Auch Hansi Flick ist jetzt ein Spielchenspieler
Der Fall Jérôme Boateng, der seit zehn Jahren im Verein ist, doppelt Triple-dekoriert, mag nur ein Mosaikstein sein im Binnenklima des FC Bayern. Und doch zeigt die Nebenbei-Verkündung von Boatengs Abschied durch Sportvorstand Hasan Salihamidzic wenige Minuten vor Anpfiff des Champions-League-Spiels gegen Paris Saint-Germain, was derzeit schiefläuft. Rio-Weltmeister Boateng, der zuvor über die Nichtverlängerung informiert wurde, hätte mehr Wertschätzung verdient.
Flick wundert sich über so wenig Zusammenhalt
Was aber, wenn dieser Mosaikstein das Bild nur komplettiert, das sich Trainer Hansi Flick in den eineinhalb Jahren seiner Amtszeit machen konnte von den Abläufen beim Klub, der mit dem Slogan "Mia san mia" für Zusammenhalt stehen will und stets von der "großen Bayern-Familie" spricht?
Ehrenpräsident Uli Hoeneß, von RTL als Experte samt Privatmeinung engagiert, strich Boateng aus seinem imaginären EM-Kader. Über so wenig Zusammenhalt in der Bayern-Familie wunderte sich Flick: "Ich kenne es von Bayern, dass man seine Spieler immer unterstützt. Ich bin hier groß geworden und habe das immer so empfunden." Dass er mit Salihamidzic über Kreuz liegt - obwohl man nach außen das ach so hervorragende Miteinander beteuert -, ist offensichtlich.
Spaß sieht anders aus
Auf Nachfragen reagiert Flick von Tag zu Tag gereizter, betonte nun, er müsse "da auch ein bisschen schauspielern. Das gehört auch dazu zum Trainerjob." Spaß ist was anderes. Und den habe er mit seinem Trainerstab. Seine Vertrauten könnte er ja dann gleich mitnehmen zur Nationalelf, wenn er als Wunschkandidat des DFB im Anschluss an die EM die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw antritt.
Flick vermeidet trotz seines Vertrages bis 2023 ein klares Bekenntnis zum Miteinander in der kommenden Saison – wohl auch, weil Salihamidzic das ebenfalls nicht über die Lippen bringt. Flicks Motto: Wenn alle ein Spielchen spielen, dann spiele ich beim Eiertanz auch mit. Flicks schöne Aussichten: Als Bundestrainer kann er berufen, wenn er will. Da werden ihm keine Transfers vor die Nase gebrazzot.