Eberl-Absage: Warum findet der FC Bayern München keinen Sportdirektor?
An Dirk Nowitzki lag es wohl nicht, dass Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge am Samstag nach dem 6:0 gegen Augsburg kommentarlos aus der Arena marschierten. Dafür hat Basketball-Fan Hoeneß den Superstar aus Dallas viel zu gern. So gern sogar, dass er ihn am Ende der Karriere am liebsten beim FC Bayern sehen würde. Als Spieler, versteht sich. Aber als Sportdirektor der Fußballmannschaft?
Diesen Aprilscherz erlaubte sich Nowitzki (38) in einem Beitrag für das "Aktuell Sportstudio" des ZDF. "Ich habe Neues zu verkünden", sagt Nowitzki darin. "Ich werde in zwei Jahren Sportdirektor beim FC Bayern." Der NBA-Star beweist schauspielerisches Talent, bleibt in seiner Spaß-Botschaft völlig ernst, spricht über den "nächsten Schritt nach meiner Karriere" und betont: "Ich glaube, ich werde da einen guten Job machen. Ich bin eh Bayern-Fan, von daher passt das super."
Wenn es doch nur so spaßig wäre, das mit den Bayern und ihrem neuen Sportdirektor. Der Grund, warum sich die Bosse Hoeneß und Rummenigge trotz einer großen Fußballshow ihrer Mannschaft eher reserviert auf den Heimweg machten, saß 400 Kilometer entfernt in Frankfurt auf der Bank von Borussia Mönchengladbach. Max Eberl, bei den Bayern zuletzt Top-Kandidat auf den Sportdirektor-Posten, gab am Samstag seine Vertragsverlängerung bis 2022 bekannt. Und damit den Bayern einen Korb. Den nächsten nach der Absage von Philipp Lahm.
"Das ist definitiv kein Aprilscherz. Ich habe meinen Vertrag bis 2022 verlängert", sagte der vor allem von Hoeneß hochgeschätzte Eberl. "Ich bin sehr, sehr stolz und sehr, sehr froh, für so einen großartigen Verein weiter arbeiten zu dürfen." Von den Bayern, das betonte Eberl, habe er kein konkretes Angebot vorliegen gehabt.
Warum finden die Bayern keinen passenden Kandidaten?
Für Hoeneß und Vorstandsboss Rummenigge ist die Situation durchaus knifflig. Die Frage drängt sich auf, warum dieser Verein, der sonst fast jeden Spieler und Trainer bekommt, den er will, keinen Nachfolger für Matthias Sammer findet. Der Sportvorstand war im Sommer aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten.
Kapitän Lahm hatte jüngst im Stern-Interview seine Bayern-Absage erklärt. "Generell kann man nur Dinge rund um die Mannschaft beeinflussen, wenn man die Verantwortung hat", sagte er. "Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulassen. Zu jung. Er will die Dinge selbst beeinflussen. Und das ist auch sein gutes Recht, er ist Aufsichtsratsvorsitzender und hat Unglaubliches für den Klub geleistet." Die Bayern hatten Lahm den Sportdirektor-Posten angeboten, der 33-Jährige bestand auf mehr Einfluss und einen Sitz im Vorstand.
"Ich habe meine Entscheidung getroffen", wiederholte Lahm am Samstag. Eberl ging nicht näher auf den Kontakt zu Bayern ein. Doch auch er dürfte sich die Frage gestellt haben, welche Aufgaben überhaupt bleiben, wenn sich in einem Klub schon die Alphatiere Hoeneß und Rummenigge, der erfahrene Trainer Carlo Ancelotti sowie Kaderplaner Michael Reschke um den sportlichen Bereich kümmern. Und ob die Gefahr nicht zu groß ist, in diesem Pool der Mächtigen unterzugehen.
Er sei "glücklich mit oder ohne Sportdirektor" sagte Ancelotti kürzlich. Inzwischen ist es vorstellbar, dass die Position auch im Sommer unbesetzt bleibt.