Update

Schock beim FC Bayern: Davies wollte wohl gegen die USA spielen

Dayot Upamecano fällt mehrere Wochen aus, Alphonso Davies mit einem Kreuzbandriss sogar die komplette Saison. Die AZ erklärt die Abwehr-Alternativen des FC Bayern - und warum womöglich auch noch Zoff droht.
Krischan Kaufmann
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
4  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Alphonso Davies hat sich bei der kanadischen Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt nun monatelang aus.
Alphonso Davies hat sich bei der kanadischen Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt nun monatelang aus. © IMAGO/Jorge Martinez

München - Wenn Max Eberl offensichtlich eines gelernt hat während seiner langen Karriere als Fußballmanager, dann ist es das: Alarmismus hat noch nie geholfen - selbst wenn die Not besonders groß ist wie jetzt gerade beim FC Bayern nach dem überraschenden Saison-Aus von Alphonso Davies und der langen Pause für Dayot Upamecano.

Beide Personalien kommentierte der 51-jährige Sportvorstand am Mittwoch direkt nach den niederschmetternden Diagnosen sachlich und mit dem gebotenen Ernst: "Bei Länderspielpausen besteht leider immer die Gefahr, dass Spieler verletzt zurückkommen - diesmal hat es uns besonders hart getroffen. Die Ausfälle von Alphonso Davies und Dayot Upamecano wiegen schwer für den FC Bayern."

Aber Eberl packte in sein Statement eben auch eine ordentliche Prise Zuversicht: "Unser Kader ist stark und wird diese Ausfälle auffangen. Wir werden jetzt noch enger zusammenrücken. Die Qualität ist da, um weiter unsere großen Ziele zu verfolgen."

Auf Bayern warten in den nächsten Wochen wichtige Spiele

Intern dürfte Eberl allerdings ein wenig anders geklungen haben, schließlich kommen beide Verletzungen für den FC Bayern zur absoluten Unzeit. Die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany steht kurz vor der heißen Phase der Saison. Nach den Bundesligaspielen gegen den FC St. Pauli am Samstag (15.30 Uhr/Sky) und beim FC Augsburg am nächsten Freitag (20.30 Uhr/DAZN) warten die beiden Viertelfinal-Spiele in der Champions League gegen Inter Mailand (8./16. April), zwischendurch gastieren noch die Dortmunder in der Allianz Arena.

Schon jetzt ist klar: Kompany muss in der Viererkette kräftig umplanen: Wie lange Abwehrchef Upamecano (26) wegen der freien Gelenkkörper im Knie ausfällt, ist unklar. Die Bayern selbst sprechen von mehreren Wochen.

Für Davies dagegen ist die Saison definitiv gelaufen. Der Kanadier hat sich beim Spiel seiner Nationalmannschaft gegen die USA (2:1) einen Kreuzbandriss zugezogen, damit kommt ziemlich sicher auch ein Einsatz bei der für die Münchner finanziell so wichtigen Klub-WM im kommenden Juni für den 24-jährigen Linksverteidiger nicht in Frage.

Davies-Berater erhebt schwere Vorwürfe an Kanada-Trainer Marsch

Was die Causa Davies für Eberl & Co. noch ärgerlicher macht, ist die Tatsache, dass die schwere Verletzung wohl hätte verhindert werden können. Bereits zuvor hatte Davies im Halbfinalspiel der Concacaf-Nations-League gegen Mexiko eine kleine Oberschenkelzerrung erlitten. Im Prestige-Duell gegen den großen Nachbarn sollte Davies daher eigentlich gar nicht mehr auflaufen, wie sein Berater Nedal Huoseh gegenüber der "TZ" erklärte: "Ich war überrascht, dass er in der Startelf stand, da er selbst kommuniziert hatte, dass er nicht gut genug für die Startelf sei." Trotzdem hatte Kanada-Coach Jesse Marsch, seines Zeichens ehemaliger Trainer von RB Leipzig, Davies von Anfang an gebracht.

Eine folgenhafte Entscheidung – mit reichlich Zoff-Potenzial. Davies-Berater Huoseh hatte schon direkt in Richtung Marsch gewettert: "Meiner Meinung nach hätte er (Marsch, d.Red.) die Situation besser managen können, das hätte zu 100 Prozent verhindert werden können."

Am Abend setzte sich der Verband in einer Stellungnahme zur Wehr. "Die Trainer und das erfahrene medizinische Personal von Canada Soccer sind echte Profis und haben der Sicherheit und dem Wohlergehen der Spieler stets höchste Priorität eingeräumt. Alles, was etwas anderes behauptet, ist unwahr", hieß es in der Mitteilung. Brisant: Laut einem Bericht von "The Athletic" soll Davies seinem Trainer vor dem Spiel gegen die USA auch erklärt haben, er fühle sich fit genug, um zu spielen. Das steht in Widerspruch mit den Aussagen von Huoseh. Immerhin hätte Davies dann mindestens eine Teilschuld an der Verletzung.  

Wie einst bei Robben: Legt sich Bayern mit dem kanadischen Verband an?

Unabhängig davon könnte Marsch und dem kanadischen Verband auch von der Säbener Straße Ungemach drohen. Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass sich die Bayern wegen einer Verletzung eines ihrer Profis bei einem Länderspieleinsatz mit einem Nationalverband anlegen.

Beim Fall von Arjen Robben, der sich während der WM 2010 einen Muskelriss zugezogen hatte und monatelang ausfiel, drohten die damaligen Bayern-Verantwortlichen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sogar mit einer Schadensersatzklage gegen den niederländischen Verband vor Gericht zu ziehen. Der Streit konnte damals erst mit den Einnahmen aus einem Freundschaftsspiel des FC Bayern gegen die holländische Nationalmannschaft beigelegt werden.

Davies und Upamecano fallen aus: Noch hat Kompany Alternativen

Zunächst geht es für Bayerns Trainer Kompany aber erstmal darum, den zuletzt so formstarken Linksverteidiger zu ersetzen. Beste Chancen hat Sommer-Neuzugang Hiroki Ito (25), Raphael Guerreiro (31) ist auf dieser Position nur noch die Nummer drei. Sacha Boey (24) wäre auch eine Möglichkeit, allerdings hatte der Franzose bislang bei seinen wenigen Einsätzen kaum überzeugt.

Die zentrale Rolle in der Innenverteidigung für Upamecano wird Eric Dier (31) übernehmen, der zuletzt schon Minjae Kim (28) souverän vertreten hatte. Sollte der Südkoreaner seine Achillessehnenprobleme nicht beständig in den Griff bekommen, stünde auch noch Josip Stanisic (24) parat.

Fazit: Optionen sind also vorhanden, verletzen sollte sich hinten allerdings niemand mehr. Sonst dürfte bei Max Eberl wirklich Alarmstimmung herrschen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Südstern7 am 26.03.2025 20:12 Uhr / Bewertung:

    "Bei Länderspielpausen besteht leider immer die Gefahr, dass Spieler verletzt zurückkommen ..."

    Das ist natürlich richtig, aber im Davies-Fall besonders ärgerlich, weil vermeidbar. Davies hat dem Trainerteam mitgeteilt, dass er sich unsicher fühlt und darum gebeten für das 2. Spiel nicht eingesetzt zu werden. Sein Berater gab dieser Bitte Nachdruck. Leider hat Trainer Marsh, den wir alle noch aus seiner Zeit in Leipzig kennen, diese Bitte ignoriert. Kein Wunder, ER braucht den Davies erst wieder in einigen Monaten. Wäre er Vereinstrainer, hätte er eine ganz andere Sicht auf die Dinge und hätte Phonzy geschont. Ich werde Mister Marsh demzufolge nicht als Fußball-Lehrer benennen. Eher als ein Mann, dem seine eigene Karriere wichtiger ist als seine Schutzbefohlenen.

    Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, dass Verbände und Vereine keinerlei Abstimmung und gutes Auskommen haben. Seit wann? Na, seit die Nationalverbände ihre Nationalmannschaften vermarkten wie die Vereine.

  • Münchner Kindl am 27.03.2025 10:09 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Südstern7

    Vielleicht hätte Phonsie aber selbst noch stärker darauf hinwirken können/müssen, dass er nicht spielen kann?.....

  • Südstern7 am 27.03.2025 20:59 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Münchner Kindl

    Wir waren beide nicht dabei und wissen deshalb natürlich nicht, wieviel Nachdruck der junge Kanadier in seine Bitte legte. Wollen wir also nicht mutmaßen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.