wir uns ,Mia san mia' vor. Das war eine Lehrstunde." Dennoch: Die Trennung kam überraschend. Noch am Samstag nach dem glücklichen 2:1 im Bundesliga-Heimspiel gegen Frankfurt hatte Hoeneß mit wenig Aussicht auf Besserung gehadert: „Ein FC Bayern, der seine Spiele nur so lala gewinnt, ist nicht der FC Bayern", erinnerte der Manager an das Selbstverständnis des Rekordmeisters und fügte hinzu: „Mia san mia – das ist nicht das, was wir momentan spielen." 4:0 ist nicht so lala. 4:0 ist dominant.
Wie ein verwundetes Tier waren die Bayern nach dem schmerzvollen 1:2 in der Champions League bei Bordeaux aufgetreten. Noch geschwächt, aber mächtig gereizt. Im zweiten Duell mit Frankfurt nun mit der alten Stärke. Den Gegner von Beginn an spüren lassen, wer die Partie gewinnt, das Spiel kontrollieren, Tore machen. Nicht überheblich, aber überlegen. Kontrollierte Arroganz. Eben: Mia san Gaal.
„Wir verstehen immer mehr, was der Trainer von uns will und können es mehr und mehr umsetzen", sagte Doppel-Torschütze Miroslav Klose. Van Gaal setzt sich mehr und mehr mit seinem Ideal des Fußballs durch: Ordnung ist das halbe Siegen. Wie er die Mannschaft nun nach und nach auf Kurs bringt. Die drei Regeln:
Ordnung behalten
Das oberste Gebot. Jeder Spieler erhält exakte Anweisungen und Vorgaben, wo seine Position auf dem Platz ist. „Wir sind in unserer Ordnung geblieben, Müller auf seiner linken Seite, Timoschtschuk auch. Das war wichtig“, sagte van Gaal nach dem 4:0. Anarchie und wilde Taktik auf dem Platz ist ihm ein Graus, ebenso das Brechstangen-Gekicke wie kurz vor Schluss am letzten Samstag. Der Holländer: „Das ist nicht mein Spiel und auch nicht das Spiel des FC Bayern."
Pressing spielen
Van Gaal nennt es „völliges Pressing". Der Gegner soll nicht zum Atmen kommen, Fehler erzwungen werden wie vor dem 3:0 als Frankfurts Franz unfreiwillig vorlegte. Aus dem Mittelfeld müssen die laufstarken Müller und Schweinsteiger ständig den Gegner attackieren. Und nicht durch eigene Fehlpässe stark machen. Denn: „Potenzial hat die Mannschaft. Wir sind ja der FC Bayern." Sagte Thomas Müller.
Die 1:1-Wechsel
Van Gaal tauscht seine Spieler immer streng nach Aufgabe und Position aus. „Ich bin schon mit der Partie gegen Bordeaux beschäftigt“, sagte er. Daher durfte Demichelis statt des am Dienstag gesperrten van Buyten üben, Pranjic auf der linken Mittelfeldseite statt Müller. Ein Reporter wollte es genau wissen: „Herr van Gaal, heißt das, Sie wollten den beiden mit Blick auf das Bordeaux-Spiel eher Spielpraxis geben als Mario Gomez?" Van Gaal schaute, als habe man ihn danach gefragt, ob er in der nächsten Partie mit elf Mann in der Startformation plane. Er drückte mit Vehemenz auf den Knopf, um das Mikrofon einzuschalten und erwiderte: „Was denken Sie?" Wie den Fragesteller strafte er nun auch den Knopf ab. Aus mit dem Ding. Ein echter Gaal.
Patrick Strasser