FC Bayern im Titelkampf gegen Dortmund: Plötzlich Vize – und wie geht es weiter?

Nur ein Fußball-Wunder kann noch verhindern, dass der FC Bayern seine erste titellose Saison seit 2012 erlebt. Ein sportliches Debakel, das dann weitreichende Folgen hätte.
von  Patrick Strasser
Schaler Beigeschmack: Bayern-Coach Thomas Tuchel ist nach München gekommen, um Titel zu holen. Nun muss er wahrscheinlich Dortmund den Vortritt lassen.
Schaler Beigeschmack: Bayern-Coach Thomas Tuchel ist nach München gekommen, um Titel zu holen. Nun muss er wahrscheinlich Dortmund den Vortritt lassen. © IMAGO/Ulrich Wagner

München - Die Lederhosen sind im Gepäck, für den Fall der Fälle. Sichern sich die Bayern doch noch die Meisterschale am 34. Spieltag, wird nach dem Rückflug aus Köln am Samstagabend in der Event-Location "Motorworld" im Stadtteil Freimann zünftig gefeiert. 

Die Nacht der Tracht ist unwahrscheinlicher als eine verbale Tracht Prügel in Form von Häme aller Nicht-Bayern-Anhänger des Landes, wenn Borussia Dortmund den Zwei-Punkte-Vorsprung ins Ziel bringt.

FC Bayern: Ohne Meistertitel auch kein Empfang bei OB Reiter

Erleben die erfolgsverwöhnten Bayern ihr erstes titelloses Saisonende seit 2012, lautet der Dresscode für die interne Saisonabschlussfeier: Casual. Lässig wird die Stimmung sicher nicht sein, auch der Empfang am Sonntagnachmittag bei OB Dieter Reiter (SPD) im Rathaus samt Feier auf dem Balkon mit den Fans fällt dann natürlich flach.

Zufrieden wird man beim FC Bayern so oder so nicht sein

Flach wie der Output dieser Horror-Saison für den Rekordmeister, der erstmals seit 2012 einem anderen Verein (damals auch dem BVB) zum Meistertitel gratulieren müsste.

In den K.o.-Wettbewerben kam der Knockout jeweils im Viertelfinale, in der Champions League gegen Finalist Manchester City, im Pokal gegen Freiburg. "Das wird keine Saison mehr, mit der wir zufrieden sind – ganz egal, wie es am Ende ausgeht", sagte Trainer Thomas Tuchel am Freitagmittag an der Säbener Straße.

Original-Meisterschale liegt schon in Dortmund bereit

Käme man bei einem Patzer des BVB gegen Mainz unverhofft doch noch zur elften Meisterschaft in Folge, müsste man sich nicht schämen, wäre aber sicher ein wenig peinlich berührt. Tuchel wurde von einer Reporter-Frage überrascht, ob man Manuel Neuer mit nach Köln nehme.

Schließlich ist der Torhüter, aktuell im Aufbauprogramm nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch der Kapitän der Bayern, und dürfte bei einem meisterlichen Überholmanöver die Schalen-Kopie (das Original ist bei Tabellenführer Dortmund im Signal-Iduna-Park) entgegennehmen.

Auf Kampfansagen Richtung BVB verzichtete Tuchel. Er klang nicht danach, als glaube er an ein Wunder. Auf Tuchels erstes Mal in Lederhose müssen die Fotografen bis in den Herbst warten, bis zum traditionellen Oktoberfest-Besuch der Bayern. Was bedeutet die erste titellose Saison für die Münchner nach elf Jahren noch?

Neue Top-Transfers könnten den FC Bayern ordentlich Geld kosten

Massiver Transfer-Druck: Im Sommer 2007 verpflichtete man nach dem Verpassen der Champions League (der Worst-Worst-Case) Franck Ribéry, Luca Toni, Miroslav Klose und weitere Stars. Nach dem Triple-Vize-Drama samt dem verlorenen "Finale dahoam" 2012 gegen Chelsea kam mit Matthias Sammer ein neuer Sportdirektor, für Javi Martínez wurde die Rekordablösesumme von 40 Millionen Euro bezahlt.

Und nun? Ein Mittelstürmer und ein Sechser von Weltklasse-Format müssen unbedingt her – könnte im Gesamtpaket samt Gehalt an die 200 Millionen Euro kosten.

FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel nimmt die Verantwortung auf sich

Ein beschädigter Trainer: Tuchel konnte die Titel-Träume nicht erfüllen, scheiterte in allen drei Wettbewerben. "Diese Verantwortung trage ich zu 100 Prozent", sagte er, "das wird mir auch keiner ausreden." Hätte man Julian Nagelsmann nicht schon am 23. März gefeuert, sondern erst nach Saisonende, würde Tuchel ohne Kratzer in die nächste Spielzeit gehen.

Zu spät. Hätte, hätte.

Wie weiter mit Salihamidzic und Kahn? Am 30. Mai gibt es eine Entscheidung

Ein Opfer bei den Bossen: Am 30. Mai findet die Aufsichtsratssitzung statt. Dann wird unter dem Vorsitz von Präsident Herbert Hainer und gemäß des Segens von Vereinspatron Uli Hoeneß über die Zukunft von Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, für Trainer Tuchel "natürlich die maßgeblichen Ansprechpartner für mich bisher", entschieden. Kommt es zum großen Knall und der Ablösung von beiden Führungskräften?

Man hätte dann einen (oder zwei) Schuldige(n) für die Öffentlichkeit – und würde so die Mannschaft sowie den Trainer etwas aus der Schusslinie nehmen. Hainer selbst oder der eigentlich scheidende Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen könnten als Übergangslösung nachfolgen.

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