SPD hat wieder mehr Mitglieder als CDU
Berlin - Die SPD zählte Ende Juni 483 226 Mitglieder und liegt damit erstmals seit vier Jahren vor der CDU, die 482 951 Mitglieder hatte. Entsprechende Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag) wurden in den Parteizentralen in Berlin am Dienstag bestätigt. In der Nachkriegsgeschichte hatte die SPD stets vor der CDU gelegen, 2008 zog die CDU auf Platz eins. Neue Mitglieder zu werben, fällt großen Parteien aus Expertensicht schwer.
Dass die SPD die CDU als mitgliederstärkste Partei einholen würde, hatte sich im Frühjahr angedeutet. Ende April hatten die Christdemokraten noch 15 Mitglieder mehr als die Sozialdemokraten. Hintergrund ist, dass die CDU stärker schrumpft als die SPD - nach einer Studie des Berliner Parteienforschers Oskar Niedermayer büßte sie im vergangenen Jahr 3,1 Prozent der Mitglieder ein, die SPD 2,5 Prozent. Dabei ist die CDU in Bayern nicht vertreten, die dortige Schwesterpartei CSU hat aktuell rund 150 000 Mitglieder. Anfang der 1990er Jahre hatte die SPD noch mehr als 940 000 Mitglieder, die CDU knapp 790 000.
Von einer sinkenden Bereitschaft zum Engagement seien Parteien, aber auch Kirchen, Gewerkschaften und andere Vereine und Verbände betroffen, hieß es in der CDU-Zentrale. Die Alterung der Gesellschaft wirke sich in besonderem Maße auf die Mitgliederentwicklung der CDU aus. "Dies ist eine große Herausforderung, die wir ernst nehmen." Als Reaktion setze die Partei etwa darauf, den Wert der Mitgliedschaft zu stärken und Beteiligungsmöglichkeiten im Internet zu schaffen. In der SPD-Zentrale hieß es laut "Süddeutscher Zeitung", der Wahlsieg von Hannelore Kraft (SPD) in NRW habe sich positiv ausgewirkt.
Die beiden Volksparteien tun sich aus Sicht Niedermayers bei der Mitgliederwerbung aber besonders schwer. "Wenn das langfristig so weitergeht, verlieren die Parteien ihre Fühler in die Gesellschaft", sagte er am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Allein um den Stand der Mitglieder zu halten, seien zahlreiche Sterbefälle auszugleichen. Die Werbeanstrengungen der Parteien seien durchaus anerkennenswert. Allerdings seien die meisten Gründe für sinkende Mitgliederzahlen von ihnen nicht zu beeinflussen. So bringe der Wandel der Gesellschaft eine Individualisierung mit sich. Die Ochsentour durch die Instanzen einer großen Partei, bis man etwas bewirken könne, sei abschreckend.
Bei der FDP sank die Mitgliederzahl bis Ende Juni auf 60 181, nachdem es Ende 2011 noch 63 123 waren. Der Schwund habe mit den Wahlerfolgen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen aber aufgehalten werden können, sagte ein Sprecher der dpa. "Seither ist die Mitgliederzahl wieder stabil, neue Eintritte und Abgänge hielten sich nahezu die Waage." Die Grünen hatten zuletzt rund 59 000 Mitglieder genannt. Die Linke hatte Ende Juni 67 410 Mitglieder.
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