Ex-Bayern-Profi Ze Roberto im AZ-Interview über das Ende seiner Karriere

Ex-Bayer Zé Roberto spricht im AZ-Interview über sein Karriereende, die Zeit in Deutschland und das Potenzial der aktuellen Bayern-Mannschaft: "Ich sehe Paris, ManCity und Real Madrid stärker."
von  Martina Farmbauer
Zé Roberto beendete im ALter von 43 Jahren seine Profi-Laufbahn.
Zé Roberto beendete im ALter von 43 Jahren seine Profi-Laufbahn. © dpa

München - Der ehemalige Bayern-Profi (2002 bis 2006 und 2007 bis 2009) hat seine Karriere nun mit 43 Jahren bei Palmeiras São Paulo beendet.

AZ: Zé Roberto, mit 43 Jahren haben Sie Ihre Karriere nun tatsächlich beendet. Können Sie das schon begreifen?
Zé Roberto: Für mich ist dieser Moment, den ich immer versucht habe, hinauszuzögern, sehr schwierig. Es ist so weit: Ich beende eine Karriere, bei der ich nicht mal geträumt hätte, dass sie mich dahinführt, wo ich jetzt bin. Von Portuguesa, dem Klub, der mich hervorgebracht und mir die Türen geöffnet hat, über Real Madrid, Bayer Leverkusen, Bayern München, den Hamburger SV bis zu Palmeiras.

Wie sind Ihre Erinnerungen an Deutschland?
Der Erfolg, von dem ich mir gewünscht hätte, dass ich ihn bei Real Madrid habe, kam in Deutschland, diesem schwierigen Land, mit dieser Sprache, der Kultur und der Temperatur. Am Anfang habe ich oft daran gedacht, aufzugeben. Und dann habe ich sechs Jahre beim FC Bayern gespielt, so lange wie bei keinem anderen Klub.

Sie werden bei Palmeiras nun in anderer Funktion weitermachen.
Hier gibt es diese Kultur, diese Mentalität nicht, dass ein Spieler aufhört und in einer anderen Funktion im Klub weiterarbeitet. In Deutschland gibt es viele, die etwas in diesem Sinne machen oder gemacht haben. Auch Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge oder jetzt Hasan Salihamidzic haben ähnlich angefangen, wie ich es jetzt tue, als assessor técnico, ähnlich einem Sportdirektor.

Wie intensiv verfolgen Sie die deutsche Liga noch?
Ich werde ganz wehmütig, wenn ich die Bundesliga im Fernsehen sehe. Wenn ich mich an Deutschland erinnere, muss ich an die Kälte denken, bei der ich dort gespielt habe. In München waren es manchmal bis zu minus 18 Grad.

Welche Erinnerungen haben Sie an Jupp Heynckes, der 2009, genau wie aktuell nun erneut, Interimstrainer beim FC Bayern war?
Er ist ein Trainer, der eine klare Philosophie hat, die wir Spieler damals sehr schnell aufgenommen haben. Mit ihm kam Bayern in den Flow.

So wie jetzt auch.
Das war das Gleiche zu meiner Zeit. Ich glaube, aufgrund der Art und Weise, wie Jupp Heynckes seine Spieler führt, nehmen sie schneller als bei anderen auf, was er vermitteln möchte.

Trauen Sie ihm zu, erneut das Triple zu gewinnen?
Das halte ich für schwierig. Weil ich glaube, dass das Team, dass das Triple gewonnen hat, stärker war, als die aktuelle Mannschaft nun ist. 2013 gab es mehr Spieler, die das gewisse Etwas hatten. Vielleicht schaffen sie es trotzdem ins Finale. Aber gewinnen? Für mich gibt es aktuell bessere Mannschaften. Ich sehe Paris Saint-Germain, Manchester City und Real Madrid stärker als Bayern.

Sie haben bei Bayern noch mit Franck Ribéry zusammengespielt. Verraten Sie ihm Ihr Fitnessgeheimnis?
Es war eine große Freude, zusammen mit Ribéry auf dem Platz zu stehen. Er ist ein großer Spieler und ein toller Mensch – ein echter Typ. Er ist sicher einer der besten Spieler, mit denen ich jemals zusammengespielt habe. Ich drücke ihm die Daumen, dass er in Zukunft von Verletzungen verschont bleibt. Wenn man über 30 ist, ist das sehr wichtig für einen Fußballer. Eine schwierige Phase.

Wie haben Sie diese Phase überwunden?
Ich hatte das Glück, dass ich nie viele oder schwere Verletzungen hatte. Das hat es mir ermöglicht, noch so lange Fußball zu spielen. Ich weiß nicht, ob Ribéry das schaffen wird, weil er fast jede Saison eine schwere, komplizierte Verletzung hat. Ich wünsche es ihm, denn es ist toll, ihn spielen zu sehen. Je länger er das noch tun kann, umso besser für den Klub.

Haben Sie noch Kontakt zu Ribéry und anderen, auch ehemaligen Bayern-Spielern?
Zu vielen habe ich den Kontakt verloren, nachdem ich nach Brasilien zurückgekehrt bin. 2014, als die WM in Brasilien war, habe ich die Gelegenheit genutzt und die deutsche Nationalmannschaft besucht, als sie in Porto Alegre gegen Algerien gespielt hat. Da habe ich die Spieler getroffen, die mit mir bei Bayern gespielt haben: Lukas Podolski, Miro Klose, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, auch Dr. Müller-Wohlfahrt. Mit Podolski und Basti bin ich immer noch etwas in Kontakt. Ich vermisse es, mit ihnen zu sprechen. Aber unser Beruf bringt es mit sich, dass wir viel unterwegs sind, manchmal wechselt man das Land, das Handy. Das Wichtige ist die Freundschaft, die geblieben ist. Wenn ich mein Abschiedsspiel mache, sei es in Brasilien oder Deutschland, möchte ich sie gerne einladen.

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