Kolumne

AZ-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: "Ter Stegen überzeugt mich nicht"

In seiner exklusiven Kolumne für die Abendzeitung spricht Torwart-Legende Jean-Marie Pfaff über das brisante Keeper-Duell beim DFB und die Rolle von Thomas Müller als Gute-Laune-Onkel der Nationalelf.
Jean-Marie Pfaff |
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Ewig brisantes Duell beim DFB: Manuel Neuer (r.) gegen Marc-Andre ter Stegen.
Ewig brisantes Duell beim DFB: Manuel Neuer (r.) gegen Marc-Andre ter Stegen. © dpa

München - In etwa neun Monaten startet die Europameisterschaft – und die deutsche Nationalmannschaft beginnt an diesem Wochenende die heiße Phase der Vorbereitung mit dem Länderspiel gegen Japan. Wir alle freuen uns auf das Turnier im nächsten Sommer in Deutschland und hoffen natürlich, dass es wieder zu diesem Sommermärchen wird, wie es 2006 bei der WM der Fall war.

Um aber diese Euphorie im eigenen Land auszulösen, braucht es eine Mannschaft, die das Land vom ersten Spiel an mitnimmt und mit ihrer Spielweise und den entsprechenden Ergebnissen in Begeisterung versetzt. Und am Ende möglichst weit im Turnier kommt.

Ein Jahr vor der EM in Deutschland: Hansi Flick und sein Team sind jetzt gefordert

Wenn ich im Moment mit Freunden in Deutschland spreche, scheint man von einer EM-Euphorie allerdings meilenweit entfernt zu sein. Eine Vorfreude auf dieses Turnier ist überhaupt noch nicht spürbar. Das liegt in allererster Linie an der Nationalelf, dem enttäuschenden Abschneiden bei der WM in Katar und in den letzten Testspielen. Statt Euphorie macht sich bei den Fans eher große Ernüchterung breit.

Bundestrainer Hansi Flick und sein Team sind jetzt mehr denn je gefordert. Mit dem Spiel gegen Japan muss man den Turnaround schaffen und auch wenige Tage später gegen Frankreich liefern. Mit zwei überzeugenden Leistungen kann die Mannschaft eine Basis für eine bessere Grundstimmung im Land legen. Und eine gute Stimmung im Land ist wichtig für ein herausragendes Turnier im Sommer.

"Hat bisher nicht überzeugt": Nutzt Marc-André ter Stegen seine Chance beim DFB-Team`?

Personell wird Hansi Flick nicht mehr allzu viel ausprobieren können, es gilt den Stamm des Teams in den verbleibenden Testspielen auf die EM einzuschwören, eine erste Elf zu finden und den wichtigen Spielern immer wieder den Rücken zu stärken.

Hütete von 1982 bis 1988 das Tor beim FC Bayern: AZ-Kolumnist Jean-Marie Pfaff.
Hütete von 1982 bis 1988 das Tor beim FC Bayern: AZ-Kolumnist Jean-Marie Pfaff. © imago images / Sven Simon

Sicherlich wird es noch die ein oder andere Position geben, die bis zur Kadernominierung offen sein wird, aber grundsätzlich sollte nun die Elf auf dem Platz stehen, die der Bundestrainer auch für das erste EM-Spiel im Kopf hat. Es bleibt auch abzuwarten, wie Torhüter Manuel Neuer nach seiner langen Verletzung zurückkehrt. Kann er nochmal zu der Form finden, die ihn zum Welttorhüter gemacht hat? Bleibt Neuer am Ende nur ein Platz auf der Bank?

Marc-André ter Stegen hat jetzt die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen. Aber der ehemalige Gladbacher hat mich bei seinen bisherigen Auftritten in der Nationalmannschaft noch nicht wirklich überzeugt. Er zeigt in Barcelona starke Leistungen am Fließband, in der DFB-Elf schlichen sich bei ihm in der Vergangenheit immer wieder kleine Patzer ein. Deswegen wird der Bundestrainer sicherlich alles daran setzen, Neuer bis zur EM in Topform zu bekommen.

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"Ist Thomas Müller mit dem FC Bayern erfolgreich, dann kommt Hansi Flick kaum an ihm vorbei"

Flick muss auch entscheiden, welche Rolle er Thomas Müller zugedenkt. Der Münchner ist sicherlich immer noch in der Lage, der Mannschaft auf dem Platz zu helfen – ob von Beginn an oder von der Bank. Aber traut ihm Flick das auch wirklich zu? Ich bin sicher, Müller ist auch intern und im Dialog mit den Medien ein ganz wichtiger Faktor für die Mannschaft.

Ob es aber Sinn macht, ihn nur als Gute-Laune-Onkel mit zur EM zu nehmen, wenn man nicht von seinem sportlichen Wert überzeugt ist? Spielt Müller mit dem FC Bayern in dieser Saison wieder erfolgreich, dann kommt Flick aber kaum an ihm vorbei.

Euer Jean-Marie


Der 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.

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  • Pfaffi am 08.09.2023 21:10 Uhr / Bewertung:

    Nur mal so: Kroatien hat weniger als 5 Mio. Einwohner. Die Nationalmannschaft ist seit Jahren sehr erfolgreich und heisst dort „die Familie“. Jedes Spiel ein gemeinsames Leiden. Bei uns: 11 hochbezahlte Bubis, von denen jeder nur seine eigene Agenda hat und sich wegduckt, wenns kritisch wird. Dazu noch ein unfähiger und uneinsichtiger Fussballverband. Das alles nervt uns Fans, und da muss sich auch keiner mehr wundern!

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