FC Bayern: Lucas Hernández macht David Alaba vergessen - doch ein letztes Manko bleibt
München - Es sind martialische Worte, die charakteristischer aber kaum sein könnten. "Wenn nötig, würde ich auf dem Platz sterben", sagte Lucas Hernández einmal. Allzu oft konnte der französische Weltmeister das in den ersten beiden Jahren nach seinem Rekord-Wechsel von Atlético Madrid allerdings nicht zeigen.
Bei seiner Ankunft in München war der Abwehrspieler gerade erst von einer langwierigen Innenbandverletzung genesen, schon nach wenigen Wochen in München setzte ihn eine Verletzung am Sprunggelenk für mehrere Monate außer Gefecht. Auch in der Folge hatte der 25-Jährige regelmäßig mit Verletzungen zu kämpfen, die ihn immer wieder zurückwarfen.
Hernández über Verletzungsmisere: "Schlimmste Zeit meiner Karriere"
"Die ersten eineinhalb Spielzeiten war ich verletzt, das war definitiv die schlimmste Zeit meiner Karriere, sehr kompliziert", gab der Abwehr-Spezialist Anfang Dezember im Interview mit dem "kicker" zu. "Zunächst habe ich sechs Monate gefehlt, dann war ich zwei Monate auf dem Rasen, dann wieder vier draußen. Wenn du nicht jeden Tag mit deinen Mitspielern zusammen und viel allein bist, belastet dich das."
Auch zu Beginn dieser Saison hatte der 25-Jährige mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Aufgrund einer Meniskusverletzung, die er sich bei der Europameisterschaft zugezogen hatte, musste Hernández operiert werden und verpasste neben der ersten Saisonvorbereitung unter Neu-Trainer Julian Nagelsmann auch die ersten drei Saisonspiele.
FC Bayern: Hernández ist unter Nagelsmann absolut gesetzt
Seit seiner Rückkehr Mitte September hat sich der in Marseille geborene Defensiv-Spezialist allerdings deutlich stabilisiert und ist aus der Stammelf der Bayern nicht mehr wegzudenken. Ab dem 4. Spieltag stand Hernández in jedem Ligaspiel in der Startelf und stellte seine Qualitäten als giftiger Zweikämpfer mit gutem Auge im Spielaufbau unter Beweis.
Zur Winterpause blickt der 25-Jährige auf seine mit Abstand beste Halbserie im Bayern-Trikot zurück, was sich auch statistisch belegen lässt: Hernández gewann in der Hinrunde herausragende 67 Prozent seiner Zweikämpfe und belegt damit im Bundesliga-Ranking Platz vier. Einzig Willi Orbán von RB Leipzig (68 Prozent), Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach, 68 Prozent) und Mohamed Simakan (RB Leipzig, 69 Prozent) weisen nach 17 Spieltagen eine noch bessere Quote auf.
Auch dank Hernández: Der FC Bayern steht hinten deutlich stabiler
Julian Nagelsmann präsentierte sich während der Hinrunde als großer Fan von "Luci", wie er den Franzosen gerne nennt. "Ich mag es, wenn ein Verteidiger seiner Bezeichnung auch gerecht wird", meinte der Bayern-Coach vor einigen Wochen über die Zweikampfstärke seines giftigen Abwehrspielers.
Auch dank Hernández zeigen sich die Bayern in dieser Saison im Vergleich zur Vorsaison deutlich stabiler in der Abwehr. Mit 16 Gegentreffern stellen die Münchner zur Winterpause zusammen mit dem SC Freiburg die beste Defensive der Liga. Zum selben Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit hatten die Münchner bereits 25 Tore kassiert.
Vorstandsboss Oliver Kahn hob die neu gewonnene Stabilität in der Defensive zuletzt ebenfalls hervor. "In den letzten beiden Saisons haben wir zu viele Gegentore bekommen, standen insgesamt defensiv nicht optimal", meinte der einstige Weltklasse-Torhüter im Herbst: "Das ist ganz wichtig. Das ist die Basis, um erfolgreichen Fußball zu zeigen."
FC Bayern: Lucas Hernández profitiert von Abwehr-Umbruch
In die Karten spielten Hernández bei seiner jüngsten Entwicklung auch die Abgänge von Jérôme Boateng und insbesondere David Alaba, den es im Sommer nach 13 Jahren beim Rekordmeister zu Real Madrid zog. Der Österreicher hatte seit Hernández' Verpflichtung stets den Vorzug erhalten, zunächst auf der Linksverteidigerposition und später als Abwehrchef im Zentrum. Es sind genau die beiden Positionen, auf denen auch der Franzose beheimatet ist.
Dank Hernández' konstanter Leistungen trauert Alaba in München kaum noch jemand hinterher - ein letztes Manko bleibt allerdings im Vergleich zum Österreicher: Wie seine Nebenleute ist der Weltmeister von 2018 noch immer zu still auf dem Platz. Klare Kommandos, wie man sie bei einem Innenverteidiger auf Weltklasse-Niveau voraussetzt, hört man auch von ihm zu selten. "Das ist ein extrem wichtiger Punkt, was unsere gesamte Defensive lernen muss", monierte Nagelsmann vor einigen Wochen: "Wir müssen hinten lauter werden."
Auch wenn es auf dem Platz im Umgang mit der deutschen Sprache noch etwas am Selbstbewusstsein mangelt, scheint Hernández in München und beim FC Bayern schon längst heimisch geworden zu sein. "Ich fühle mich im Verein wie auch in der Stadt sehr wohl. Der FC Bayern ist einer der besten Klubs der Welt", schwärmte der 25-Jährige Anfang Dezember und steckt sich weiter große Ziele: "Ich fühle mich gut, bereit und bin motiviert – ebenso wie meine Mannschaftskollegen. Wir haben Lust darauf, weiter Geschichte zu schreiben und Titel zu gewinnen." An seiner Einsatzbereitschaft wird es nicht scheitern.

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