Wärmepumpen-Förderung jetzt noch beantragen? Was der Verbraucherschutz rät

Die Förderung der Wärmepumpe ist politisch umstritten, die Union will sie sogar abschaffen. Wie es der Heizungsbranche damit geht und ob sich ein Förderantrag noch lohnt.
Maximilian Neumair |
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Heizen mit Wärmepumpe ist günstiger als mit der Gasheizung. Bis Ende des Jahres wird ihre Anschaffung noch sichergefördert.
Heizen mit Wärmepumpe ist günstiger als mit der Gasheizung. Bis Ende des Jahres wird ihre Anschaffung noch sichergefördert. © Stiebel Eltron/dpa

München/Berlin – Der heiße Samstagvormittag im Juni 2023, als etwa 13.000 Menschen in Erding gegen das Gebäudeenergiegesetz demonstrierten, hat den Höhepunkt einer aufgeheizten Debatte markiert.

Eineinhalb Jahre später wird das Heizungsgesetz in seiner jetzigen Form noch immer heiß diskutiert – FDP und SPD wollen es reformieren, die Union will es sogar ganz streichen.

CDU will das Heizungsgesetz abschaffen

Jens Spahn (CDU) sprach davon, dass ein "Abschaffen des Heizungsgesetzes à la Habeck" notwendig sei. Laut CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will seine Partei stärker auf den CO2-Preis als Steuerungselement setzen, anstatt in die Heizungskeller der Menschen "reinzuregieren".

Jens Spahn (CDU) will Habecks Heizungsgesetz abschaffen.
Jens Spahn (CDU) will Habecks Heizungsgesetz abschaffen. © Kay Nietfeld (dpa)

Selbst der Architekt des Gesetzes, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), räumte im Sommer ein, er sei "zu weit gegangen". "Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, wie heizen wir in Zukunft, war ehrlicherweise auch ein Test, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Klimaschutz, wenn er konkret wird, zu tragen", sagte der Grünen-Politiker damals.

Schwierige Auftragslage für Heizungsbranche

Dieses politische Hin und Her birgt nicht nur Unsicherheit für die Bürger, sondern auch für die Heizungsbranche selbst. Wolfgang Schwarz, der Hauptgeschäftsführer vom Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) Bayern, sagt der AZ: "Die Leute haben erstmal abgewartet und nichts getan."

Die Folge: "Die Auftragsbücher sind nicht mehr so gut gefüllt wie sie Anfang des Jahres waren." Laut SHK ist der Auftragsvorlauf - also wie viele angenommene Aufträge noch ausstehen - von 20 Wochen (Ende 2023) auf zehn geschrumpft.

Deshalb sinkt die Nachfrage nach der Wärmepumpe

Das Ziel der Bundesregierung von 500.000 installierten Wärmepumpen in 2024 wird weit verfehlt: Laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden im ersten Halbjahr gerade einmal 90.000 Geräte verkauft - ein Rückgang von über 50 Prozent. Schwarz rechnet für das gesamte Jahr nicht einmal mit 200.000 verkauften Einheiten.

Als Gründe für den Rückgang benennt der SHK-Geschäftsführer neben der Unsicherheit um die Förderung und die Wärmepumpe als solche die hohen Strompreise sowie die konjunkturell angespannte Lage. "Die Leute wissen teilweise gar nicht, ob sie nächstes Jahr noch einen Job haben und da wird eine Investition von 30.000 oder 40.000 Euro nicht getätigt", sagt er.

Heizungstechniker wünschen sich "verlässliche Förderpolitik"

Sein Verband wünscht sich seit 20 Jahren "eine Förderpolitik, die verlässlich ist". Das sieht auch der Ökoenergieanbieter Octopus Energy mit Sitz in München so: "Beim Hausbau oder Umrüsten der Heizung brauchen Verbraucherinnen und Verbraucher Planungssicherheit, da es sich bei einer Wärmepumpen-Installation in den seltensten Fällen um spontane Aktionen handelt", sagt CEO Bastian Gierull der AZ.

Sein Unternehmen kämpft gegen die Verunsicherung an, indem es einen Fördervorschuss erteilt, das heißt, die Kunden können die Wärmepumpe durch sie sofort installieren, ohne die Fördersumme vorstrecken zu müssen. "Wir merken, dass die Förderungen die finale Entscheidungsfindung beschleunigen", sagt Gierull. Gerade deshalb wäre eine Abschaffung der Förderung ein "Riesenproblem".

Wärmepumpen sind auch ohne Förderung finanziell lohnend, sagt die Verbraucherzentrale.
Wärmepumpen sind auch ohne Förderung finanziell lohnend, sagt die Verbraucherzentrale. © Bernd Weißbrod/dpa

"Eine Reform des Gesetzes zur Entbürokratisierung und Vereinfachung einiger Regelungen kann jedoch sinnvoll sein", räumt der Octopus Energy-CEO ein. Für SHK-Geschäftsführer Schwarz wäre eine gute Fördergesetzreform eine, die jedes Kilogramm CO2, das nicht durch die Heizung emittiert wird, fördert und somit auch technologieoffen wäre. "Hauptsache die Leute tun irgendetwas, das ist das Wichtigste", sagt er.

Verbraucherzentrale empfiehlt Antrag bis Ende 2024 zu stellen

Er glaubt, dass es irgendeine Form von Förderung auch mit der neuen Regierung geben werde. Davon geht auch Alexander Beer aus, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern.

Für all jene, die jetzt schon sicher sind, sich eine Wärmepumpe zulegen zu wollen, empfiehlt er jedoch, noch diesen Dezember einen Antrag zu stellen und nicht bis zur Bundestagswahl zu warten. Weil es für 2025 bisher nur einen vorläufigen Haushalt gibt, gilt die derzeitige Förderung offiziell bloß bis zum 31. Dezember diesen Jahres.

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Beer versichert im Gespräch mit der AZ: "Wenn man in diesem Jahr den Antrag stellt und die Bewilligung bekommt, wird es auf jeden Fall ausgezahlt." Der Grund: Weil die Anträge automatisiert geprüft werden, bekommt man demnach die Bewilligung sofort oder innerhalb eines halben Tages.

So teuer ist eine Wärmepumpe im Vergleich zur Ölheizung

Bevor ein Antrag gestellt werden kann, muss man jedoch einen Energieberater prüfen lassen, ob das Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist. Zudem braucht es ein Angebot von einem Heizungsbauer. Wurde sich darum nicht gekümmert, könne es für heuer Jahr knapp werden.

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Doch selbst wenn die Förderung der Wärmepumpe komplett wegbrechen sollte, lohnt sich laut dem Energieexperten eine Wärmepumpe finanziell, wenn man sich eine neue Heizung zulegen muss. Auf 20 Jahre gerechnet bei 2500 Litern Ölverbrauch kostet eine Ölheizung 76.000 Euro, eine Wärmepumpe selbst ohne Förderung ist etwa für das gleiche Geld zu haben.

Auch abseits der finanziellen Faktoren rentiert es sich laut Beer, auf Erneuerbare Energien umzustellen, "um vor den CO2-Kosten verschont zu bleiben". "Die werden in den nächsten Jahren weiter ansteigen, auch unter einer neuen Regierung."

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  • Der Münchner am 16.12.2024 12:20 Uhr / Bewertung:

    Alle wollen bzw. fordern Förderung!
    Ich auch!

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