Warnung vor Holzklotz-Werfer kam nach der Tat

Die Polizei hat einen Zeitungsbericht als falsch bezeichnet, wonach es vor der Tat im Verkehrsfunk eine Warnung gegeben haben soll. Derweil halten Nachahmer der schrecklichen Tat die Polizei in Atem.
von  Abendzeitung
Von dieser Brücke wurde der Holzklotz geworfen
Von dieser Brücke wurde der Holzklotz geworfen © AP

Die Polizei hat einen Zeitungsbericht als falsch bezeichnet, wonach es vor der Tat im Verkehrsfunk eine Warnung gegeben haben soll. Derweil halten Nachahmer der schrecklichen Tat die Polizei in Atem.

Die Oldenburger «Nordwest-Zeitung» hatte am Mittwoch berichtet, im Verkehrsfunk sei am Sonntag - eine halbe Stunde vor der Tat - gewarnt worden, dass von der Brücke Gegenstände auf die Fahrbahn geworfen werden. Eine Überprüfung dieses Hinweises habe keine Bestätigung gefunden, sagte ein Polizeisprecher. Es sei erst unmittelbar nach der Tat eine Warnmeldung auf Veranlassung der Polizei ausgestrahlt worden.

Der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages, Sebastian Edathy (SPD) schlug unterdessen vor, an bestimmten Brücken Überwachungskameras einzusetzen. Er sagte der «Nordwest-Zeitung», solche Videoaufzeichnungen könnten die Strafverfolgung erleichtern. Niedersachsens Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) reagierte zurückhaltend. «Ich denke, solche Überlegungen sind legitim und notwendig, ob man an bestimmten viel befahrenen Stellen neue Gefahrensituation verhindern kann», sagte er der dpa. Ein solcher Vorfall könne aber noch nicht einmal «in einem Überwachungsstaat» verhindert werden. Auch der CDU-Fraktionsvize im Bundestag, Wolfgang Bosbach, glaubt, «dass sich derartige Taten auch in Zukunft nicht mit letzter Sicherheit verhindern lassen».

Nachahmungstäter bewerfen Autos

Derweil hielten mehrere Nachahmungstäter die Polizei in Nordrhein-Westfalen in Atem. Ein 16-Jähriger ließ am Dienstagabend einen leeren Getränkekarton von einer Autobahnbrücke an der A 61 im niederrheinischen Viersen fallen, wie die Kreispolizeibehörde am Mittwoch berichtete. Zeugen hatten die Verdächtigen auf der Brücke beobachtet und die Polizei alarmiert, die wenig später eintraf. Da es ansonsten keine Mitteilungen bei der Polizei gegeben habe, habe der Karton vermutlich keinen Pkw getroffen, hieß es. Der 16-Jährige sei sich der möglichen Folgen seines Verhaltens offenbar nicht bewusst gewesen. Auch seine Begleiter hätten ihn nicht vom Werfen des Kartons abhalten können.

Hartgekochtes Ei gegen Lkw geschleudert

Von einer Brücke in Kempen bewarfen Jugendliche am Dienstagabend vorbeifahrende Autos mit Lehmklumpen, wie die Kreispolizeibehörde Viersen weiter berichtete. Nachdem sie den Pkw eines 37-Jährigen trafen, verfolgte dessen Beifahrer die Jungen und hielt sie bis zum Eintreffen der Beamten fest. In Süchteln habe ein bislang nicht identifizierter Jugendlicher ein hartgekochtes Ei gegen einen Lkw geschleudert, hieß es weiter. Die Scheibe sei dabei sternförmig gerissen. Auch in Bielefeld ereignete sich ein ähnlicher Fall. Drei Mädchen im Alter zwischen elf und 14 Jahren wurden von einem 33-jährigen Autofahrer gestellt, nachdem sie sein Auto von einer Brücke aus mit einem Stein getroffen hatten. Der Mann gab laut Polizei an, die Kinder dort schon vorher bemerkt zu haben. Als er unter der Brücke herfuhr, habe er einen lauten Knall gehört und dann den Steinschlag in seiner Windschutzscheibe bemerkt. Ein Mädchen habe jedoch angegeben, nur aus Versehen einen Stein mit dem Fuß von der Brücke herunter gestoßen zu haben.

Appell an Eltern

Die Polizei im Kreis Viersen appellierte an Eltern, mit ihren Kindern über die möglichen Folgen solcher Taten zu sprechen. Man werde alle Werfer anzeigen und zur Verantwortung ziehen. In Anbetracht der tödlichen Gefahr gebe es keinerlei Toleranz für «Brückenwerfer». Das Werfen von Gegenständen auf fahrende Autos sei strafrechtlich ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, betonte die Polizei. Dabei sei es unerheblich, ob tatsächlich ein Schaden entstanden sei. Eine 33-jährige Frau aus Telgte (Nordrhein-Westfalen) war am Ostersonntag auf dem Beifahrersitz von einem sechs Kilogramm schweren Holzklotz getroffen worden, den Unbekannte gegen 20 Uhr von der Autobahnbrücke geworfen hatten. Sie erlitt vor den Augen ihres Ehemanns und ihrer beiden Kinder tödliche Verletzungen. (AP/dpa)

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