Guardiolas Bayern-Mission: Triple oder Liebe?

Der FC Bayern startet heute in die Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Die Zukunft von Trainer Pep Guardiola ist weiter offen – genauso wie ein Königstransfer. Eine Bestandsaufnahme.
Julian Buhl |
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Bayern-Coach Pep Guardiola bei einem Vortrag in Barcelona: "In meinem Leben und mit meiner Arbeit strebe ich in Wirklichkeit keine Titel an, ich suche Liebe, nichts mehr".
dpa Bayern-Coach Pep Guardiola bei einem Vortrag in Barcelona: "In meinem Leben und mit meiner Arbeit strebe ich in Wirklichkeit keine Titel an, ich suche Liebe, nichts mehr".

München - Noch ein letztes Mal widmete Pep Guardiola seine gesamte Aufmerksamkeit seiner zweiten Leidenschaft: der Kultur. Im Literaturhaus las er Liebesgedichte des katalanischen Dichters Marti i Pol. Ab sofort hat Pep, der Poet, vorerst wieder Pause. Denn Guardiola geht nun beim FC Bayern wieder seiner hauptamtlichen Profession als Trainer nach. Nach dem Sommerurlaub bittet er seine Mannschaft heute Vormittag zum Trainingsauftakt.

Das tut er nun schon zum dritten Mal – und seine vertragliche Vereinbarung mit sieht bislang auch kein weiteres vor. Mit diesem Umstand wurde den Verantwortlichen des FC Bayern die zentrale Aufgabe für die neue Spielzeit schon gestellt. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge will sich „wie vereinbart im Laufe der zweiten Jahreshälfte“ mit dem Spanier unterhalten – und das „in aller Ruhe“.

„In meinem Leben und mit meiner Arbeit strebe ich in Wirklichkeit keine Titel an“, sagte Guardiola zuletzt: „Ich suche Liebe, nichts mehr.“ Guardiola weiß aber, dass beim FC Bayern nicht ganz so hedonistisch zugeht. Dort gilt auch weiterhin und auch für ihn: „Nur das Triple ist genug!“ So hatte er den bayerischen Anspruch noch in der vergangenen Saison, die ja „nur“ mit der 25. Jubiläumsmeisterschaft endete, selbst formuliert. In seinem Debütjahr gewann er neben Meistertitel noch den Pokal, in der Champions League war für ihn und sein Team jeweils im Halbfinale Schluss – ausgerechnet von Spaniens Granden Real Madrid und Peps alter Liebe, dem FC Barcelona, wurden den Bayern dabei die internationalen Grenzen aufgezeigt. Nun starten die Guardiola-Bayern ihren dritten Versuch, die Champions League zu gewinnen.

Porträt: Das ist Bayerns möglicher Neuer!

Vor dem Startschuss sind aber viele Fragen offen. Bisher wurden nur Ersatztorwart Sven Ulreich, der sich beim VfB Stuttgart über fehlendes Vertrauen beklagte, und U21-Nationalspieler Joshua Kimmich, der für rund acht Millionen Euro ebenfalls vom VfB kommt, verpflichtet. Dazu kommen die Rückkehrer Pierre-Emil Höjbjerg, Jan Kirchhoff und Julian Green. Sehr weit sollen zudem die Verhandlungen mit Douglas Costa von Schachtjor Donezk gediehen sein. Der Brasilianer, als Ersatz für den verletzungsanfälligen Franck Ribéry gedacht, würde rund 30 Millionen Euro kosten.

Und sonst? Viele Gerüchte, wenig Konkretes. Die Bayern wollen „nur etwas machen, wodurch unsere Qualität noch einmal verbessert wird“, hatte Rummenigge angekündigt. Darüber, ob Ángel Di María von Manchester United diesem Anspruch gerecht wird und eine Ablöse, die sich Richtung 70 Millionen Euro bewegen dürfte, wert ist, haben sie beim FC Bayern noch nicht abschließend befunden. Zuletzt wurde über ein angebliches Interesse an William Carvalho berichtet. Der 23 Jahre alte Kapitän der portugiesischen Auswahl machte mit überragenden Auftritten bei der U21-EM auf sich aufmerksam. Laut „Correio da Manha“ soll der Sechser in Diensten von Sporting Lissabon eine Ausstiegsklausel über 45 Millionen Euro in seinem Vertrag stehen haben.

Immerhin scheint das Thema Bastian Schweinsteiger geklärt zu sein, über dessen Abschied Richtung England spekuliert worden war. Der 30-Jährige bekannte sich zu „seinen“ Bayern. „Ich würde gerne noch einmal die Champions League gewinnen, aber auch nochmal so erfolgreich spielen wie in den vergangenen Jahren“, sagte Schweinsteiger. Diese nun veröffentlichten Aussagen am Rande eines Werbedrehs sind allerdings schon 40 Tage alt. Besonders reize ihn die bislang noch nicht dagewesene vierte deutsche Meisterschaft in Serie. Ach ja, die „Rekord-Meisterschaft“, ein fast schon selbstverständliches weiteres Saisonziel der Münchner, das auch Thomas Müller „persönlich gut gefallen“ würde.

Nach den zahlreichen Verletzungsproblemen in der vergangenen Saison kann Guardiola wieder auf die zuletzt fehlenden Arjen Robben, David Alaba und Javi Martínez, bauen. Bei Holger Badstuber und Ribéry ist eine Rückkehr dagegen nicht absehbar. Vor allem der Franzose, der seit März ausfällt, ist genervt, dass an seinem verletzten Sprunggelenk wenig Besserung eintritt. Zuletzt sprach er gar von einer „Katastrophe“.

Auch zahlreiche Nationalspieler wie Schweinsteiger, Jérôme Boateng, Mario Götze oder Robert Lewandowski werden zunächst fehlen, da sie wegen ihrer Länderspiel-Einsätze noch bis 11. Juli Urlaub haben. Dann findet die offizielle Team-Präsentation in der Allianz Arena statt. Einen Tag später geht’s zum Telekom Cup nach Gladbach, an dem auch Augsburg und der Hamburger SV, der am 14. August erster Bundesliga-Gegner ist, teilnehmen. Dann werden die großen Koffer gepackt. Die Bayern verabschieden sich ab 16. Juli für neun Tage auf eine China-Tour mit Spielen gegen den FC Valencia, Inter Mailand und Guangzhou Evergrande. Zurück in München steht beim Supercup das erste Kräftemessen mit Pokalsieger VfL Wolfsburg auf dem Programm. Die Generalprobe vor dem Pflichtspielstart, dem Pokalspiel in Nöttingen (7.-10. August) in steigt aber am 3. und 4. August beim Audi-Cup in München mit Real Madrid, Tottenham Hotspur und dem AC Mailand.

Die Erwartungen sind klar, wie Sportdirektor Matthias Sammer zuletzt dargelegte: „Die Mannschaft muss ihre Ausstrahlung, ihre Dominanz wieder stärker darstellen, die Spieler können mehr Verantwortung übernehmen.“ Damit das Triple 2016 kein Traum bleibt.

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