"Mal schauen, wie viele Frauen im Stadion sind"

Die Bayern treffen am Dienstag in Delhi auf Indiens Nationalmannschaft. Für die Gastgeber das größte Fußballspiel der Geschichte - für Ribéry & Co. eher ein Dienst am Sponsor
von  Filippo Cataldo

Die Bayern treffen am Dienstag in Delhi auf die indische Nationalmannschaft. Für die Gastgeber ist es das größte Fußballspiel der Geschichte – für Ribéry & Co. eher ein Dienst am Sponsor

Neu-Dehli - In der Player’s Lounge üben sich Thomas Müller und Toni Kroos beim Darten. Nebenan machen Jupp Heynckes, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger große Augen. Bei einer Pressekonferenz sind auch sie wohl nur selten mit Applaus empfangen worden. Der Saal ist nicht groß genug für die mehr als 200 Reporter, einige stehen vor dem Saal auf ihren Zehenspitzen, um einen Blick auf die Bayern zu erhaschen.

Noch nie zuvor hat ein Champions-League-Sieger in Indiens Hauptstadt ein Fußballspiel bestritten, dementsprechend begeistert werden die Bayern in Delhi empfangen. Am Flughafen dürfen sie den Ausgang nehmen, der normalerweise ausländischen Staatschefs und höchsten Diplomaten vorbehalten ist. Und als Botschafter des Fußballs sind die Bayern auch unterwegs. Sie sind gekommen, um der indischen Hauptstadt den Fußball näher zu bringen.

Und wie es sich für Botschafter und Superstars gehört, logieren sie im ersten Hotel am Platz, dem Oberoi. Es ist kein Komplex wie das Grand Heritage in Doha, wo die Bayern die letzten sieben Tage des katarischen Wüsten-Trainingslagers verbracht haben – sondern ein Haus, in dem man die Geschichte atmen kann.

Am Dienstag betreten sie in Delhi aber Neuland. Die Partie gegen die indische Nationalmannschaft im modernen Jawaharal Nehru Stadion (Sat 1 zeigt ab 18 Uhr eine Aufzeichnung des Spiels) wird schlicht „das größte Fußballspiel, das Delhi je gesehen hat”, sagt der deutsch-indische Journalisten und indische Fußballexperte Arunaya Chaudhuri. 45000 Zuschauer werden erwartet.

Einstweilen aber müssen sie auch etwas seltsame Fragen beantworten. Ob er sich mehr auf die indischen Frauen oder das indische Essen freue, wird Schweinsteiger gefragt. Lachend antwortet der: „Ich finde die Frauen interessanter als das Essen. Mal schauen, wie viele Frauen morgen im Stadion sind. Aber ich freue mich auch auf das Essen. Wir haben zwar unseren Koch dabei, aber vielleicht geht sich ja noch was aus.”

Wieso sind die Bayern nach Indien gereist? „Hinter diesem Spiel stecken natürlich auch wirtschaftliche Überlegungen”, bekennt Coach Jupp Heynckes offen. Sponsor und Bayern-Teilhaber Audi veranstaltet das Spiel gegen die Nationalmannschaft.

Wie populär ist Bayern in Indien? „Sie sind auf jeden Fall der Spitzenverein mit der größten Präsenz”, sagt Chau-dhuri. Vier Mal waren sie schon auf dem Subkontinent, bisher jedoch immer in den Fußballhochburgen im Süden des Landes, in Kalkutta oder auf Goa. 2005 kamen sie zum ersten Mal mit der Amateurmannschaft, 2008 feierte Oliver Kahn in Kalkutta seinen Abschied vom Profifußball, 2009 bestritten die Amateure um Thomas Müller ihr Trainingslager hier, 2010 haben die Allstars ein Spiel gemacht. „Nun will man testen, ob auch in Delhi ein Markt für Fußball besteht”, sagt Chaudhuri.

Der populärste Verein ist aber mit Abstand Manchester United. Gefolgt von Liverpool und Arsenal. „Bayern ist aber in Indien auf einer Ebene mit Real Madrid, Barcelona und Milan”, sagt Chaudhuri.

Was verspricht sich Audi vom Spiel? Derzeit findet in Delhi die indische Automobilausstellung statt. Letztes Jahr verkauften die Ingolstädter in ganz Indien nur 5000 Autos – der Durchnschnittsinder kann sich die Luxusprodukte nicht leisten. Durch das Sponsoring verspricht man sich positivere Absatzzahlen. Audis Mutterkonzern VW engagiert sich übrigens im Cricket.

Wie gut ist der indische Fußball? International gesehen höchstens drittklassig. Heynckes nimmt den Test dennoch ernst, er hat angekündigt, die erste Mannschaft aufs Feld zu schicken. Mit allen Stars.

Wie populär ist Fußball in Indien? Fußball gilt als die „größte Vereinssportart bei uns”, sagt Chaudhuri. Vor allem im Süden und im Nordosten würden fast alle Kinder Fußball spielen. Cricket sei zwar von der Popularität her „die Nummer 1 bis 12, aber danach folgt Fußball”, so Chau-dhuri.

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