AZ-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: Das Karriereende von Manuel Neuer ist absehbar
München - Manuel Neuer hat gestern erstmals wieder Teile des Mannschaftstrainings mitgemacht, das Comeback des Nationaltorhüters, der dem FC Bayern seit seinem Beinbruch im Dezember fehlt, rückt damit näher. Vorausgesetzt, es gibt nicht wieder einen Rückschlag, wie sie ja in den letzten Monaten immer mal wieder vorkamen.
Eine Rückkehr von Neuer wäre natürlich wichtig, gerade wenn es im Frühjahr in die wichtigen K.o-Spiele im Pokal und in der Champions League geht. Er ist auf dem Platz mit seiner Ausstrahlung und neben dem Platz als Kapitän, als Wortführer innerhalb des Teams, ein ganz wichtiger Baustein des Erfolges beim FC Bayern.
Unklar, ob Manuel Neuer nochmal sein gewohntes Leistungsniveau erreicht
Aber Manuel Neuer ist auch schon 37 Jahre alt. In diesem hohen Fußballalter verheilen Verletzungen nicht mehr so gut und so schnell wie man es gerne hätte. Auch bleibt abzuwarten, ob Manuel überhaupt noch mal auf dieses Leistungslevel kommen kann, das ihn zum Welttorhüter gemacht hat.
Und zudem ist ein Ende seiner Karriere immerhin absehbar. Wie schnell das eintritt, hängt sicherlich auch davon ab, welche Leistung Manuel in den kommenden Wochen und Monaten abrufen kann. Immerhin ist er jetzt gute neun Monate komplett raus. Da kann man nicht einfach so auf den Knopf drücken und alles ist wie zuvor.
Daniel Peretz kann die neue Nummer eins beim FC Bayern werden
Allerdings mache ich mir um seine Nachfolge wenige Sorgen. Denn der FC Bayern hat mit der Verpflichtung von Daniel Peretz bereits in die Zukunft investiert und ich kann mir vorstellen, dass der 23-Jährige eines Tages die neue Nummer eins im Tor des FC Bayern werden kann.
Im Pokalspiel in Münster hat er sein Debüt im Trikot des Rekordmeisters gefeiert. Wirklich gefordert wurde er in dieser Partie natürlich nicht, doch finde ich, dass Daniel eine gewisse Ausstrahlung mitbringt und seine Sache in den zwei, drei Szenen, in denen er gefordert war, sehr souverän gemacht hat. Auch habe ich nur Gutes über ihn gehört, er hat eine positive Ausstrahlung, schiebt auch die ein oder andere Extra-Schicht ein und ist in der Mannschaft sehr beliebt. Zudem zeigt er sich lernbegierig und schaut sich von den Kollegen das ein oder andere ab.
Für mich ist klar: Er wird sich noch sehr weit entwickeln und hat im täglichen Training mit Manuel und Sven Ulreich zwei Torhüter an seiner Seite, die schon alles erlebt haben und ihm viele Tipps geben können. Allein dieses Training auf allerhöchstem Niveau wird Peretz in seiner Entwicklung helfen.
Thomas Tuchel wird Daniel Peretz behutsam aufbauen
Thomas Tuchel, ein ganz erstklassiger Trainer, wird wissen, welches Torwartjuwel er in seiner Mannschaft hat und ihn dementsprechend behutsam aufbauen. Wichtig ist in dieser Phase natürlich auch, dass Daniel sich seiner Rolle bewusst ist und nicht zu schnell zu viel erreichen möchte.
Ich bin sicher, Daniel wird seinen Weg gehen, ob mit dem FC Bayern oder eines Tages ohne den FC Bayern. Aber er hat alle Voraussetzungen, um irgendwann mal ein ganz großer Torwart und damit dann auch die Nummer eins beim FC Bayern werden zu können.
Euer Jean-Marie
Der 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze insgesamt) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er als Kolumnist tätig.