Bayern-Präsident Herbert Hainer: "Zwei Champions-League-Trophäen - das wäre unglaublich"
München - AZ-Interview mit Herbert Hainer: Der 67-Jährige ist seit 2019 Präsident des FC Bayern. Hier spricht er über die Entwicklung der Frauenmannschaft unter Trainer Jens Scheuer und das Champions-League-Highlight in der Allianz Arena gegen Paris Saint-Germain.
AZ: Herr Hainer, an diesem Dienstag (18.45 Uhr/DAZN) trägt die Frauen-Mannschaft des FC Bayern im Champions-League-Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain erstmals eine Partie in der Allianz Arena aus. Oliver Kahn hat von einem "Meilenstein" gesprochen - wie würden Sie den Stellenwert dieses Spiels bezeichnen?
HERBERT HAINER: Unsere Frauenfußballabteilung blickt auf eine über 50 Jahre lange Tradition und ist ein wichtiger Teil unserer FC Bayern-Familie. Dass unsere FC-Bayern-Frauen nun ihre Premiere in der Allianz Arena feiern werden, haben sie sich durch die kontinuierliche Entwicklung in den vergangenen Jahren erarbeitet und absolut verdient. Das muss man unbedingt einmal herausstreichen, denn dieses Spiel ist ja kein Geschenk aus heiterem Himmel, sondern der Beleg, dass unsere Frauen inzwischen auch international eine große Rolle spielen. Ich höre zudem von unseren Spielerinnen, dass sie immer wieder sagen, diese Partie sei ein wichtiges Zeichen an alle Mädchen und jungen Frauen, die große Träume haben. Dass sie sich jetzt ihren eigenen Traum von einem Spiel in der Allianz Arena erfüllen, zeigt: Alles ist möglich.
FC Bayern freut sich auf Zuschauerrekord gegen PSG
Werden Sie die Partie live im Stadion verfolgen - und hoffen Sie auch auf Unterstützung aus der Herrenmannschaft?
Ich werde auf jeden Fall in der Allianz Arena sein, und die Unterstützung wird generell so groß wie nie zuvor: Wir alle freuen uns sehr, dass wir mit über 10.000 Zuschauern rechnen können - das ist ein absoluter Zuschauerrekord für unsere FC-Bayern-Frauen. Die Mannschaft spielt hervorragenden Fußball, sie liegt bestens im Rennen, den Deutschen Meistertitel aus dem Vorjahr zu verteidigen, sie steht im DFB-Pokal-Halbfinale und ist in der Champions League in der vergangenen Saison erst im Halbfinale gestoppt worden. Von diesem Team können wir uns einiges erwarten.
Hainer: Der Umzug der Bayern-Frauen zum Campus war "ein Quantensprung"
2017 gab es schon einmal ein Duell mit PSG, damals schied Bayern im Viertelfinale aus (1:0 und 0:4). Wie haben sich die Kräfteverhältnisse seitdem entwickelt und wie schätzen Sie die Chancen gegen dieses Topteam ein?
Aus dem Hinspiel damals im Grünwalder Stadion stammt die bisherige Zuschauer-Bestmarke mit 7.300 Fans - und unserem Team gelang mit diesem Rückhalt ein stark erkämpfter 1:0-Sieg. Seit 2017 hat sich bei uns viel getan, unter anderem bedeutete der Umzug vom Trainingsgelände in Aschheim auf den neuen FC-Bayern-Campus einen Quantensprung. Der FC Bayern hat sich auch im internationalen Frauenfußball längst einen Namen gemacht. Früher klaffte hier zu Klubs wie Paris St.-Germain eine Lücke, dieses Spiel wird aber nun eines auf Augenhöhe sein.
Wie bewerten Sie generell die Entwicklung der Mannschaft unter Trainer Jens Scheuer, dessen Vertrag bis 2023 läuft? In der Meisterschaft ist Bayern wieder ganz vorne dabei, im Pokal im Halbfinale und in der Champions League läuft es auch sehr gut. Wollen Sie diesen Weg mit Scheuer fortsetzen?
Wir alle sind mit der Entwicklung mehr als zufrieden. Der Anspruch des FC Bayern ist immer, national wie international die Nummer 1 zu sein. Und unsere Frauen sind auf dem besten Weg, dieses ambitionierte Ziel umzusetzen. Jens Scheuer leistet mit seinem Trainerteam hervorragende Arbeit, und wenn sich alles so wie bisher unter ihm weiterentwickelt, sind wir als FC Bayern immer an Kontinuität interessiert. Voraussetzung für alles ist bei uns Erfolg. Unsere Managerin Karin Danner und unsere Sportliche Leiterin Bianca Rech werden das Thema dann zu gegebener Zeit angehen.
Hainer traut Herren und Frauen den Champions-League-Titel zu
Wer sind die größten Konkurrenten in der Frauen-Champions-League um den Titel?
Den FC Barcelona muss man als Titelverteidiger immer nennen. Zudem sollte man Olympique Lyon im Auge behalten. Die hatten zwar in der vergangenen Saison einen Durchhänger, dominieren aber jetzt wieder die französische Liga wie zu besten Zeiten. Hinter diesen beiden Teams sehe ich Paris, Arsenal, Wolfsburg und unsere Mannschaft auf Augenhöhe - und in der Lage, den Titel zu holen.
Wie groß ist Ihr Glaube daran, dass es zu einem doppelten Königsklassen-Triumph der Frauen- und Herrenmannschaften des FC Bayern in dieser Saison kommen könnte?
(lächelt) Bei Chelsea hätte es im vergangenen Jahr fast geklappt. Der Glaube an große Titel und den maximalen Erfolg ist beim FC Bayern immer da. Ich traue es beiden Mannschaften zu. Ich habe noch immer die tollen Bilder vor Augen, als unsere Männer und Frauen gemeinsam auf dem Rathausbalkon ihre jeweiligen Meistertitel gefeiert haben (2015 und 2016, Anm.d.Red.). Die Motive der Spielerinnen und Spieler in Tracht gingen um die Welt. Zuletzt war so eine Feier mit unseren Fans auf dem Marienplatz wegen Corona leider nicht möglich. Wenn wir dieses Jahr gleich mit zwei Champions League-Trophäen unser Comeback am Balkon feiern könnten, wäre das natürlich unglaublich - aber man muss auch klar sagen, dass es so einen Doppelcoup im europäischen Fußball noch nie gegeben hat. Da muss alles passen.
Für das Highlight der Bayern-Frauen gegen Paris Saint-Germain in der Allianz Arena am Dienstagabend gibt es unter fcbayern.com noch Tickets. Anpfiff ist um 18.45 Uhr.