Bayer Leverkusen bissig vorm Duell mit Bayern
München - Erster gegen Zweiter. Gab es schon zwei Mal in dieser Saison mit bayerischer Beteiligung.
Am 7. Spieltag forderten die punktgleichen Dortmunder den FC Bayern, der Meister gewann Anfang November auswärts mit 3:2. Am zehnten Spieltag versuchte sich der Zweite RB Leipzig am direkten Überholmanöver - was mit einem Sieg in München machbar gewesen wäre. Durch das 3:3 in der Allianz Arena blieben die Bayern an der Spitze, wurden jedoch nach elf Partien von den Leverkusenern geschnappt. Auf leisen Sohlen hatte sich die Werkself peu à peu nach vorne gepirscht. Ungeschlagen. Unverhofft. Die erste Tabellenführung nach über sechs Jahren.
"Das wird ein geiles Spiel. Alle schauen zu. Und natürlich ist Bayern schlagbar"
Heimlich, still - und plötzlich laut. Denn nachdem man mit dem 4:0 beim 1. FC Köln, dem höchsten Auswärtssieg im rheinischen Derby aller Zeiten, die Pole Position verteidigt hatte, werden die Aussagen der Spieler forscher.
Mit Blick auf den Samstagabend, wenn Leverkusen die Münchner zum Duell Erster gegen Zweiter (diesmal mit umgekehrten Vorzeichen!) empfängt, sagte etwa der in bestechender Form aufspielende Nationalspieler Nadiem Amiri: "Das wird ein geiles Spiel. Alle schauen zu. Und natürlich ist Bayern schlagbar."
Mitchell Weiser, von 2012 bis 2015 an der Säbener Straße unter Vertrag, tönte: "Wir haben gerade einen Lauf, den wollen wir fortsetzen. Wenn wir schon oben stehen und so ein Duell haben, wollen wir auch drei Punkte." Wie sie es angehen wollen? Amiri hat schon ein Rezept: "Man braucht viel Herz und viel Wille. Die Qualität haben wir auf jeden Fall."
Die Mannschaft um Top-Talent Florian Wirtz (17) zeigt die Zähne. Mit dem Teenager, der in Köln seinen zweiten Saisontreffer erzielte, soll sich Bayer laut "Kicker" auf einen Vertrag bis Sommer 2025 oder sogar 2026 verständigt haben, nur die Unterschrift fehle noch. Der sportliche Lauf und all die guten Nachrichten: eine Win-Win-Situation für einen Trainer oder doch gefährlich, weil sich Hybris breitmachen könnte?
"Ich werde sicher nicht versuchen, sie zu bremsen", sagte Trainer Peter Bosz, "es ist immer gut, wenn Spieler ein gutes Gefühl, Selbstvertrauen und gute Laune haben." Dennoch fügte der 57-jährige Holländer mit einem Schmunzeln hinzu: "Aber ich werde ihnen auch sagen, dass Bayern München eine gute Mannschaft ist."
Hoffnung auf Goretzka-Einsatz
Sogar Europas Beste in 2020, die sich bei der Klub-WM im Februar in Katar zur weltbesten Mannschaft krönen kann.
Und die im letzten Spiel des Kalenderjahres noch einmal richtig dagegenhalten will. "Gegen Leverkusen geht es darum, drei Punkte mit nach München zu nehmen", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick, der "das sehr erfolgreiche Jahr 2020" mit einem Sieg im Topspiel beschließen will. Mit "Mentalität und Geschlossenheit" seiner Mannschaft, die Flick auch beim 2:1 gegen Wolfsburg imponierten: "Wir haben uns dagegengestemmt, wollten den Sieg unbedingt."
Das braucht es auch am Samstag gegen das einzig ungeschlagene Team der Liga. "Ich habe keine Müdigkeit gesehen. Es waren alle bis zum Schluss bereit, weite Wege zu gehen", Freude sich Flick. Es besteht Hoffnung, dass Leon Goretzka (muskuläre Probleme seit seiner Auswechslung beim 1:1 gegen Union Berlin) wieder ins Mittelfeld rücken kann.
Ob Joshua Kimmich nach einer Trainingswoche im Mannschaftskreis (fünfeinhalb Wochen nach seiner Meniskus-OP im rechten Knie) wieder in den Kader rückt, will Flick nach Absprache am Freitag entscheiden.