"Ich fühle mich sehr gut": Gnabry hat gegen Lissabon die große Chance auf Eigenwerbung für einen neuen Vertrag

Plötzlich war Serge Gnabry wieder mittendrin – nach Abpfiff. Eine Umarmung hier, ein Abklatschen dort. Man kennt sich, man schätzt sich. Den einen, den Mitspielern, gratulierte er zum 5:0. Den anderen, den Gegenspielern aus Stuttgart, spendete er Trost nach dem 0:5. Sind ja einige Nationalspieler in den Reihen des VfB bzw. aktuell von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht berücksichtigte Profis wie Mittelstädt oder Undav.
Gnabry akzeptiert Joker-Rolle beim FC Bayern München
Außerdem ist das Schwabenland ja Gnabry-Ländle. Der 30-Jährige ist gebürtiger Stuttgarter, hat bis zur U17 in der VfB-Jugend gespielt. Da ist das Auswärtsspiel am Neckar immer eine besondere Reise für den Offensivspieler. Wenn er denn spielt. Beim VfB kam Gnabry nicht zum Einsatz, zuvor im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin nur rund 20 Minuten, beim 3:1 gegen St. Pauli vier Tage zuvor rund 25 Minuten.
Die Jokerrolle kann Gnabry, er akzeptiert es. Sein letzter Startelf-Einsatz? Vor gut zwei Wochen bei der 1:3-Pleite beim FC Arsenal. Dass er zuletzt unter Trainer Vincent Kompany kaum zum Zuge kam, hat mit dessen Kadermanagement und Belastungssteuerung zu tun. Aus den Länderspielabstellungen im Oktober und November – bei denen er wie auch bei beiden DFB-Partien im September jeweils in der Startelf stand – kehrte Gnabry mit einer Muskelblessur zurück, verpasste insgesamt drei Spiele der Bayern. Kompany braucht den komplett fitten Gnabry.

Díaz bekommt von Kompany "ein paar Tage frei"
"Ich fühle mich sehr gut", sagte er am Montagnachmittag, "letzte Woche war ich etwas angeschlagen vor Union. Dann habe ich eine Pause gemacht und fühle mich wieder fit und frisch." Nach einer kurzen schöpferischen Pause ist sein laufintensives Spiel nun wieder gefragt. Zunächst am Dienstag (18.45 Uhr, DAZN) gegen Sporting Lissabon in der Champions League, da Luis Díaz nach seiner Roten Karte vom 2:1 in Paris noch für diese eine Partie gesperrt ist.
Und auch am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) in der Bundesliga gegen den Tabellenletzten Mainz 05, da Díaz ebenso wegen seiner fünften Gelben Karte aus dem VfB-Spiel fehlt. Kompany gab dem Kolumbianer "ein paar Tage frei". Für Gnabry die Chance, da er die Rolle als Linksaußen mit Zug zur Mitte, zum Tor, liebt. Gibt Gnabry das Díaz-Double? Das ist nicht sein Spiel. Der dreifache Gnabry hat andere Vorzüge. Seine Variabilität, seine Flexibilität, sein Torabschluss.
Gnabry ist der Integrationsbeauftragte beim FC Bayern
Von letzterem war nach einem sehr starken Saisonstart zuletzt nicht mehr so viel zu sehen, sein letztes Tor im Bayern-Trikot datiert vom 1. November, als er beim 3:0 gegen Leverkusen traf. Damals sammelte Gnabry viele Pluspunkte für eine Vertragsverlängerung über Juni 2026 hinaus. Wozu es im Verein viele Pro-Stimmen, aber auch Kontra-Argumente gibt. Während man nach außen stets betont, mit Innenverteidiger Dayot Upamecano (27) unbedingt verlängern zu wollen, hält man sich bei Gnabry und einem weiteren der Top-Verdiener, Mittelfeldspieler Leon Goretzka (30), bedeckt.

Gnabrys Vorteile: Er kann in Kompanys 4-2-3-1-System als Links- bzw. Rechtsaußen agieren, auf der Zehnerposition und als hängende Spitze spielen. Er ist gereift und äußerst beliebt in der Kabine, fungiert als Nachfolger von David Alaba mittlerweile als Integrationsbeauftragte der Mannschaft. Ein Beispiel: Als der Japaner Hiroki Ito im Sommer 2024 vom VfB Stuttgart nach München wechselte, zeigte er dem Verteidiger alsbald sein japanisches Lieblingsrestaurant.
Gehalt ist ein Nachteil im Poker um einen neuen Vertrag
Gnabrys Nachteile: Sein (zu hohes) Gehalt, die steile Entwicklung von Shootingstar Lennart Karl (17) und die Rückkehr von Spielmacher Jamal Musiala (22), der nach seiner schweren Verletzung im Januar wieder mitmischen will. "Konkurrenz ist immer da, egal wer im Kader steht", sagt er selbstbewusst, "auch wenn Jamal zurückkehrt, wird sich nicht viel verändern. Solange ich meine Leistung bringe und ich fit bin, mache ich mir da keine Gedanken." Gnabrys großes Ziel trotz der Konkurrenz: Die WM-Teilnahme. Am besten mit einem neuen Bayern-Vertrag in der Tasche.