Das haben vor ihm nur wenige geschafft: Kimmich vor Eintritt in elitären Klub
Die Frage war schon ein bisschen fies, aber Joshua Kimmich parierte sie so souverän wie sonst die Angriffe der Gegner, die dem Sechser den Ball abjagen wollen. Als 14. DFB-Spieler wird der Kapitän am Mittwoch im Nations-League-Halbfinale in München gegen Portugal die Marke von 100 Länderspielen überschreiten – und als bislang einziger von ihnen ist Kimmich (noch) nicht Weltmeister. Doch das soll sich im besten Fall schon 2026 beim Turnier in den USA, Kanada und Mexiko ändern.
"Es sind noch ein paar Chancen da", sagte Kimmich am Montag auf dem Podium in Herzogenaurach mit einem Lächeln: "Wir waren bei einigen Weltmeisterschaften nicht so erfolgreich. Das wollen wir natürlich besser machen."
Bald 31 Jahre alt – welche Titel kommen noch danach?
Realistisch betrachtet, ist 2026 die letzte Möglichkeit, den goldenen Cup zu gewinnen, Kimmich wird im Februar 31 Jahre alt. Doch wer weiß: Bei Gegner Portugal spielt schließlich ein gewisser Cristiano Ronaldo im Sturmzentrum – und der wird im Februar 41. Vorzeigeprofi Kimmich, der fast nie verletzt ist, sind durchaus noch einige Jahre auf Spitzenniveau zuzutrauen. Sein Ehrgeiz ist ungebrochen.
"Ob es am Ende auch für den ganz großen Titel reicht, das weiß man nicht. Da spielen viele Faktoren eine Rolle", sagte Kimmich, der mit der DFB-Auswahl bisher nur den Confed Cup 2017 gewonnen hat. "Wir müssen uns auf die Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können, und ein Selbstverständnis entwickeln, dass wir die Top-Nationen schlagen können."

Kimmich ist bei der Nationalmannschaft längst ein Leitwolf
Wie zuletzt im Viertelfinale etwa Italien. Doch diese beiden Partien zeigten auch, dass die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann einen Gegner noch nicht über 90 Minuten beherrschen kann. Das soll am Mittwoch besser werden. Das Finale am Sonntag gegen Spanien oder Frankreich würde erneut in München stattfinden. Der vom Champions-League-Finale ramponierte Rasen wurde ausgetauscht.
Und so steht Kimmichs Jubiläum nichts im Wege. Es heißt für ihn: Willkommen im Hunderter-Klub! Längst ist der Bayern-Star zu einem der Leitwölfe im Team aufgestiegen – wie einst Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Und das, obwohl Kimmich anders als bei Bayern Rechtsverteidiger spielt. Auch von dort aus prägt er das Spiel und führt seine Mitspieler an.
"Er hatte ein paar Negativerlebnisse, was ihn extrem wurmt", sagte Nagelsmann über Kimmichs bisherige Turniere mit dem DFB-Team, "aber er steht und stand nie allein auf dem Feld. Ich traue ihm auf jeden Fall zu, dass er noch einen großen Titel gewinnt mit der Nationalmannschaft."
Kimmich habe laut Nagelsmann "mit seiner Art" eine "Vorbildfunktion" für die Mitspieler, aber auch eine "extrem menschliche Seite". Der Kapitän habe auch immer die Mitarbeiter "wertschätzend" im Blick, "die nicht so im Vordergrund stehen", wie Nagelsmann betonte. "Man kann es nicht besser machen, das Amt mit der Binde."
Auch Völler und Matthäus mussten auf ihren ersten Titel warten
Das meinen auch die Kollegen. "Jo ist ein toller Typ, ein toller Mensch und richtig guter Fußballer", sagte Niclas Füllkrug voller "Hochachtung". Torhüter Marc-André ter Stegen nannte ihn "einen absoluten Leader" - und Sportdirektor Rudi Völler sagte: "Als Kapitän macht er das überragend."
Was fehlt, ist der große Titel bei einer WM oder EM. "Er muss Geduld haben", forderte Völler, der Weltmeister von 1990, Kimmich sei "trotz allem noch jung genug." Matthäus und er, sagte Völler, "haben unseren großen Titel erst mit 30 feiern können, 1990. Er hat noch Zeit."
Und ein sehr fähiges, williges Team. Mit Ausnahmespielern wie Florian Wirtz, den Kimmich ganz gern im Bayern-Trikot gesehen hätte. "Als Spieler des FC Bayern hätte ich mir gewünscht, dass er zu uns kommt", gestand Kimmich. Er selbst werde sich nun jedoch "darauf konzentrieren, ihn als Mitspieler in der Nationalmannschaft zu haben", ergänzte der Kapitän. Er hoffe für Wirtz, "dass es die richtige Entscheidung war", und wünschte ihm "alles Gute".
Für seine Zeit beim FC Liverpool. Nach dem Finalturnier der Nations League wird der Wirtz-Wechsel wohl finalisiert werden.
Diese DFB-Legenden haben noch mehr Länderspiele als Kimmich
1. Lothar Matthäus 150 (von 1980 bis 2000)
2. Miroslav Klose 137 (von 2001 bis 2014)
3. Thomas Müller 131 (von 2010 bis 2024)
4. Lukas Podolski 130 ( von 2004 bis 2017)
5. Manuel Neuer 124 ( von 2009 bis 2024)
6. Bastian Schweinsteiger 121 (von 2004 bis 2016)
7. Toni Kroos 114 ( von 2010 bis 2024)
8. Philipp Lahm 113 ( von 2004 bis 2014)
9. Jürgen Klinsmann 108 (von 1987 bis 1998)
10. Jürgen Kohler 105 (von 1986 bis 1998)
11. Per Mertesacker 104 (von 2004 bis 2014)
12. Franz Beckenbauer 103 ( von 1965 bis 1977)
13. Thomas Häßler 101 ( von 1988 bis 2000)
14. Joshua Kimmich 99 (seit 2016)
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