"Scholzomat" regiert Hamburg

Hamburg - Olaf Scholz war der klare Favorit im Rennen um das Bürgermeisteramt in Hamburg, und er ist seiner Favoritenrolle am Sonntag bei der Bürgerschaftswahl gerecht geworden. Der SPD-Spitzenkandidat lag bereits in den Umfragen so weit in Führung, dass nur Wenige am Sieg der Sozialdemokraten bei der Bürgerschaftswahl zweifelten.
Dass der frühere Bundesarbeitsminister, der einst als "Scholzomat" verspottet wurde, allerdings einen derartig eindrucksvollen Sieg einfährt, überraschte selbst die kühnsten Optimisten. Folglich schmunzelte der 52 Jahre alte Politprofi am Sonntagabend, als er bei der Wahlparty vor seine siegestrunkenen Parteifreunde trat: "Das ist ein sehr, sehr beeindruckendens Ergebnis."
Viele Wähler hätten ihm das Vertrauen geschenkt, und diese Erwartungen werde er nicht enttäuschen. "Wir werden das, was wir vor der Wahl gesagt haben, auch hinterher tun", versicherte Scholz. Gewiss profitierte Scholz auch davon, dass dem erst seit einem halben Jahr amtierenden Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) die Bekanntheit in der Bevölkerung fehlte. Also strahlte er wie er es selten in den vergangenen Wochen tat – auch weil sein fulminanter Sieg komfortabel über dem aktuellen Zuspruch der SPD im Bund liegt.
Am 14. Juni 1958 in Osnabrück geboren, ging der Kaufmannssohn in Hamburg zur Schule und studierte Rechtswissenschaften. "Ich habe mich früh politisch engagiert. Mein Ziel war es jedoch, Rechtsanwalt zu werden", sagte Scholz vor der Wahl im dapd-Interview. Er sei gerne Anwalt gewesen, und nun sei er gerne Politiker. "Ich habe all das immer mit großer Begeisterung getan und würde mich wieder so entscheiden", gestand Scholz, der seit 1975 SPD-Mitglied ist.
Immer an seiner Seite steht seine Frau Britta Ernst, ebenfalls SPD-Politikerin. Natürlich bleibe momentan weniger Zeit für Zweisamkeit. "Ich habe in meinem Leben immer viel gearbeitet und dennoch viel Wert darauf gelegt, private Momente zu finden. Das ist uns immer gut gelungen und das wird uns auch in Zukunft gelingen, ob nun beim Wandern oder beim Kinobesuch", sagte der leidenschaftliche Jogger.
Als "Scholzomat" verspottet
Politisch bekannt wurde er 2001, als er Hamburger Innensenator unter Ortwin Runde (beide SPD) wurde. Scholz erhielt allerdings kaum Gelegenheit zum Glänzen, weil die SPD die Wahl verlor und sich fortan gegen Ole von Beust (CDU) positionieren musste. Und während die Genossen tief zerrüttet ihre Wunden leckten, machte Scholz in Berlin Karriere. Zwar blieb er von 2000 bis 2004 Landeschef, doch beförderte ihn der damalige SPD-Bundeschef Franz Müntefering 2002 zum SPD-Generalsekretär und 2005 zum parlamentarischen Geschäftsführer. Scholz gilt seither als Organisationstalent und Strippenzieher, als fleißig und zielstrebig.
Doch in jenen frühen Berliner Jahren wurde er wegen seiner oft monotonen Rhetorik auch als "Scholzomat" verspottet, worüber er heute gelassen lächelt. 2007 wurde Scholz Bundesarbeitsminister in der großen Koalition und feilte klug an seinem Profil.
Nach dem Ende von Schwarz-Rot in Berlin kehrte er 2009 als Landeschef nach Hamburg zurück. "Wenn ich mir meine eigene politische Laufbahn so anschaue, dann sieht sie sehr wechselhaft aus", sagt Scholz. Zur Freiheit gehöre, dass nicht immer alles planbar sei. "Ich wollte immer das, was ich gerade gemacht habe, gut machen – ein sehr handwerklicher Ansatz." Seine Zukunft sieht Scholz nun erst einmal in Hamburg. Er will eigenen Angaben zufolge das umsetzen, was er im Wahlkampf versprochen habe. "Wir werden uns an die Arbeit machen", sagte der 52-Jährige. In der Stunde des Sieges fand er auch Worte für seine politischen Gegner: "Ich möchte mich für einen im Grunde fairen Wahlkampf bedanken."