FC Bayern München: Kommt jetzt eine bessere Rückrunde
München - Wegen Rio de Janeiro muss Carlo Ancelotti am Freitag frieren, es wird den Italiener richtig frösteln. Bis zu minus zehn Grad sind für den Abend vorausgesagt, wenn der FC Bayern in Freiburg beim Sportclub antritt (20.30 Uhr, ARD und Sky live und im AZ-Liveticker), im zugigen Schwarzwald-Stadion an der Dreisam. Die Olympischen Spiele in Brasilien und die Abstellungen der Bundesliga-Profis für die Hrubesch-Elf im August sind der Grund, warum die DFL den letzten Spieltag der Hinrunde in den Januar verschob.
"Es ist auch in München sehr kalt", meinte Ancelotti, "auch für die Freiburger wird es kalt. Keiner hat einen Vorteil." Carlo ist Pragmatiker, 2017 wie 2016, der Mann bleibt sich treu. Mit einem Pünktchen kann Bayern nun also Herbstmeister werden, zu Beginn des neuen Pflichtspiel-Jahres. Klingt komisch, ist aber so. Die Rückrunde beginnt offiziell erst kommendes Wochenende, der Ernst des Lebens für die Bayern und "Carlo cool" schon jetzt.
29 Bundesliga-freie Tage sind vorbei, man trainierte eine Woche wie gewohnt auf den Tip-Top-Grüns von Katars Wüste. Die Winterpause im Schnelldurchlauf: Ein Testspielchen gegen einen belgischen Zweitligisten, ein Titelchen beim "Telekom"-Cup, ein Verletzter (Thiago), eine Operation (Boateng) und zwei Abgänge (Badstuber wurde an Schalke ausgeliehen, Nachwuchs-Stürmer Green an Zweitligist VfB Stuttgart verkauft).
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Mannschaft in guter Verfassung
"Die Mannschaft ist physisch und mental in einer sehr guten Verfassung", erklärte Ancelotti, der durch tatsächlich verbesserte Deutschkenntnisse bei seiner ersten Pressekonferenz des Jahres in München überraschte. Seine Statements bleiben überschaubar aussagekräftig: "Wir haben sehr gut gearbeitet in der Winterpause, um nun bereit zu sein."
Für den Angriff auf das Triple. 2014, 2015, 2016 scheiterte Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola bei drei Versuchen. Die Spielzeiten unter dem Spanier verliefen stets nach ähnlichem Muster. Im Spätsommer und Herbst erdrückte man die Gegner, begeisterte mit erfolgreichem Ballbesitz-Fußball. Totale Dominanz! Zur Winterpause hatte man riesigen Vorsprung, stand dann im März (2014), April (2015) oder Mai (2016) schon als Meister fest.
Spielen die Bayern nun die bessere Hälfte?
Wenn es in der Champions League vor allem im Halbfinale um die großen Fleischtöpfe ging, wirkte die Pep-Truppe seltsam satt, müde und überspielt. Mental und physisch ausgepowert von einem Coach, der jedes Training auf Königsklassen-Niveau durchzieht. Nach dem Champions-League-Triumph 2013 unter Jupp Heynckes soll es nun sein Seelen- und Pragmatismus-Verwandter Ancelotti richten.
Die Aufgabe: Topform schieben! Spielen die Bayern nun die bessere Hälfte?
Der letzte Eindruck 2016 war das furiose 3:0 gegen RB Leipzig, womit die Bayern dem Aufsteiger und neuen Rivalen einen Denkzettel mit Langzeitwirkung mit in die Pause gegeben hatten. "Wir wollen in Freiburg genau so gut spielen", sagte Ancelotti, der auf eine bessere Vorstellung seiner Mannschaft hofft, wenn der Vorhang nun zum zweiten Mal fällt. Und der direkte Vergleich?
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Absolvierte Hinrunde mit anstehender Rückrunde? "Es ist jetzt anders, weil wir sechs Monate zusammengearbeitet haben", dozierte Ancelotti, "von daher ist unser Spiel natürlicher." Und selbstverständlicher, meinte er wohl. Ob man sich wirklich besser gefunden hat, werden die Ergebnisse zeigen. Schon in knapp vier Wochen kommt der FC Arsenal zum Achtelfinal-Hinspiel der Champion League.
"Jedes Spiel ist eine Prüfung, kann schwierig sein. Das Wichtigste sind unsere Verfassung, unsere Kontinuität und unsere Motivation." Ancelottis kleines Einmaleins. In Freiburg muss er auf Jérôme Boateng verzichten, der nach seiner Schulter-Operation seine Reha derzeit in Dubai absolviert. Thiago fehlt wegen eines Muskelfaserrisses, auch der Einsatz des zuletzt angeschlagenen Arturo Vidal ist fraglich.
Dafür ist Kingsley Coman (nach Sprunggelenksverletzung) dabei und wird auf der Bank sitzen. Und frieren. Wie die Freiburger auf der anderen Seite auch.