So schlecht wie einst Sören Lerby: Das Ende von Thomas Tuchels Schonfrist beim FC Bayern?

Zwei Titel futsch und die Tabellenführung nun auch noch – der FC Bayern am "Tiefpunkt". Das blamable 1:3 in Mainz macht Trainer Thomas Tuchel ratlos. Dessen Bilanz nach sieben Spielen ist unterirdisch.
Patrick Strasser |
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Nur zwei Siege in sieben Spielen: Zusammen mit Trainer-Flop Sören Lerby hält Thomas Tuchel nun den Negativ-Rekord für die schlechteste Bilanz als Coach des FC Bayern. Wie es zu diesem Absturz kommen konnte, kann sich der 49-Jährige immer weniger erklären.
Nur zwei Siege in sieben Spielen: Zusammen mit Trainer-Flop Sören Lerby hält Thomas Tuchel nun den Negativ-Rekord für die schlechteste Bilanz als Coach des FC Bayern. Wie es zu diesem Absturz kommen konnte, kann sich der 49-Jährige immer weniger erklären. © sampics/AK

München - Das 1:3 in Mainz warf unzählige Fragen auf und diejenigen, die sich womöglich beantworten könnten, waren ratlos. "Es sind zu viele Niederlagen, zu viele in derselben Art und Weise. Ich finde, dass wir immer eine gewisse Grundleidenschaft brauchen im Spiel. Die hatten wir nicht", sagte der Trainer des FC Bayern.

Die Erkenntnis des angefressenen Chefcoachs: "Wenn es dann irgendwie so wirkt, als würden wir einen Dienst abhalten müssen und nicht mehr so richtig die Leidenschaft da ist, dann ist das ein Punkt, an dem wir was verändern müssen, und da sind wir gerade. Es geht um das große Ganze."

Vier Bayern-Spiele in Serie ohne Sieg gab's zuletzt im Oktober 2018

O-Ton Julian Nagelsmann. Ort: Mainz. Zeitpunkt: 30. April 2022. Knapp ein Jahr später, selber Ort, selbes Ergebnis, beinahe dieselbe Mannschaft. Und dieselben – nein – noch größere Probleme. Denn damals waren die Bayern eine Woche zuvor bereits Meister geworden. Diesmal zeigte sich Thomas Tuchel restlos bedient und ratlos. Die Sorgen seines Vorgängers von damals, mit der Schale in der Tasche, hätte der 49-Jährige jetzt gerne.

Vier Pflichtspiele ohne Sieg wie zuletzt im Oktober 2018 lassen den Verein erschüttern, von oben bis unten. Eine Ergebniskrise, eine Tabellenkrise, eine Titelkrise. Die Mannschaft im Tal, die Führung des Vereins in der Kritik, in Person des Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn womöglich kurz vor der Ablösung.

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Dem FC Bayern droht eine Spielzeit ohne Titel

Durch das 1:3 in Mainz an diesem Samstag verspielten die Bayern die Tabellenführung, ließen Borussia Dortmund dank des überzeugenden 4:0 gegen Frankfurt vorbei – und auf einen Punkt Abstand wegziehen. Nach zehn Meisterschaften hintereinander droht eine titellose Saison, laut Kahn "für uns alle eine Katastrophe, wenn das eintritt". Sportvorstand Hasan Salihamidzic sprach mit zusammengekniffenen Lippen von einem "Tiefpunkt".

Thomas Tuchel sah blass aus, als er nach Erklärungen suchte und – bemerkenswert offen – kaum welche finden konnte. "Ich weiß es nicht." Oder: "Ich weiß nicht, wieso..." Viele seiner Antworten begannen derart. "Ich weiß nicht, wieso. Die Punkte gehen wie Sand durch die Hände", sagte er an seiner ehemaligen Wirkungsstätte, an der er von zahlreichen Mitarbeitern und den Fans der 05er warmherzig empfangen wurde.

Seine Mannschaft könne sich "nicht mehr auflehnen, wenn Dinge schieflaufen", meinte Tuchel nachdem diese erneut eine Führung und dann den Sieg nach der Pause binnen 14 Minuten aus der Hand gab. 16 Punkte hat Bayern nach Führung diese Saison verspielt – ohne diesen Makel wäre man nun schon fast durch. Das Team sei "komplett auseinandergebrochen", kritisierte Präsident Herbert Hainer sauertöpfisch.

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Über Tuchel will Kahn nicht diskutieren

Julian Nagelsmann wurde entlassen, als Bayern noch in allen Wettbewerben war – mittlerweile kann sich der 35-Jährige Visitenkarten drucken lassen: Virtuelles Triple 2023. Tuchel sei "der letzte, über den wir diskutieren müssen", sagte Kahn. Wirklich? Für den ehemaligen Bayern-Trainer Felix Magath mache die Mannschaft einen "führungslosen und disziplinlosen" Eindruck.

Tuchels Bilanz: Exakt so schlecht wie die von Sören Lerby

Die Schlussfolgerung des 69-Jährigen am Sonntag im Sport1-"Doppelpass": "Der Trainerwechsel kam zu spät." Natürlich wird Tuchel geschützt, aber wie lange? Die Schonfrist für die Spieler, das zeigte der Wutausbruch von Kahn in Mainz, ist nun definitiv abgelaufen.

Bislang alleiniger Negativ-Rekordhalter: Sören Lerby.
Bislang alleiniger Negativ-Rekordhalter: Sören Lerby. © imago

Tuchels Bilanz der ersten sieben Spiele nach seiner Übernahme ist nun exakt so schlecht wie die von Sören Lerby ab Oktober 1991: Zwei Siege, zwei Remis, drei Pleiten. In jenem Herbst wollte Sportdirektor Udo Lattek, die Trainerlegende der Münchner aus den 70er und 80er Jahren, Bayerns ehemaligen Spielmacher Lerby für den 1. FC Köln als Trainer verpflichten.

Manager Uli Hoeneß spritzte dazwischen! Auch wenn Tuchel im Vergleich zu Lerby ein Chefcoach von internationalem Renommee und mit viel mehr Erfahrung ist, sind die Parallelen zu erkennen.

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  • Wolff am 26.04.2023 11:55 Uhr / Bewertung:

    Alle übersättigten Titelträger raus aus der Mannschaft und die zweite (vielleicht ja doch noch hungrige) Garde ranlassen. Viel schlimmer kann's eh kaum noch kommen.

  • Radlrambo am 26.04.2023 09:21 Uhr / Bewertung:

    Als Bayern-Fan hoffe ich inständig auf einen Sieg der Berliner. Es ist das beste, was dem FC Bayern momentan passieren kann.

  • Senf am 25.04.2023 13:07 Uhr / Bewertung:

    Der FCB war bis vor kurzen noch ein Verein, in dem, so hört man, eine gewisse familiäre Wärme herrschte. Das war ein wichtiges Pfund, denn der FCB hat keinen Scheich, der so eben mal zum Spielerkauf eine Milliarde spendieren wollte und Fernsehgelder sind bei uns auch nicht so üppig wie im UK. Seit 2021 lenken nun ungelernte Fußballmanager die Geschicke und wen wunderts, es ist kalt geworden im Verein. Man kauft Spieler, obwohl sie nicht ins Spielsystem passen und setzt sie auf die Bank. Vermutlich hofft man auf kommerziell lukrative Weiterverkäufe. Die Managerdarsteller wundern sich unterdessen über das Auseinanderfallen der Mannschaft und äußern sich kryptisch, unverständlich oder garnicht Es könnte einem die Hutschnur platzen, aber bei all den Fehlleistungen ist jetzt nicht die Zeit, Schuldige zu suchen. Wer auch immer dazu das Kreuz hat, er muss jetzt die Mannschaft und den Trainer stärken.

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