Die Ruhe vor dem Sturm
München - Nach der großen Meister-Sause war es am Montag an der Säbener Straße ausgesprochen ruhig. Kein Training, keine Stars – denn die schliefen nach dem ausgelassenen Party-Marathon erst einmal ihren Rausch aus. Doch es war zweifellos die Ruhe vor dem Sturm.
Ab Dienstag startet der FC Bayern mit Vehemenz die Vorbereitung auf die wohl wichtigsten Wochen der Vereinsgeschichte, die mit dem Triple und einem weiteren rauschenden Fest auf dem Rathaus-Balkon am Marienplatz gekrönt werden sollen.
Schon längst überstrahlt das Champions-League-Finale am 25. Mai in London gegen Borussia Dortmund beim deutschen Fußball-Rekordmeister alles. Auch bei den Feierlichkeiten zum 23. nationalen Titel war es schwierig, das alles beherrschende Thema auszublenden.
„Es wird jetzt über nichts anderes mehr geredet“, unterstrich Arjen Robben. „Wir sind noch nicht am Ende“, merkte Kapitän Philipp Lahm an, „wir waren in der Vergangenheit immer nah dran, jetzt wollen wir das Ding auch endlich haben“.
Entsprechend taugt auch das Bundesligaspiel am Samstag bei Borussia Mönchengladbach allenfalls als Testspiel für den großen Showdown eine Woche später in Wembley. „Wir müssen in den Rhythmus kommen. So spielen, dass wir in Top-Form zum Finale fahren“, sagte Lahm.
Schon beim 3:0 gegen Augsburg am Samstag hatte Heynckes seine vermeintliche Wembley-Startelf ins Rennen geschickt, gegen Gladbach ist dies auch zu erwarten. Vakant ist gegen Dortmund eigentlich nur noch eine Position in der Innenverteidigung, um die sich Daniel van Buyten und Jerome Boateng bewerben.
Unter der Woche im Training müsse man jetzt noch intensiver arbeiten, ergänzte Bastian Schweinsteiger, „damit wir auch topfit sind“. Nur am Mittwoch gestattet Trainer Jupp Heynckes (68), der gegen Gladbach an alter Wirkungsstätte seinen Abschied aus der Bundesliga feiern wird, eine Einheit für die Fans.
Ansonsten trainieren die Bayern unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um sich ungestört und akribisch auf Dortmund vorbereiten zu können. Zumal es das „absolute Highlight“ ist, wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte. Ein Höhepunkt, der nach den verlorenen Finals 2010 und 2012 nicht wieder zum absoluten Tiefpunkt mutieren soll.
Die Zuversicht bei den Bayern ist groß, wie sie schon am Wochenende bei den Feierlichkeiten demonstriert hatten, der Druck aber ebenfalls. 'Man schiebt uns die Favoritenrolle zu, aber das ist kein Problem. Der Druck bei uns ist höher – aber damit können wir umgehen", meinte Rummenigge.
An ein Scheitern der Mission gegen den BVB mag beim Rekordmeister ohnehin keiner denken.
Der FC Bayern wolle nicht, 'er wird mit diesem Pokal aus London zurückkehren. Ich bin mir sicher, wir haben unsere Lektion gelernt. Vielleicht gibt es einen Ball paradox: Im letzten Jahr hat eine Mannschaft aus London in München gewonnen – wenn die Logik stimmt, sollte in diesem Jahr eine Mannschaft aus München in London gewinnen", sagte Rummenigge, der „totales Vertrauen“ in diese „großartige Mannschaft“ und „in diesen Trainer“ hat.
Auch Schweinsteiger, vor einem Jahr beim Elfmeter-Drama gegen Chelsea noch die tragische Figur, machte sich Mut: „Wenn die Mannschaft gefordert war, war sie immer da in dieser Saison. Deswegen mache ich mir eigentlich keine Sorgen.“
Man habe eine „große Chance, mit den zwei Spielen in London und Berlin Historisches zu schaffen“, sagte Rummenigge auch mit Blick auf das DFB-Pokal-Finale am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart: „Ich glaube, die Mannschaft ist in diesem Jahr zu allem in der Lage.“