Niedersachsen-Wahl: Siege ohne Wert
Die FDP ergab sich noch einmal dem Selbstbetrug, doch am Ende siegt Rot-Grün. AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Landtagswahl in Niedersachsen.
Hannover - Sehen so Sieger aus? Mit linkischem Lächeln stellte sich Philipp Rösler vor seine Getreuen und ließ sich bejubeln. Die Liberalen ergaben sich noch einmal dem Selbstbetrug, sie hätten aus eigener Kraft einen Erfolg eingefahren. Das haben sie sicher nicht.
Die FDP hat von der Tatsache profitiert, dass es bürgerliche Wähler verstehen, ihren Willen machttaktisch gut auszudrücken. Man muss dabei gar nicht verächtlich von Leihstimmen reden. Unionswähler halten die FDP am Leben, weil sie glaubten, nur so die Regierung stellen können. Das ist schief gegangen.
Für die Liberalen ist das ein Sieg ohne Wert. Es ist keineswegs sicher, ob das Modell im Bund oder in Bayern auch so funktioniert. Leihstimmen von CSU-Wählern? Schwer vorstellbar. Gut vorstellbar allerdings, dass die Unionswähler im Bund eine große Koalition besser finden als das, was Rösler, Brüderle und Niebel seit vier Jahren aufführen.
Tatsächlich ist ein solches Modell die letzte Hoffnung für die SPD. Dass Steinbrück kein Siegertyp ist, hat sich bestätigt. Statt der Partei Schwung zu verleihen, wird der Kandidat zur Belastung für die SPD. Niedersachsen war die erste Wahl seit seiner Kür. und die Zitterpartie war eine Quittung für seine ungeschlachten Auftritte.
Kommt es doch zur großen Koalition, dann wären die eigentlichen Sieger des gestrigen Abends die großen Verlierer. Die Grünen legen zu, und stehen am Ende womöglich mit leeren Händen da.
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