Der FC Bayern und die komplizierte Tel-Frage: Gehen oder Bleiben?
München - Die Leichtigkeit fehlt in dieser "stürmischen Phase", sagt Thomas Tuchel. Der Bayern-Trainer präzisiert das derzeitige Problem: "Die zurückzubekommen ist das Schwierigste, das gibt es nicht auf Rezept." Also auch nicht auf Knopfdruck.
Thomas Tuchel kritisiert Mathys Tel: "Momentum ein bisschen verloren"
Während der Trainer selbst heftig unter Druck geraten ist und sein Vertrag zum Saisonende am Mittwoch aufgelöst wurde, gilt das mit dem Rucksack und der Leichtigkeit für die gesamte Mannschaft, exemplarisch besonders für Mathys Tel. Der Stürmer hat seine persönliche stürmische Phase in dieser Saison im Spätsommer bzw. Herbst gehabt. Aktuell verkörpert der 18-jährige Angreifer lediglich ein laues Lüftchen. Seine sechs Saisontore (drei in der Bundesliga, zwei in der Champions League, eins im DFB-Pokal) erzielte Tel von August bis Oktober - seitdem herrscht Flaute beim Teenager. Mit dem bis dato letzten Treffer sicherte er dem FC Bayern den 2:1-Auswärtserfolg beim FC Kopenhagen. Am 3. Oktober war das. Vor 142 Tagen.
Zuletzt in Rom sprach Tuchel ausführlich über sein Sorgenkind - oder präziser: eines seiner vielen Sorgenkinder, sagte: "Mathys hat sein Momentum ein bisschen verloren. Er ist nicht mehr so aggressiv, wenn er kommt. Er hat nicht mehr den absoluten wilden Drang Richtung Tor. Ein total normaler Wellengang."
Ist die Konkurrenz beim FC Bayern zu viel für Youngster Mathys Tel?
Auf der Suche nach den Gründen für das Leistungstief des französischen Sturmjuwels förderte der Bayern-Trainer nicht gerade Überraschendes zutage: Fehlendes Selbstvertrauen und dass er, so Tuchel, "vielleicht auch zu viel von sich selbst verlangt". Setzt sich Tel zu sehr unter Druck? Mit lediglich 18 Jahren? In seiner erst zweiten Saison bei den Münchnern, die ihn im August 2022 für 20 Millionen Euro von Stade Rennes verpflichtet hatten?
Natürlich ist die Konkurrenz immens für Tel, der am liebsten über den linken Flügel angreift, dribbelt und vorbereitet, aber auch als Mittelstürmer seine Qualitäten im Abschluss zeigen kann. Mit Kingsley Coman und Serge Gnabry haben die Bayern Top-Flügelstürmer, die sich allerdings aktuell nach langfristigen Verletzungen in der Reha befinden. Jamal Musiala, der wie Leroy Sané am liebsten von der Außenbahn in die Mitte zieht, helfen aktuell aus. Doch Tel konnte und kann seine Chance nicht nutzen - obwohl er in jedem der bisher sieben Pflichtspiele 2024 als Joker zum Einsatz kam, im Durchschnitt 24 Minuten (ohne Nachspielzeit). An Torgarant Harry Kane kommt der französische U21-Nationalspieler (vier Einsätze, zwei Tore) nicht vorbei, das ist klar. Dafür wird Tel zumeist früher als Routinier Eric Maxim Choupo-Moting eingewechselt. Der Vertrag des 34-Jährigen läuft mit Saisonende aus und soll nicht verlängert werden.
Manchester United hat schon Kontakt zum jungen FC-Bayern-Stürmer aufgenommen
Aber was ist mit Tel? Bleibt das Supertalent im Talent-Modus, mit dem Dauer-Label Joker? Was sicher auch mit der Personalie Serhou Guirassy (27) zusammenhängt. Greifen die Bayern zu und sichern sich den VfB-Stürmer (18 Saisontore), der im Sommer eine Ausstiegsklausel für rund 20 Millionen Euro Ablöse haben soll?
Laut Sky wirbt Manchester United intensiv um Tel, soll sogar einen ersten Kontakt zum Berater hergestellt haben. Wäre ein beim Premier-League-Verein in Aussicht gestellter Stammplatz eine Option? Der Vertrag von Anthony Martial bei den Red Devils läuft aus, Jadon Sancho (für die Rückrunde an Borussia Dortmund ausgeliehen) steht auf der Verkaufsliste. Freie Bahn für Tel? Der Youngster selbst liebäugelt offenbar mit einem Abschied vom FC Bayern für den Fall, dass er in München nicht mehr Einsatzzeit bekommt. "Manchmal muss man einfach das Gefühl haben, dass man auf dem gleichen Weg ist", sagte Tels Berater Gadiri Camara der Sport Bild: "Wir werden es sehr bald sehen, aber ich bin zuversichtlich. Aber wenn nicht, müssen wir alle Optionen in Betracht ziehen."
Ausleihen lassen will sich der Publikumsliebling nicht. Entweder ganz oder gar nicht. Bleiben oder gehen trotz Vertrag bis 2027. Eine Weggabelung tut sich auf - keine leichte Entscheidung.
Tuchel will in seinen letzten Monaten in München Tel weiter Chancen geben: "Wir brauchen seine Unbekümmertheit und seine Lust, auch in zehn, dreizehn, zwanzig Minuten etwas anzustellen. Wir werden nicht aufhören, ihm zu vertrauen."
