Hoeneß coacht die CSU

Auf der Suche nach dem verlorenen Erfolg will die CSU vom FC Bayern München lernen. Bei der Vorstandsklausur in Wildbad Kreuth war dieses Mal kein Politiker oder Wissenschaftler der Stargast beim Kamingespräch, sondern FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß.
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Zwei Alphatiere: Seehofer und Hoeneß.
dpa Zwei Alphatiere: Seehofer und Hoeneß.

KREUTH - Auf der Suche nach dem verlorenen Erfolg will die CSU vom FC Bayern München lernen. Bei der Vorstandsklausur in Wildbad Kreuth war dieses Mal kein Politiker oder Wissenschaftler der Stargast beim Kamingespräch, sondern FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

Der deutsche Fußball-Rekordmeister hat auch nach schweren Niederlagen und Krisen immer wieder zum Erfolg zurückgefunden. „Vom FC Bayern kann man sich abgucken, wie man trotz großer Herausforderungen Erfolg haben kann“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer. Aus seiner Sicht gibt es noch eine Parallele: „Alpha-Tiere, die zusammen wirken.“

Sowohl in der CSU wie auch beim FC Bayern gibt es viele Führungspersönlichkeiten, die vor Selbstbewusstsein strotzen – was das Zusammenspiel erschwert. Doch beim FC Bayern funktioniert das derzeit besser als bei der CSU. Zwar ist in den eineinhalb Jahren seit Seehofers Machtübernahme die Konsolidierung eingeläutet, doch das mannschaftsorientierte Zusammenspiel der CSU ist verbesserungsbedürftig. In diesem Jahr hat es bereits mehrere heftige interne Konflikte gegeben – ungeachtet der Tatsache, dass Seehofer Anfang März eine „Epoche der Brüderlichkeit“ ausrief.

Dass diese Epoche der Brüderlichkeit bisher eher ein schöner Wunschtraum ist, zeigte auch das Vorspiel zur Kreuther Klausur. Hauptthema des Treffens war die Energiepolitik. Seehofer hatte den Wirtschaftsexperten – und Amtsvorgänger – Erwin Huber sowie Bayerns Umweltminister Markus Söder beauftragt, das Konzept zu entwerfen. Wenige Tage vor der Klausur erklärte Huber der „Süddeutschen Zeitung“ in einem Interview, dass die Laufzeiten der Atomkraftwerke um 20 Jahre verlängert werden sollten. Dagegen protestierte Josef Göppel, Umweltpolitiker der Berliner Landesgruppe. Auch andere CSU-Politiker einschließlich der höchsten Spitze waren nicht begeistert.

Der CSU fehlt es an Geschlossenheit

Ein weiteres Mal ist somit der Eindruck entstanden, dass es der CSU an Geschlossenheit fehlt. In den Wochen und Monaten zuvor gab es Krach um die Gesundheitspolitik. Der Einzige, der die Probleme auf der Kreuther Klausur in der internen Diskussion offen ansprach, war der niederbayerische Bundestagsabgeordnete Ernst Hinsken. Er monierte die Abstimmungsprobleme in mehreren Politikfeldern. Doch Hinsken sei von Seehofer „zusammengefaltet“ worden, sagte ein Teilnehmer. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Probleme der Berliner Koalition bei ihrem Münchner Spitzengespräch mit der deutschen Wirtschaft auch darauf zurückgeführt, dass die beiden kleineren Koalitionspartner FDP und CSU ihre Rolle noch nicht gefunden hätten.

Uli Hoeneß erklärte den CSU-Politikern beim Kamingespräch, dass es vor allem auf den Gemeinschaftsgeist ankomme. Das verlorene Champions League-Finale gegen Manchester United 1999 habe den FC Bayern sogar stärker gemacht, sagte er nach Teilnehmerangaben. „Wichtig ist, dass man durchzieht, von seinem Weg nicht abweicht“, erläuterte Hoeneß schon vorher vor Journalisten. „Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.“ Der CSU empfahl er: „Ziel muss sein, wieder ganz nach oben zu kommen, und oben heißt für mich 55 Prozent.“ Auch davon kann die CSU derzeit nur träumen. „Das ist eine hohe Messlatte für mich“, sagte Seehofer. Was ihm beim FC Bayern beeindruckt: Meinungsverschiedenheiten in der Spitze des Fußball-Clubs bleiben interne Angelegenheiten. „Es dringt nichts nach außen. Da können wir viel lernen“, befand Seehofer.

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