Kimmich und Co.: Die AZ erklärt Bayerns neues Machtzentrum

München - Der Muskelmann des FC Bayern ist bereit für die nächste Titeljagd: Nach seinem verletzungsbedingten Aus beim Bundesliga-Auftakt am Freitag gegen Schalke (Schlag abbekommen) trainierte Leon Goretzka am Montag wieder mit der Mannschaft – ebenso wie die zuletzt angeschlagenen David Alaba und Alphonso Davies.
Das Trio dürfte im Supercup gegen den FC Sevilla am Donnerstag also zur Verfügung stehen. Gleiches gilt für Robert Lewandowski, der wegen einer Fußprellung pausierte und behandelt wurde.
Für Trainer Hansi Flick heißt das: Auch gegen Sevilla kann er auf sein Mittelfeld-Dreieck setzen, auf das neue bayerische Machtzentrum um Goretzka, Joshua Kimmich und Thomas Müller.
"Das passt perfekt", sagt Sky-Experte Didi Hamann, einst selbst ein Weltklasse-Mittelfeldakteur, der AZ: "Es ist wichtig, im Zentrum unterschiedliche Spielertypen zu haben. Und dies ist gerade der Fall bei Bayern."
Hamann: "Kimmich sorgt für die Balance"
Kimmich sei "der Dirigent, Stratege und Organisator", erklärt Hamann: "Er spricht mehr als Thiago, der nicht der große Kommunikator war. Ich hatte bei Kimmich zunächst meine Zweifel, was die Position im Mittelfeld angeht. Aber er macht das hervorragend, besser kann man ja kaum spielen. Er sorgt für die Balance."
Und für Traumpässe im Thiago-Stil, wie gegen Schalke zu bestaunen war. Thiago zeigt seine Klasse inzwischen im Dress des FC Liverpool (siehe Seite 18), besonders Kimmich soll den Verlust des Kreativlings kompensieren.
Unterstützt wird er dabei von zwei kongenialen Partnern: Goretzka und Müller. "Goretzka ist sehr laufstark und schnell, eine Position weiter vorne bringt auch Müller das nötige Tempo mit", sagt Hamann.
Hamann: "Kimmich bietet sich als Bayern-Kapitän an"
Apropos Speed: Im Vergleich zu Bayern habe etwa Real Madrid Geschwindigkeitsnachteile, meint Hamann: "Bei Real hat man zuletzt gesehen, dass Tempo fehlt, wenn Toni Kroos, Casemiro und Luka Modric zusammenspielen. Sie sind sich zu ähnlich. Bei Bayern sieht das deutlich besser aus."
Goretzka und Müller waren gegen Schalke jeweils als Torschütze erfolgreich, Kimmich glänzte bei zwei Treffern als Vorlagengeber und bestimmte auch sonst den Spielrhythmus. Von 66 Pässen kamen 64 beim Teamkollegen an. Ein Top-Wert.
Nicht nur deshalb, weil er nun Thiagos Nummer 6 trägt, ist Kimmich Bayerns Chef auf dem Platz. Sportlich und charakterlich bringt er alles mit, um in Zukunft noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Als Spielführer?
"Er ist geeignet, Kapitän zu werden", sagt Hamann: "Es ist immer der Idealfall, wenn ein Innenverteidiger oder ein zentraler Mittelfeldspieler das Kapitänsamt innehaben, weil sie mitten im Spielgeschehen sind. Kimmich bietet sich dafür natürlich an als nächster Bayern-Kapitän."
Kimmich: "Wir fühlen uns auf keinen Fall vollendet"
Noch trägt aber Manuel Neuer die Binde, der Torhüter ist bis 2023 vertraglich an die Münchner gebunden. Und will wohl noch einige Jahre länger spielen.
Auch ohne offizielles Amt ist Kimmich längst in den Kreis der Führungsspieler aufgestiegen. Er traut sich, abseits des Platzes eine klare Meinung zu vertreten - kürzlich erst im Gespräch mit der "SZ", als er öffentlich Neuzugänge forderte.
"Die Mannschaft ist schon sehr stark, trotzdem bin ich der Meinung, dass wir uns noch verbessern müssen, auch personell", sagte Kimmich. Der Mann ist weiter gierig. "Wir fühlen uns auf keinen Fall vollendet, obwohl wir jetzt die Champions League gewonnen haben", ergänzte er: "Wir wollen eine Ära prägen - auch mit der Nationalmannschaft. Da hat meine Generation mit Blick auf Titel ja noch einiges vor sich."
Bayerns Machtzentrum bildet dafür die Basis.