Bayerns King, Nagelsmanns Joker: Kingsley Comans neue Rolle

München - Die Bayern packen ihren König in Watte. Das Auswärtsspiel beim FC Augsburg (1:2) am Freitagabend fand ohne Kingsley Coman statt, der Franzose blieb lieber in München und erholte sich von den Länderspielstrapazen in den Tagen zuvor.
Kein Risiko aufgrund der Verletzungshistorie
"Er hat minimale muskuläre Beschwerden, das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme", erklärte Trainer Julian Nagelsmann: "Es ist nichts Schlimmes. Wenn das Spiel am Samstag gewesen wäre, hätten wir ihn ganz normal dabei gehabt."
So aber wollten die Münchner "nichts riskieren", wie Nagelsmann ergänzte. Man habe angesichts Comans Verletzungshistorie "eine gewisse Vorerfahrung. King ist ein extrem schnellkräftiger Spieler, da müssen wir ein bisschen aufpassen. Er war sehr gut drauf – auch psychisch nach seiner minimalen Herzthematik."
Mitte September hatte sich Coman wegen einer kleinen Herzrhythmusstörung einem Eingriff über die Leiste unterziehen müssen, anschließend fand er aber schnell wieder zur Bestform. In den vergangenen drei Bundesliga-Spielen erzielte Coman zwei Tore. Und auch im Nationalteam überzeugte der 25-Jährige bei den Siegen in der WM-Qualifikation gegen Kasachstan (8:0) und Finnland (2:0).
Nagelsmann über Coman-Rolle "angefressen"
Nagelsmann ärgerte sich nach Comans Länderspielreise trotzdem – aber nicht aus sportlichen Gründen. "Da war ich leicht angefressen, weil ich in mehreren Medien gelesen habe, dass Kingsley zum ersten Mal rechter Außenverteidiger in der Fünferkette – ich nenne das ja Joker – gespielt hat und ob das nicht auch eine Option für Bayern wäre", erklärte Nagelsmann.
"Jetzt sage ich euch mal was: Der Kingsley Coman hat bislang jedes Bundesliga-Spiel bei mir als rechter Joker gespielt – mit Ball. Der einzige kleine Unterschied ist, dass Frankreich defensiv im 3-4-3 verteidigt hat und wir mit Viererkette. Das heißt, Kingsley musste auch defensiv diese Rolle einnehmen, bei uns verteidigt er höher."
Ein kleiner Taktik-Einblick für Fußball-Nerds, die Botschaft war aber klar zu verstehen: Nagelsmann hat sich die neue Rolle für Coman ausgedacht, nicht Didier Deschamps, der Nationaltrainer der Franzosen.
"Das erste Mal hat Kingsley diese Position bei Bayern gespielt, nicht bei Frankreich", führte Nagelsmann weiter aus: "Die Idee kam von Bayern." Wer hat’s erfunden? Die Münchner! Alphonso Davies bildet auf der linken Bayern-Seite übrigens den Gegenpart zu Coman – nur hat der 21-jährige Kanadier noch mehr Defensivarbeit zu leisten.
Verletzungen wegen Verteidiger-Rolle?
Spannend: Nagelsmann erkannte sogar einen Zusammenhang zwischen Comans Verteidigungspflichten für Frankreich und dessen leichter Verletzung. "Das ist auch der Grund für seine muskuläre Thematik: Dass er gegen Finnland deutlich mehr defensive Läufe machen musste, die er so nicht gewöhnt war", sagte der Bayern-Trainer weiter: "Das hat sich auf seine Muskulatur ausgewirkt, sodass er nicht zu hundert Prozent frisch ist."
Am Samstag steht für Coman aber schon wieder eine normale Trainingseinheit an. "Und Dienstag wird er bei hundert Prozent sein", sagte Nagelsmann mit einem Lächeln: "Mal gucken, auf welcher Position."
Bayerns King, Nagelsmanns Joker: Aber wie lang noch? Comans Vertrag läuft 2023 aus, der FC Barcelona lockt. Doch in der aktuellen Form ist er für die Münchner unverzichtbar.