Bayern-Präsident Herbert Hainer: "Der FC Bayern ist Ulis Baby"
München - AZ-Interview mit Herbert Hainer: Der 68-Jährige ist seit 2019 Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Bayern. Den ersten Teil des Interviews können Sie hier nachlesen.
AZ: Herr Hainer, auf der Jahreshauptversammlung 2021 haben Sie deutliche Kritik von den anwesenden Mitgliedern abbekommen, es ging in der Katar-Frage hitzig zu und gab sogar "Hainer-raus!"-Rufe. Wie haben Sie das erlebt?
HERBERT HAINER: Das hat mir natürlich nicht gefallen, aber die Stimmung hatte sich am Ende so ergeben, weil ich die letzten Redner nicht mehr zugelassen habe. Das war im Nachhinein nicht glücklich, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach das Gefühl, dass wir an diesem Abend nicht mehr weiterkommen würden. Ich bin seitdem mit vielen der Kritiker im Austausch, wir haben uns mehrmals getroffen und Verständnis füreinander entwickelt. Letztlich geht es immer um unsere Fans und Mitglieder, und ich bin froh, dass wir gerade seit der letzten Jahreshauptversammlung viele Formate umgesetzt haben, um den Dialog zu intensivieren.
Haben Sie nach der Jahreshauptversammlung mal darüber nachgedacht, hinzuwerfen?
Ich hatte keine gute Nacht, habe aber gleich am nächsten Morgen an der Säbener Straße alle zusammengetrommelt, um unsere Lehren zu ziehen. Wir haben dann sofort Pläne entwickelt, und ich habe die Kritiker, die am Abend nicht zu Wort gekommen sind, direkt angerufen, wie wir die weitere Kommunikation gestalten wollen. Das ist mein Naturell: Nichts auf die lange Bank zu schieben.
Vertrag mit Qatar Airways: Noch keine Entscheidung gefallen
Ist das auch bei sportlichen Niederlagen so?
Ich bin ein Typ, den Niederlagen anspornen. Niederlagen ziehen mich nicht runter, das war auch schon bei adidas so. Wenn ich überzeugt davon bin, das Richtige zu tun und alles für den Erfolg einzusetzen, ist es auch mal verzeihlich, wenn etwas nicht gelingt. Man darf nur niemals denselben Fehler zweimal machen. Dann ist man nicht lernfähig, das mag ich nicht so gern.
Wie geht es beim Thema Katar weiter: Wird der Vertrag mit Qatar Airways verlängert?
Der Vertrag läuft 2023 aus. Wir haben vereinbart, dass wir nach der WM eine detaillierte Analyse vornehmen werden. Dann werden wir überlegen, wie es weitergeht. Das ist ein ganz üblicher Vorgang, bei jedem Sponsorenvertrag prüfen wir gegen Ende, wie es gelaufen ist und wie die Zukunft aussehen könnte.
Hainer über Hoeneß: "Habe bei ihm noch kein Erlöschen des Feuers entdeckt"
Hat sich durch die Diskussion mit Katar-Kritikern Ihre Sichtweise zum Thema Werte in einem Fußballklub geändert?
Jeder weiß, dass der FC Bayern für Werte wie Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit steht. Und diese Werte transportieren wir in die Welt - auch zu unseren Partnern. Wir stehen für Dialog und Austausch. Nur wenn man miteinander spricht, kann man Veränderungen anstoßen.
Wie ist eigentlich Ihr Eindruck bei Uli Hoeneß: Wie lange wird er noch im Aufsichtsrat mitwirken?
Ich habe bei ihm noch kein Erlöschen des Feuers entdeckt. Der FC Bayern ist Uli Hoeneß' Baby, er hat den Klub großgemacht. Er sorgt sich aus Liebe um den Verein. Bei uns beiden ist über 20 Jahre eine Freundschaft entstanden. Sein Herz wird immer für den FC Bayern brennen.
Hainer: Kane noch kein Thema beim FC Bayern
Zum Abschluss noch ein sportliches Thema: Der FC Bayern hatte immer tolle Mittelstürmer, mit Gerd Müller angefangen bis hin zu Robert Lewandowski. Bemühen Sie sich schon jetzt um den nächsten Topangreifer wie beispielsweise Harry Kane?
Wir haben uns erstmal auf diesen Transfersommer konzentriert. Jetzt haben wir eine super Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 25, 26 Jahren. Viele Spieler haben langfristige Verträge, das Gerüst ist da, wir können in aller Ruhe die nächsten Schritte planen.
Also wurde der Name Kane noch nicht konkret thematisiert?
Nein. Wir werden den Markt aber generell weiter im Auge behalten - ohne dabei unter Zwang zu stehen, etwas machen zu müssen. Unsere Offensive ist hochklassig besetzt.
Den ersten Teil des Hainer-Interviews können Sie hier lesen.