Lahm klagt: Fehlt Sammer "das Gefühl"?

Lahm kritisiert seinen Sport-Boss. "Wenn der Chef zu emotional ist, verliert er irgendwann, dann ist er nicht mehr so glaubwürdig." Sammers Reaktion: "Alles gut."
Florian Bogner, Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Kapitän Philipp Lahm kritisiert seinen Sport-Boss. "Wenn der Chef zu emotional ist, verliert er irgendwann, dann ist er nicht mehr so glaubwürdig." Matthias Sammer reagiert milde: "Alles gut."

München - Matthias Sammer steht am Flughafen, zum Abflug zum Champions-League-Spiel bei Manchester City (20.45 Uhr/ZDF und Sky) bereit, und muss doch mal eben kurz auf dem Handy des Bayern-Medienchefs nachlesen, was nun schon wieder los ist.

Los ist ein Artikel der "Zeit", der am Mittwoch erscheint, in dem Philipp Lahm, Kapitän des FC Bayern, sich deutlichst negativ über öffentliche Generalkritik auslässt – und damit ja eigentlich nur ihn, den ewigen Mahner Sammer, meinen kann.

Nach Lesen der Aussagen müht sich Sammer, einen entspannten Eindruck zu machen, quält sich zu einem gewinnenden Lächeln und meint zur AZ: "Alles gut, alles bestens. Das kann er machen. Damit habe ich kein Problem."

Doch ob das die Wahrheit ist?

Im Großen und Ganzen sagte Lahm dies: Wenn ein Vereinsverantwortlicher Kritik äußern möchte, dann soll der das – Zitat Lahm – "doch bitte intern machen". Die Stoßrichtung ist klar: Er meint den Sportvorstand. Sammer hatte schließlich erst vor kurzem, nach dem 2:0-Ligasieg über Hannover, zum wiederholten Male gekrittelt, der Mannschaft "Lethargie" und "Dienst nach Vorschrift" vorgeworfen.

Was Lahm und seinen Kollegen sauer aufstieß. Deswegen spricht der Kapitän Sammer – wie zuletzt auch Präsident Uli Hoeneß – das nötige Fingerspitzengefühl ab.

"Es dauert, bis man ein Gefühl dafür entwickelt, wann der richtige Zeitpunkt für diese Form gekommen ist und in welchem Ton man das macht", sagt Lahm. "Im Moment der Kritik muss man die Emotionen zurückhalten. Wenn der Chef zu emotional ist, dann verliert er irgendwann. Dann ist er nicht mehr so glaubwürdig."

Lahm behauptet zudem: Wenn Vorgesetzte via Medien Dampf ablassen, würde das in der Mannschaft kaum Gehör finden, letztlich nur stören. "Für uns Athleten spielt das, was die Verantwortlichen in der Öffentlichkeit sagen, nicht die ganz große Rolle", sagt der 30-Jährige.

Und lobt gleichsam Pep Guardiola für seine hervorragende interne Kommunikation. Mit den Worten: "Wenn wir Spieler merken, dass die Verantwortlichen das Scheinwerferlicht nicht brauchen, dann kriegen sie von uns uneingeschränkte Rückendeckung."

Und Sammer nicht?

Tatsache ist: Die von Lahm getätigten Aussagen – übrigens schon zehn Tage alt, nur jetzt erst von der "Zeit" veröffentlicht – liefen am Regulativ der Presseabteilung des FC Bayern vorbei. Wie schon vor vier Jahren, als Lahm in einem vielzitierten Interview der Bayern-Vorstandschaft riet, sich vielleicht mal so etwas wie eine Vereinsphilosophie zuzulegen. Eine Rekord-Geldstrafe war die Folge.

Und diesmal?

Von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ist vor dem Abflug nach Manchester jedenfalls nur ein "das möchte ich jetzt nicht kommentieren" zu hören. Lahm selbst betont am Dienstag gegenüber der AZ, dass er sich im betreffenden Artikel keinesfalls falsch wiedergegeben fühlt. "Kritik intern äußern kommt immer besser bei den Spielern an", erklärt er am Flughafen.

Aber: "Das heißt nicht, dass ich den Vorstand kritisiert habe. Es heißt, dass interne Kritik den Spielern näher geht als öffentlich geäußerte."

Im Flugzeug, in Reihe fünf, neben Bastian Schweinsteiger, liest er sich die Aussagen noch mal durch. Und meint dann zur AZ: "Ich stehe dazu, was ich gesagt habe. Ich finde das okay, nicht schlimm." Denn: "Das ist die Meinung der Mannschaft."

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.