FC Bayern als TSG Underdog München? Plötzlich steht die Final-Tauglichkeit in Frage

Vor einem Jahr blies der FC Bayern zum Start der Champions League zur Jagd auf den Henkelpott, diesmal macht ihn vor allem Patron Hoeneß eher klein. Der FC Chelsea wird direkt zur Bewährungsprobe.
Patrick Strasser |
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Hohe Ambitionen auf internationalem Parkett – oder plötzlich doch nur Außenseiter? Die erste Bewährungsprobe für Bayern-Trainer Vincent Kompany heißt am Mittwoch Chelsea.
Hohe Ambitionen auf internationalem Parkett – oder plötzlich doch nur Außenseiter? Die erste Bewährungsprobe für Bayern-Trainer Vincent Kompany heißt am Mittwoch Chelsea. © sampics

Vor ziemlich genau einem Jahr, als die Champions League Mitte September in die neue Saison mit der erstmals ausgetragenen Ligaphase startete, hatten die Bayern eine Vision, ein konkretes Ziel. Der Sehnsuchtsort lag so nahe, im eigenen Stadion, schien gar nicht so fern.

Das Endspiel der Königsklasse in der Allianz Arena, das zweite "Finale dahoam" nach 2012, war in aller Munde und in den Köpfen verankert. Nach den überzeugenden Duellen im Achtelfinale gegen den amtierenden Double-Sieger Bayer Leverkusen (3:0, 2:0) schien die Tür Richtung (Halb-)Finale weit geöffnet. Doch die alten Herren von Inter Mailand versperrten den Weg – ohne die verletzten Jamal Musiala und Alphonso Davies fehlte den Bayern Qualität, Cleverness, Kaltschnäuzigkeit und am Ende: ein Tor zur Verlängerung. 1:2, 2:2.

Der FC Bayern als TSG Underdog München in der Champions League

Und diesmal? Wo stehen diese national so dominanten Bayern nach fünf Siegen in fünf Pflichtspielen im europäischen Vergleich? Wissen die Münchner selbst nicht. Einen ersten Anhaltspunkt liefert der knackige Auftaktgegner am Mittwoch (21 Uhr, DAZN), der FC Chelsea, Gewinner der Klub-WM dieses Sommers.

Er freue sich "auf die kommende Saison", sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß Anfang September, "weil wir so wie Hoffenheim in die Champions-League-Saison gehen." Wie Hoffenheim? Der Fast-Absteiger der vergangenen Saison?

Ehrenpräsident Uli Hoeneß sieht den FC Bayern als Underdog in der diesjährigen Königsklasse.
Ehrenpräsident Uli Hoeneß sieht den FC Bayern als Underdog in der diesjährigen Königsklasse. © IMAGO/Mladen Lackovic

Der 73-Jährige spielte damit auf die – aus seiner Sicht - Außenseiterrolle der Bayern an. Der sechsmalige Champion Europas als Außenseiter? „Genau das ist unsere Chance“, so Hoeneß. Als TSG Underdog München. Finden sowohl Ex-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Vincent Kompany nicht. Der Trainer sagte am Dienstagnachmittag: "Wir alle haben 100 Prozent Bock auf die Champions League, wir wollen sie gewinnen. Ein anderes Ziel gibt es nicht. Andere wollen das natürlich auch. Die einzige Aufgabe jetzt ist Chelsea, aber der Traum bleibt natürlich."

Warum macht sich der FC Bayern in der Königsklasse plötzlich klein?

Doch warum? Weil man auf dem Transfermarkt die absoluten Wunschspieler Florian Wirtz (zu Liverpool) und Nick Woltemade (nach Newcastle) nicht von einem Wechsel an die Isar überzeugen konnten und diese dem Lockruf der Premier League ins Land der unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten folgten? Allein Chelsea gab im Sommer 332 Millionen Euro für Zugänge aus.

Wohl ein Teil der Wahrheit. Außerdem will man Trainer Vincent Kompany nach einer ordentlichen Saison samt Meisterschaft nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachten. Dennoch wird dessen Arbeit und die Entwicklung der Mannschaft im zweiten Jahr vor allem an den Auftritten auf Europas Bühnen gemessen.

Auch diesmal halten die acht Gegner der Ligaphase einige Brocken bereit. Neben dem Auftakt-Kracher gegen Chelsea treffen die Bayern unter anderem auf Titelverteidiger Paris Saint-Germain sowie den FC Arsenal, letztere beide auswärts. "Wir wollen gut starten", sagte Mittelstürmer Harry Kane. Der Torjäger rechnete vor, man brauche aus den acht Partien "sechs Siege oder fünf mit einigen Unentschieden". Diesmal soll gleich ein stabiles Fundament gelegt werden. Man will nicht erneut in die Strafrunde Playoffs (ab Rang neun), sondern unbedingt unter die Top8. Machbar - aber dann?

Mehr Konkurrenz im Titelrennen und weniger defensive Stabilität

Der Kreis der Top-Gegner und damit der Favoriten ist größer geworden. Neben Titelverteidiger PSG muss stets mit Real Madrid gerechnet werden, mit dem jungen Team des FC Barcelona sowie insbesondere mit den Transfermarkt-Großkopferten der Premier League: Mit dem FC Liverpool, Manchester City, Arsenal und eben Chelsea.

Die beiden Chelsea-Stars Enzo Fernandez (l.) und Reece James mit der Trophäe des Klubweltmeisters
Die beiden Chelsea-Stars Enzo Fernandez (l.) und Reece James mit der Trophäe des Klubweltmeisters © IMAGO/Simon West

Hat Bayern überhaupt noch eine Final-Mannschaft? Die Offensive um Kane, Musiala, Olise, Díaz und Gnabry kann bei voller Besetzung ohne Verletzungssorgen Weltklasse zeigen. Aber was ist mit der Defensive und dem zweiten Anzug, wenn es mal zwickt und zwackt im Kader? Da wird’s dünner.

Nach dem letzten Triumph 2020 kam Bayern bei fünf Versuchen stets (immerhin!) ins Viertelfinale, aber nur einmal (2024) ins Halbfinale. Das scheint dieses Mal aus meiner Sicht wie demzufolge auch das Endspiel am 30. Mai 2026 in Budapest nahezu unerreichbar.

Hoffnung macht: Was für die Hoffenheimer hierzulande gilt, könnte nun – öfter mal was Neues – auf die Münchner in der Königsklasse zutreffen: Lieber unterschätzt als überschätzt werden.

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  • d.peter am 17.09.2025 08:28 Uhr / Bewertung:

    Das ist wirklich herrlich was jetzt Hoeneß/Hainer und Co von sich geben.Von heute auf morgen sei der Kader der Bayern nicht mehr gut genug um eine gewichtige Rolle in der CL zu spielen!Anstatt sich ernsthaft damit zu beschäftigen warum Bayern bei Transfers ins OUT transferiert wurde,und kaum ein Spieler mehr an die Isar wechseln will,reden sie ihren Kader,der bis dato von jeden der Bayern Beschäftigten hochgelobt wurde,urplötzlich von nicht mehr ,,Konkurrenzfähig!" Erstaunlich,wenn sie nicht wissen wo der Wurm begraben liegt!Selbst Real bekommt Spieler,um 45 Mio.€,die auch kicken können,und jeden Verein der Welt sofort ins vordere Drittel brächten.Bayern MUSS für jeden einzelnen Spieler der München auswählt beinahe das Doppelte bezahlen,doch der wahre Leistungswert wäre evtl.um die 30Mio.Bayern sollte in Länder schauen wo die Super Fußballer groß werden,und sie würden um 80 Mio. 3-4 solcher Spieler bekommen.Die Scouts sollten halt mal ernsthaft zu arbeiten beginnen.

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  • Himbeer-Toni am 17.09.2025 12:16 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von d.peter

    Also ich lese den ganzen Zirkus in den Gazetten die Woche über gar nicht mehr.
    Die Wahrheit liegt auf dem Platz, und ich freue mich schon wieder auf heute Abend im Stadion Haupttribüne 107, wie immer.

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  • Südstern7 am 17.09.2025 19:48 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von d.peter

    ""Wir alle haben 100 Prozent Bock auf die Champions League, wir wollen sie gewinnen. Ein anderes Ziel gibt es nicht. Andere wollen das natürlich auch. Die einzige Aufgabe jetzt ist Chelsea, aber der Traum bleibt natürlich.", sagt Hoeneß.

    Und das ist etwas ganz anderes als "nicht konkurrenzfähig", wie du es ausdrückst. Und "TSG Underdog" ist eine Wortschöpfung der AZ-Redaktion, von der wir uns nicht beirren lassen sollten. Fakt ist, dass wir immer Außenseiter waren, wenn es in die Endphase ging. Gemessen am Budget. Du kannst es drehen und wenden wie du willst: FC Chelsea hat 330 Mio. Euro in die neue Saison investiert. Und das Kleinreden der Transfers des FC Bayern kann ich so auch nicht nachvollziehen: Nach Kane, Olise haben wir jetzt Diaz verpflichtet. Es ist also nicht so, dass wir keinen guten Spieler kriegen.

    Gute Spieler hat auch der Campus. Hier waren die Scouts sehr fleißig für kleines Geld Spieler zu verpflichten. Allein, nicht jeder dieser Kleinen kann es schaffen.

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