FC Bayern: Grummeln in Kuwait

Kuwait City - Nach oben? Sicher. Sind sie ja gewohnt, „oben sein“. Siebtes Stockwerk, Sky Lounge. Mahagoni, Glas und Marmor, freier Blick auf den Persischen Golf. Nach acht Tagen Katar endete das Wintertrainingslager des FC Bayern am Montagabend über den Dächern von Kuwait City, ein Cocktailempfang in einem weiteren Öl-Emirat. Eines Alles-Gewinners absolut würdig, runder Abschluss nach einem Besuch beim Emir und einem glatten Sieg über den kuwaitischen Meister. Aus den Boxen dröhnte Elektro-Musik, doch nach Party war den Bayern-Stars nicht: Sie wollten nach einem langen Tag einfach nur ins Bett.
Eigentlich harrten nur Matthias Sammer und Pep Guardiola länger aus, standen um kurz vor 22 Uhr Ortszeit eng zusammen, blickten gebannt auf ein Tablet vom Scheich und das Handy von Mediendirektor Markus Hörwick, der sich die Vorkommnisse bei der Weltfußballerwahl von einer Mitarbeiterin per Whats-App livetickern ließ. Als einer „Ronaldo“ schrie, löste sich das eben noch so hoffnungsfrohe Grüppchen enttäuscht auf. „War ja klar“, raunte Sammer.
Zuvor gab er jedoch noch sein Fazit der Reise in den Mittleren Osten ab – und war dabei wieder ganz in seinem Element. „Wir hätten auch in Rückstand geraten können“, sammerte der Sportdirektor über das zuvor erlebte 8:0 (!) gegen den Kuwait Sporting Club (Tore: 2x Müller, 2x Götze, 2x Thiago, Pizarro und Green) und appellierte an die Spieler, sich von den Siegen in Kuwait gegen den sudanesischen Meister Al-Merrikh (2:0) doch bitteschön nicht blenden zu lassen. „Ein bisschen Grummeln habe ich, weil es ein bisschen zu simpel ging. Man findet ja fast schon keine Superlative mehr – aber mit Gladbach erwartet uns bald ein ganz anderer Gegner.“ Sprach's und ging in die Heia.
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Man kann es durchaus als anstrengend bezeichnen, das Tagwerk, dass die Bayern zuvor vollbracht hatten. Lukrativ sicher auch: Organisiert wurde der Trip von der Audi-Mutter VW, die ihren Bekanntheitsgrad im Mittleren Osten, wo japanische Automarken dominieren, steigern möchte. Morgens noch in Doha aufgewacht, jettet man alsbald gen Nordwesten, 75 Minuten Flug. In Kuwait angekommen, ein bombastischer Staatsempfang: Schon an der Gangway schüttelte ein Spalier aus kuwaitischen Würdenträgern jedem Fluggast die Hand, durch das feudale Privat-Terminal des Emirs ging's ohne Umschweife nach draußen, von wo aus man mit Polizeieskorte an die Küste brauste, in den „Bayan“-Palast der Herrscherfamilie. Dafür sperrten die Kuwaiter sogar kurzzeitig eine Autobahn.
Der 84-jährige Emir selbst war dann aber kurzfristig verhindert, weil er eine syrische Delegation begrüßen musste – Krise vor Fußballklub. Premierminister Scheich Jaber Al-Mubarak Al-Hamad Al-Sabah, ein Cousin des Emirs, und Kronprinz Scheich Nawaf Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah übernahmen letztlich die Gastgeberehren, empfingen die Bayern in einem riesigen Amtszimmer, turnhallengroß. Reich sind sie in Kuwait. Wolkenkratzer schießen aus dem Boden, grün ist es in der Wüste. Der Emir-Palast steht auf einem weitläufigen Gelände. Arabische Bögen, viel Marmor, dutzende Springbrunnen, eine riesige Moschee. Und rot-weiße Blumen in des Emirs Vorgarten, bayern-farben. Knapp 20 Minuten blieben die Bayern, reihten sich auf für Fotos. Ein wenig spaßig durfte es auch sein. Guardiola ging an ein Telefon, das neben ihm stand. „Hello?“, imitierte er. Sammer lachte.
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„Es war ein warmer Empfang“, sagte Robben. 200 Fans waren nach Kuwait mitgereist. Und ja, tatsächlich: Auch vor dem Hotel sangen sie „Super Bayern, super Bayern, hey, hey!“ – wie später auch im Stadion, beim 8:0, vor allem der Block des ortsansässigen Fanklubs, das den fünffachen Titelträger von 2013 mit „Willkommen Helden Quintett“ per Plakat begrüßt hatte. Von dem Fanklub gab's oben in der Sky-Bar schließlich noch ein Präsent: Ein güldenes Abbild Katars mit allen Wahrzeichen. Und die Bitte, irgendwann nochmal wieder zu kommen.