Prinz Charles: Willkommen im Land seiner Vorväter

Der britische Thronfolger besucht Deutschland und Prinz Charles hat sich einiges vorgenommen. Die Royal-Fans hierzulande dürfen wieder viel jubeln.
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Er kommt wie ein guter alter Freund. Und das ist er ja auch. Mehr noch: Prinz Charles (70) ist ein entfernter Verwandter, der mal wieder im Land seiner Ahnen vorbeischaut. Über 30 Mal war der britische Thronfolger in Deutschland, nun kommt er erneut, diesmal in Begleitung seiner Ehefrau Camilla (71), der Herzogin von Cornwall. Der Besuch beginnt am 7. Mai in Berlin und endet am 10. Mai in Bayern. Es sei "eine gute Gelegenheit, die starken Bande zwischen unseren Ländern in besonderer Weise zu würdigen", sagt der britische Botschafter Sir Sebastian Wood (58).

"Charles - Mit dem Herzen eines Königs": Die Biografie von Catherine Mayer finden Sie hier

Charles, Prinz von Wales und Herzog von Cornwall, heißt mit Nachnamen Mountbatten-Windsor. Mountbatten ist der Nachname seines Vaters Prinz Philip (97), Windsor der seiner Mutter Königin englische Queen (93). Philips Vater war Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark, er entstammte dem deutschen Hochadelsgeschlecht Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, einer Nebenlinie des Hauses Oldenburg. Als Philip 1947 die britische Staatsangehörigkeit wegen der Ehe mit Elizabeth annehmen musste, wählte er den Namen seiner Mutter Alice von Battenberg, deren Familie sich seit 1917 in der englischen Übersetzung Mountbatten nannte.

Deutsche Wurzeln

Auch mütterlicherseits hat Charles deutsche Wurzeln. Das Haus Hannover stellte Jahrhunderte lang die Regenten auf dem britischen Thron. Die letzte "hannoveranische" Monarchin war die legendäre Queen Victoria (1819-1901). Sie hatte 1840 den deutschen Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha geheiratet. Fortan nannte sich die königliche Familie Saxe-Coburg and Gotha. Nach Victorias Tod wurde mit ihrem Sohn Eduard VII. erstmals ein Saxe-Coburg and Gotha König von England.

Sein Sohn und Nachfolger Georg V. verfügte 1917 wegen des innenpolitischen Drucks und einer landesweiten Aversion gegen Deutschland während des Ersten Weltkriegs eine erneute Namensänderung. Das Königshaus nannte sich nach dem Schloss Windsor Castle in der Grafschaft Berkshire nun Windsor. Ohne diesen Beschluss von Georg V. hieße die amtierende Königin Elizabeth Alexandra Mary von Sachsen-Coburg und Gotha.

Charles spricht Deutsch

Prinz Charles spricht wie sein Vater Philip ein nahezu fehlerfreies, wenn auch ungeübtes Deutsch. Vor sechs Jahren war er zuletzt auf Verwandtschaftsbesuch in Deutschland. Er ist ein Onkel zweiten Grades von Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg. Auf Schloss Langenburg überraschte er mit seinen exzellenten Deutschkenntnissen: "Ich sage nur sehr ungern, dass es über 50 Jahre her ist, dass ich hier war."

Am Abend des ersten Besuchstages feiern Charles und Camilla nun in der Residenz der britischen Botschaft in Berlin-Grunewald den 93. Geburtstag von Königin englische Queen nach. Ehrengast ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (63). Es gibt Spargelsalat aus Brandenburg, Saibling nach Matjesart mit Spreewaldgurken, Riesling aus dem Rheingau und britische Spezialitäten wie Scones und Lamm-Pie.

Die Fans bekommen Charles zu sehen

Englands Botschafter Wood hat den Deutschen schon im Vorfeld versprochen: "Selbstverständlich wird das Paar auch öffentlich in Erscheinung treten, damit so viele Menschen wie möglich die beiden Royals persönlich erleben können." Das Konsulat will weitere Infos in den sozialen Netzwerken veröffentlichen. Die Fans des britischen Könighauses erinnern sich dabei an Fotos des volksnahen Charles bei seinem Berlin-Besuch von 1995. Damals hatte er die Familie Kunz in ihrer Plattenbauwohnung in Marzahn-Hellersdorf aufgesucht.

Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall wollen sich Charles und Camilla dann in Leipzig über die "friedliche Revolution" informieren, die 1989 das Ende der Teilung Deutschlands eingeleitet hat. Anschließend geht es nach Bayern.

Treffen mit Söder

In München widmet sich Charles trotz (oder gerade wegen) des alles überschattenden Brexit-Verfahrens politischen Themen wie der wirtschaftlichen Zusammenarbeit von Deutschland und England sowie den Möglichkeiten eines klimafreundlichen Wachstums und einer ökologischen Landwirtschaft. Derweil trifft sich Camilla mit Frauen, die häusliche Gewalt erfahren haben. Am Abend steht ein festliches Essen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (52) in der Münchner Residenz an, zu dem auch hochrangige "Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildung" geladen sind, wie die britische Botschaft mitteilt.

Bereits 1987 wurde Charles mit seiner damaligen Frau Diana von der Münchner Bevölkerung umjubelt, als die beiden am Marienplatz vom Rathaus-Balkon den Menschen zuwinkten. Das royale Paar wirkte bei diesem Besuch so entspannt und gelöst, dass die Londoner Boulevardzeitung "The Sun" darauf losspekulierte: "Die Krauts haben die Ehe von Charles und Prinzessin Di gerettet." Das war etwas voreilig, wie man heute weiß...

Besuch auf dem Bio-Bauernhof

Zum Finale seines Deutschlandbesuchs wird der erfolgreiche Bio-Bauer Charles den Bio-Bauernhof Herrmannsdorfer Landwerkstätten in Ebersberg besichtigen. Ein Programmpunkt wurde zuvor gestrichen. Die Künstlerin Christiane Huber wollte vor den Augen von Charles und Camilla über dem Max-Joseph-Platz in München syrische Sturztauben fliegen lassen, dazu sollten Autoren aus Syrien Gedichte lesen. Doch dann hatte die bayerische Staatskanzlei Sicherheitsbedenken. Nun bleiben die Tauben am Boden, weil man befürchtet, dass sie Opfer der zahlreichen Falken in München werden und tot vom Himmel fallen.

Die Deutschen werden bei dieser Stippvisite einen humorvollen, aber auch nachdenklichen und sowohl sozial wie auch politisch denkenden Thronfolger erleben. Einer, der sicherlich die Nachrichten aus der Heimat verfolgt, denn sein Sohn Prinz Harry (34) und seine schwangere Schwiegertochter Meghan (37) erwarten ihren Nachwuchs, Charles' vierten Enkel. Er hat die junge Schauspielerin, die als Amerikanerin aus einem völlig anderen Kulturkreis kommt, sehr fürsorglich in die königliche Familie aufgenommen.

Er ist mit seiner Rolle im Reinen

Der Familienmensch Charles ist nur eine von vielen Facetten des 70-Jährigen. Sein Image als ewiger Thronfolger und Buhmann der königlichen Familie ist längst dem Bild von einem verantwortungsbewussten Mann gewichen, der sein Land und die ganze Welt umweltbewusster, kulturvoller, sozialer und vor allem grüner machen will. Für seinen Enkel George (5) hat er einen ganzen Wald neu gepflanzt. Vor einem halben Jahr sendete die BBC die vielbeachtete TV-Doku "Prince, Son and Heir: Charles at 70". Ein Jahr lang hatten Reporter den Prinz von Wales mit der Kamera begleitet und seine engsten Familienangehörigen, Freunde und Wegbegleiter befragt.

Die Fernsehzuschauer haben einen Charles erlebt, der sehr humorvoll mit seiner Thronfolger-Position umgeht und sich nicht in Wartestellung sieht. Zurzeit mache er einfach einen anderen Job und genieße den Freiraum, scherzt er vor der Kamera: "Wenn du Souverän wirst, dann spielst du die Rolle, die von dir erwartet wird."

Charles ist ein Workaholic

Er arbeitet in aller Regel über 14 Stunden am Tag und schläft oft weit nach Mitternacht an seinem Schreibtisch ein. Morgens wache er dann mit einem Notizzettel auf der Stirn wieder auf, erzählt Charles in der BBC-Doku. Prinz William (36) appellierte denn auch an seinen Vater, weniger zu arbeiten und sich mehr um seine Enkel George, Charlotte (4) und Louis (1) zu kümmern.

Bereits 1976 hat Charles den "Prince's Trust" gegründet, eine Wohltätigkeitsorganisation, unter deren Dach mehr als 15 karitative Einrichtungen nachhaltig arbeiten. Damit ermöglicht er jungen Leuten aus sozialen Problembezirken, Schulbildung und auch ökologisches Bewusstsein nachzuholen und damit neue Aufstiegschancen.

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