Abwehr, Kader, Titelgeist: Das ist Kompanys USA-Plan
Bei manchen Traditionen ist es ein Jammer, dass sie irgendwann nicht mehr gepflegt werden. Die deutsche Nationalmannschaft etwa stimmte sich jahrelang mit einem eigenen Lied auf Weltmeisterschaften ein, letztmals 1994. Damals sangen Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Co. "Far Away in America", um die Vorfreude auf die WM in den USA zu steigern. Als Unterstützung hatten sich die DFB-Stars die Village People zur Seite geholt, das Video des Songs ist noch immer sehr zu empfehlen: Alle in schwarzen Anzügen hinter den Village People, Matthias Sammer ganz ernst und konzentriert, Klinsmann als beschwingter Tänzer und Sänger. Herrlich.
Und umso ärgerlicher, dass nach 1994 mit diesen Auftritten Schluss war. Sonst hätte sich vielleicht auch der FC Bayern überlegt, vor der Klub-WM einen Clip zu produzieren. Mit Alphonso Davies, Jamal Musiala oder Leroy Sané gibt es ja einige musikalisch Interessierte im Team, es wäre wahrscheinlich auf einen Rap-Song hinausgelaufen – wie vor einigen Monaten bei Davies' Vertragsverlängerung.
Der FC Bayern ist heiß auf die Klub-WM
So oder so: Die Münchner wollen bei dem äußerst lukrativen Turnier (Preisgeld für den Sieger: 115 Millionen Euro) sportlich für reichlich Musik sorgen. In Orlando bereitet sich das Team von Trainer Vincent Kompany auf dem Gelände der Disney World auf den Auftakt am Sonntag gegen Auckland City (18 Uhr deutscher Zeit) vor, die AZ ist mit dabei. Und erklärt zum Start der Reise, welche Aufgaben für den Coach in den kommenden Tagen anstehen. Kompanys USA-Plan.
Abwehrformation finden: Mit Neuzugang Jonathan Tah, der vorzeitig von Bayer Leverkusen zu Bayern wechselt, bekommt Kompany die so wichtige Verstärkung. Hinter der Fitness von Minjae Kim (Achillessehne) steht ein Fragezeichen, Dayot Upamecano (freie Gelenkkörper im Knie) ist gerade erst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Die Langzeitverletzten Alphonso Davies (Kreuzbandriss) und Hiroki Ito (Fußbruch) sind nicht mit dabei.
Heißt: Die Abwehr stellt sich zunächst fast von selbst auf. Hinten links könnte Rückkehrer Adam Aznou spielen, rechts Konrad Laimer. Und zentral dürften vorerst Tah und Josip Stanisic agieren, solange Upamecano noch nicht bei 100 Prozent ist.
Belastung für Kimmich und Co. extrem hoch
Titelstimmung erzeugen: Zu Beginn des Turniers dürfen die Familien der Spieler mit in der Unterkunft "Four Seasons Resort Orlando at Walt Disney World Resort" wohnen. "Es ist keine Lustreise, sondern eine echte Herausforderung", sagte Dreesen. "Trotzdem wollen wir es den Spielern so angenehm wie möglich machen, wenn sie diesen Stress direkt nach der Saison haben." Nachvollziehbar. Einige Stars wie Joshua Kimmich oder Michael Olise spielten am Sonntag noch in der Nations League. Urlaub hatten sie bislang kaum, die Belastung ist extrem hoch.
Und doch haben alle Lust auf das Turnier. "Die Jungs und der Trainer sind schon heiß", sagte Müller. Und Kompany selbst meinte: "Je näher wir dem Turnier kommen, desto mehr steigt die Vorfreude darauf. Es wird etwas Besonderes und Einzigartiges sein." Nach der gewonnenen Meisterschaft wollen die Münchner ihr Double perfekt machen. Doch die Konkurrenz ist namhaft: Auch Real Madrid, Paris Saint-Germain und Manchester City sind dabei.
Wer kommt noch? Und wer geht?
Kader planen: Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund werden vor Ort in den USA den Transfermarkt im Auge behalten und sich mit Kompany besprechen. Nach der Absage von Florian Wirtz steht die Verpflichtung eines neuen Offensivstars im Fokus. Der Portugiese Rafael Leão (AC Mailand) wird genauso gehandelt wie der Spanier Nico Williams (Athletic Bilbao), der Franzose Bradley Barcola (Paris Saint-Germain) oder der Japaner Kaoru Mitoma (Brighton and Hove Albion). Eine klare Tendenz zeichnet sich bislang nicht ab.
Verkaufskandidaten sind unter anderem Kim, Kingsley Coman, Sacha Boey, Bryan Zaragoza, João Palhinha und Leroy Sané, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft.
