Ausgerechnet! Daum: Mitleid für Hoeneß
Bayern-Präsident Uli Hoeneß kann trotz der Steueraffäre heute im Audi-Dome von den Fans Zuspruch erwarten. Doch es gibt auch Kritik. Und vom Erzfeind warme Worte
München - So ändern sich die Zeiten. Die Bundestags-, Landtags- und Olympia-Wahl fanden ohne Uli Hoeneß statt, zumindest tauchte er in keiner TV-Talkshow auf. Man redet über den Bayern-Präsidenten, nicht mehr mit ihm. Siehe die Sendung „phoenix RUNDE“ am Mittwoch, Thema: „Hoeneß und Wulff vor Gericht – wenn Lichtgestalten fallen...“ Der Sender verwies auf den am Donnerstag beginnenden Strafprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff. Bei Phoenix heißt es: „Auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß muss bald vor Gericht. Die Enttäuschung ist groß. Beide sind angesehene Persönlichkeiten, die für viele ihre Vorbildfunktion verloren haben.“
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Wenn die Sendung beginnt, dürfte Hoeneß im Audi-Dome längst die Ovationen der Bayern-Mitglieder empfangen haben. Auf der Jahreshauptversammlung im Audi-Dome sorgen allein die vier Trophäen auf der Bühne für Jubel, ebenso wie erneute Rekordzahlen. „Der Verein boomt, wir werden erneut die besten Zahlen der Vereinsgeschichte vorlegen“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, „und so wie die aktuelle Saison läuft, ist das noch nicht das Ende der Fahnenstange.“
Und Hoeneß? Rund vier Monate vor dem Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung droht dem 61-Jährigen im Kreise der Mitglieder kein unangenehmer Abend. „Ich weiß nicht, ob die Versammlung ein besonderer Moment wird“, sagte Hoeneß. Forderungen nach Rücktritt oder Ämterverzicht – wie etwa von der „Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland e.V.“ (VARD) – hatte er bereits am Wochenende barsch im TV abgebügelt. „Warum sollte ich? Es gab überhaupt nie einen Grund, denn ich habe die volle Unterstützung der Fans, der Mitglieder, des Aufsichtsrats und des Verwaltungsbeirats.“
Der Aufsichtsrat hatte sich hinter Hoeneß gestellt – und sogar schon einer möglichen Verurteilung vorgegriffen.
Die AZ zeigt: So stehen Rummenigge, die Fans und Gegner zu Hoeneß.
Sein Vorstandsboss: „Wir alle, der Aufsichtsrat, der Vorstand, stehen total zu ihm“, sagte Rummenigge der AZ, „was der Aufsichtsrat gemacht hat, würde ich als hochprofessionell bezeichnen. Es ist ein schwieriges Jahr für Uli Hoeneß, keine einfache Zeit, aber wenn eine Bastion steht, ist es der FC Bayern. Das ist auch der Beweis, dass wir ein bisschen anders ticken, als viele andere, die das Thema anders sehen. Ich glaube, dass die Loyalität innerhalb des Klubs gegenüber Uli Hoeneß dazu geführt hat, dass die Mannschaft verstanden hat, was Mia san Mia bedeutet.“
Sein Intimfeind: Ausgerechnet Christoph Daum, vor 13 Jahren wegen einer Kokain-Affäre am Pranger, hat nun Mitleid mit Hoeneß, er sagte zur „WAZ“: „Ich weiß, was das für eine Show wird, wie viele Kameras alles ausleuchten werden und wie groß über alles berichtet werden wird. Ich weiß, wie das auf die Familie abstrahlen wird. Das wird ein Spießrutenlauf, den Uli Hoeneß sich jetzt noch nicht vorstellen kann.“ Er habe, so Daum, „meinen Frieden mit Uli Hoeneß geschlossen. Ich weiß, ich bin nicht fehlerfrei, und das gestehe ich jedem anderen auch zu.“
Die Fans: Breite Unterstützung in einer AZ-Umfrage. Manfred Straßer („De rodn Waginger“): „Wir Fans hoffen, dass es gut ausgeht für ihn. Man kann den Rücktritt von Hoeneß schon fordern, aber bis Schuld oder Unschuld bewiesen sind, bleibt alles beim Alten.“ Bernd Hofmann („Nabburg“): „Auf einer Jahreshauptversammlung hat nur was Sportliches zu suchen. Wir hoffen, dass das so bleibt.“ Markus Vogel („Ilmenau“): „Ich gehe davon aus, dass Hoeneß eine Strafe kriegt, er wird aber Präsident bleiben - und im Aufsichtsrat. Er ist die beste Person, die wir auf dem Posten haben.“ Die Steueraffäre – für die Fans Privatsache.