Heynckes: "Mannschaft hat noch Luft nach oben"
Als Bundesliga-Spitzenreiter will der FC Bayern auch im 150. Champions- League-Spiel auftrumpfen. Der lange Weg zum Finale in München beginnt in der Gruppenphase beim „Gelben U-Boot“ in Spanien.
Valencia/Villarreal - Mit viel Selbstvertrauen zum doppelten Europa-Jubiläum: Nach der Machtdemonstration in der Bundesliga will der FC Bayern auch in der Champions League mit dem Fernziel München seine wiedergewonnene Stärke ausspielen. 248 Tage vor dem Endspiel in der heimischen Arena beginnt der lange Weg in der Gruppenphase an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) beim FC Villarreal.
„Wir wollen ins Achtelfinale und deshalb müssen wir direkt loslegen und konzentriert spielen, damit uns da kein Missgeschick passiert“, betonte Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef warnte vor zu vielen Final-Gedankenspielen, damit die Lust nicht zur Last wird. „Man muss da aufpassen, dass aus solchen Träumen keine Alpträume werden.“ Rummenigge erwartet in den nächsten Wochen „wesentlich schwierigere“ Spiele als zuletzt – und Trainer Jupp Heynckes wusste auf der Reise ins sommerliche Spanien nur zu gut, dass auf die viel gepriesene Defensiv-Offensiv-Balance seiner Spaßfußballer nun ein härterer Belastungstest zukommt.
Auch Manuel Neuer („Ich denke, ich werde nicht arbeitslos bleiben“) wird – anders als beim 7:0 gegen Freiburg – mit mehr Beschäftigung rechnen müssen. „Natürlich werden wir in Villarreal nicht 7:0 gewinnen, das ist klar. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass meine Mannschaft noch Luft nach oben hat“, sagte Heynckes. Der in Spanien bei drei Clubs erprobte Trainer schied im Vorjahr mit Bayer Leverkusen in der Europa League in Villarreal aus, insgesamt kam er als Coach noch nie gegen ein spanisches Team weiter.
Abgesehen von den Playoffs darf der 66-Jährige erstmals seit seinem Champions-League-Sieg 1998 mit Real Madrid wieder Königsklassen-Flair auf der Trainerbank genießen. Erwartungsgemäß ohne Arjen Robben (Schambeinentzündung) hob der Sonderflieger LH 2570 am Dienstag zum 150. Champions-League-Spiel und dem 250. insgesamt im Meistercup nach Valencia ab, wo die Münchner eine knappe Auto-Stunde entfernt von Villarreal logieren.
Bei herrlicher Fernsicht konnte das Team um Dauertorschützen Mario Gomez, Geburtstagskind Thomas Müller & Co. auf dem Flug einen Teil Europas ins Visier nehmen – bei der ersten Station im Land des Welt- und Europameisters soll die schwarze Serie in Spanien beendet werden. Seit 2001 bei Real Madrid haben die Münchner dort nicht mehr gewonnen. „Diese Statistik gilt es zu widerlegen“, sagte Rummenigge vor dem Start in die schwere Gruppe mit Villarreal, dem SSC Neapel und Manchester City.
Nach 16:1 Toren in der Bundesliga und 568 Minuten ohne Gegentreffer wirkte der Bayern-Reisetross um Präsident Uli Hoeneß, der vor dem Königsklassen-Auftritt am Flughafen seine Schuhe noch einmal auf Hochglanz bringen ließ, unerschütterlich im Glauben an das eigene Können.
Aber gerade die Reise nach Spanien rief bei Rummenigge auch Respekt hervor. „Sicherlich sind Barcelona und Real Madrid höher zu bewerten als Villarreal. Aber der spanische Fußball insgesamt ist im Moment das beste, was Europa zu bieten hat“, mahnte der Vorstandschef. Rummenigge erwartet gegen das Team mit dem Spitznamen „Gelbes U-Boot“ nicht zwingend einen Sieg. Schon ein Punkt sei eine gute Basis.
Müller peilt beim heimstarken Tabellen-17. in Spanien, der gegen den FC Barcelona (0:5) und FC Sevilla (2:2) ein herausforderndes Auftaktprogramm in die Saison erwischte, indes selbstbewusst den nächsten Sieg an. „Wir sind gefestigt, ich bin guter Dinge. Natürlich muss man einen Schalter umlegen, aber das ist der leichtere Schalter“, sagte der Offensivmann.
An das Finale könne man bestenfalls „zwischen den Spielen denken“, es sei doch noch so weit weg. Aber anders als bei den Heim-Endspielen 1993 und 1997 sind die Münchner in dieser Saison wenigstens im Wettbewerb dabei.