Christoph Freund: 100 Tage Sportdirektor beim FC Bayern – die AZ zieht Bilanz

Am Samstag ist Christoph Freund exakt 100 Tage Sportdirektor des FC Bayern. Die AZ hat auf seine bisherige Amtszeit zurückgeblickt und Bilanz gezogen.
Christina Stelzl
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Christoph Freund: Sportdirektor des FC Bayern.
Christoph Freund: Sportdirektor des FC Bayern. © IMAGO / Eibner

München - "Der FC Bayern München ist für mich ein ganz spezieller, ein großartiger Verein. Der erfolgreichste Verein im deutschsprachigen Raum, der für Werte steht, mit denen ich mich sehr gut identifizieren kann", sagte Christoph Freund bei seiner Vorstellung.

Seit 1. September ist der Österreicher Sportdirektor beim FC Bayern und leitet nach dem Aus von Sportvorstand Hasan Salihamidzic die sportlichen Geschicke bei den Münchnern. An diesem Samstag ist er insgesamt 100 Tage im Amt, die AZ zieht eine erste Bilanz. 

Christoph Freund über seine Arbeit beim FC Bayern: "Es waren intensive drei Monate"

"Es waren intensive drei Monate. Das Fazit ist durchweg positiv, es macht Spaß – und ich bin froh, dass ich den Schritt nach 17 Jahren aus Salzburg hinaus in die große Fußballwelt gemacht habe", resümierte Freund selbst seine bisherige Amtszeit bei den Bayern im Vereinsmagazin "51". Und das, obwohl der für den Start des 46-Jährigen beim deutschen Rekordmeister alles andere als einfach war. Denn der Deadline-Day an jenem 1. September wurde für den FC Bayern bekanntlich zum Desaster. 

Freund, der zuvor 17 Jahre für RB Salzburg aktiv war, hatte mit all dem allerdings noch nichts zu tun, für das enttäuschende Transferende waren andere verantwortlich. Doch der ehemalige Salzburg-Sportboss war sich bereits bei seinem Amtsantritt der Brisanz in der bayerischen Landeshauptstadt bewusst: "Eines ist sicher: Es wird nicht langweilig."

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Freund spielte Vermittler zwischen Uli Hoeneß und Thomas Tuchel

In seinen ersten 100 Tagen bei den Münchnern hatte der Salzburger einiges zu tun. So agierte er als Vermittler zwischen Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Coach Thomas Tuchel, die sich das ein oder andere Mal in der Öffentlichkeit zankten. Nachdem sich Tuchel über seinen zu dünnen Kader beschwert hatte, deklarierte der Klub-Patron die Aussagen des Bayern-Trainers als "unklug". Wie der "Kicker" berichtete, war es Menschenkenner Freund, der beide zu einer Aussprache zum Essen einlud und somit die Situation bereinigte.

Aber Freund war auch in seiner Hauptfunktion aktiv und kümmerte sich um die sportlichen Belange beim Rekordmeister. So brachte er mit Sven Ulreich und Manuel Neuer seine ersten Vertragsverlängerungen unter Dach und Fach. Das Torhüter-Duo unterschrieb bis 2025.

Bryan Zaragoza ist Freunds erster Transfer-Coup

Die Verpflichtung von Talent Nestory Irankunda im November war der erste Transfer in Freunds Amtszeit, mit dem Spanier Bryan Zaragoza glückte dem Sportdirektor vor einigen Tagen  der erste richtige Coup. Er habe den Transfer laut "Bild" initiiert, verhandelt und intern vorangetrieben. Zudem kam der Deal mit dem in Deutschland noch relativ unbekanntem Spanier, der im Sommer 2024 in München aufschlagen wird, für Beobachter völlig überraschend.

Auch Ligakontrahent RB Leipzig soll an dem 22-jährigen Offensivspieler interessiert gewesen sein. Es passt zu Freunds Philosophie, der in der Vergangenheit bereits einige Talente entdeckt und zu Stars geformt hatte. Passend dazu möchte Freund auch die Zusammenarbeit mit Bayerns Nachwuchsabteilung intensivieren. "Ich möchte in Zukunft den Verein kommunikativ noch enger zusammenbringen, beispielsweise beim Thema Campus."

"Fatales Signal": Kritik an Freund wegen Boateng-Aussage

Fast wäre Freund auch an einem weiteren Transfer beteiligt gewesen. Der FC Bayern dachte aufgrund seines Engpasses in der Defensive über eine Rückholaktion von Jérôme Boateng nach. Da Boateng mit einem Gerichtsprozess wegen Körperverletzung gegen seine Ex-Freundin aber in den Schlagzeilen war, gab es an einer möglichen Verpflichtung viel Kritik. Angesprochen auf die Vorwürfe hatte Freund dies als "private Geschichte" und "kein großes Thema" für die Bayern bezeichnet. Man bewerte den Spieler vor allem nach sportlichen Kriterien. Für diese Äußerungen bekam der Österreicher erstmals in seiner Bayern-Zeit mächtig Gegenwind.

"Die Aussage des Bayern-Sportchefs war ein fatales Signal – an alle Fans, an die Öffentlichkeit, an Betroffene und nicht zuletzt an Täter", sagte eine Sprecherin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes gegenüber der AZ. Auch Fans hatten dazu eine klare Meinung: "Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache! Christoph Freund halt's Maul!", war auf einem Banner der Anhänger von Werder Bremen zu lesen. Am Ende entschieden sich die Bayern-Bosse um Freund gegen eine Boateng-Verpflichtung, doch die Causa um den Innenverteidiger schlug hohe Wellen.

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Bayern-Bosse von Christoph Freunds bisheriger Arbeit "überzeugt und beeindruckt"

Ab dem Frühjahr 2024 soll Freund Unterstützung von Max Eberl bekommen. Der Ex-Leipziger gilt als Top-Favorit auf den derzeit vakanten Posten des Sportvorstandes bei den Münchnern. Bis dahin ist aber vor allem Freund gefordert: Zusammen mit Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Tuchel hat der Österreicher das Winter-Transferfenster zu verantworten. Es müssen dringend weitere Neuzugänge folgen, absoluter Handlungsbedarf besteht in der Abwehr. Am besten soll ein oder gar mehrere Spieler kommen, die sowohl als Innen- als auch als Rechtsverteidiger spielen können. Vor allem an diesen Transfers dürfte Freunds erste Halbserie beim deutschen Rekordmeister letztendlich gemessen werden.

Die Bayern-Bosse sind jedenfalls vom bisherigem Wirken Freunds "überzeugt und beeindruckt", wie der "Kicker" schreibt. Hoeneß spricht gar von einem "Glücksgriff", dessen Plan es ist "auf jeden Fall, längere Zeit für den FC Bayern zu arbeiten".

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