Stoiber wird 70: Seine lustigsten Sprüche

Edmund Stoiber feiert 70. Geburtstag, und die Feier in München wird prächtig. Die Kanzlerin kommt. Transrapid, Kompetenz-Kompetenz, Simpsons: Stoibers beste Sprüche.
von  dpa

Edmund Stoiber feiert 70. Geburtstag, und die Feier in München wird prächtig. Die Kanzlerin kommt, außerdem EU-Kommissionspräsident Barroso. Für die CSU jedoch ist die Erinnerung an die Stoiber-Ära halb golden, halb schmerzlich. Das einstige Stoiber-Gefühl ist weg.

München – Wie viele Jubilare mag Edmund Stoiber noch gar
nicht so recht glauben, was ihm nächste Woche blüht: „Der Anlass 70.
Geburtstag – man kann sich das selbst gar nicht richtig vorstellen“,
sagt er. Die große Feier am 28. September in München richtet nicht
die CSU aus, sondern die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft.
Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will ihre Aufwartung machen, auch
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso – ein alter Freund – hat
sich angesagt. Für einen kurzen Moment wird noch einmal der Glanz der
Stoiber-Ära aufscheinen.

Obwohl erst vier Jahre seit Stoibers Sturz vergangen sind, wirkt
seine Regierungszeit heute wie graue Vorvergangenheit. Und das, was
den früheren Staatskanzleichef, Innenminister, Ministerpräsidenten,
Kanzlerkandidaten und Beinahe-EU-Kommissionspräsidenten über Jahre
ausmachte, ist in der CSU dahin.

Das Stoiber-Gefühl der CSU hatte drei wesentliche Elemente:
Unerschütterliches Selbstbewusstsein, Begeisterung für die eigene
Sache und die tiefe Überzeugung, recht zu haben. „Ich habe mich immer
mit vollem Impetus, vollem Einsatz, voller Begeisterung in die Themen
hineingekniet“, sagt er. „Ich habe die Partei und vielleicht auch das
Land ein bisschen angesteckt. Nur wer selbst begeistert ist von dem,
was er macht, kann andere begeistern.“

Ein wesentliches Element der Stoiber-Politik war immer, die Wähler
stolz zu machen – ihnen jenen Stolz auf das Erreichte einzuimpfen,
den er selbst und die damalige CSU-Spitze empfanden. Die Opposition
kritisierte und beklagte Mängel – doch wer Stoiber wählte,
gratulierte sich sozusagen selbst zur eigenen Leistung. „Das Motto
Laptop und Lederhose, da musste ich nicht viel erklären“, sagt er.
„Die Modernisierung Bayerns hat auch die Leute in der Lederhose stolz
gemacht.“

Stoiber selbst ist rastlos wie eh und je – als
EU-Antibürokratie-Beauftragter, Verwaltungsrat beim FC Bayern und
anderen Tätigkeiten. Mit Vergangenheitsbewältigung möchte er sich
nicht beschäftigen: „Ich schaue nicht zurück, dafür habe ich mir zu
viel an den Hals geschafft“, sagt er. „Ich habe es in den vergangenen
Jahren nur zu drei Auswärtsspielen des FC Bayern geschafft. Das ist
eindeutig zu wenig.“

Fährt Stoiber heute durch Bayern, tut er das mit dem schönen
Gefühl, überall auf sichtbare Zeugnisse seines Wirkens zu stoßen: Von
Fachhochschulen im ganzen Land über das Kompetenzzentrum für
nachwachsende Rohstoffe in Straubing bis zur Münchner Pinakothek der
Moderne. Sehr stolz ist Stoiber auch auf den ausgeglichenen Haushalt,
den er den Nachfolgern hinterließ – seine Abkehr von der
Neuverschuldung wirkt angesichts der heutigen Schuldenkrise geradezu
prophetisch. Doch getrübt wird aus Sicht vieler CSU-ler die ansonsten
golden glänzende Bilanz durch die Fast-Pleite der BayernLB.

Doch Stoiber stürzte 2007 nicht über eine Affäre, sondern weil
große Teile der CSU-Spitze seiner überdrüssig geworden waren. Obwohl
die CSU ihn in einem Akt der Wiedergutmachung zum Ehrenvorsitzenden
machte, war er zutiefst gekränkt und verletzt.

Heute erweckt Stoiber zumindest den Eindruck, als habe er den
inneren Frieden wiedergefunden. Stoiber war immer vergleichsweise
unempfindlich gegen Kritik der Opposition und in den Medien, weil ihn
seine großen Mehrheiten immunisierten. „Spott und Häme haben mich nie
in dem Ausmaß berührt, denn ich hatte immer die Wähler hinter mir.“

Aus Stoibers Sicht konnten SPD, Grüne und Journalisten meckern,
wie sie wollten – die 50-Prozent-Ergebnisse holte er und nicht sie.
Noch heute sitzen viele CSU-Abgeordnete in Landtag und Bundestag, die
ihm ihre Sitze verdanken. Und wer heute mit CSU-Abgeordneten über die
Jahre 2006 und 2007 spricht, stellt fest, dass mancher schon gar
nicht mehr so genau weiß, warum er Stoiber damals unbedingt loswerden
wollte.

Die heutige CSU ist von 50 Prozent ebenso weit entfernt wie von
der Selbstgewissheit der Stoiber-Jahre. Stoiber kritisiert die
heutige Parteiführung unter Horst Seehofer nicht – lässt sie aber
wissen, dass er im Grundsatz auch heute die absolute Mehrheit für
möglich hält. „Es war ja  nie leicht, die 50 Prozent zu holen“, sagt
Stoiber. „Schon Strauß hat uns damals gesagt: Es steht nicht in der
bayerischen Verfassung, dass die CSU regiert.“

Am Potenzial der CSU von bis zu 60 Prozent habe sich nichts
geändert. „Potenzial bedeutet ja nur, dass sich diese Menschen
vorstellen können, unter bestimmten Umständen einmal CSU zu wählen.
Das so gut wie möglich auszuschöpfen ist die Herausforderung, das
muss die Gegenwart leisten. Die CSU hat meines Erachtens nach wie vor
alle Chancen.“
 

 

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