Astrophysiker Harald Lesch aus München im BR mit Vorwürfen gegen Markus Söder: "Haarsträubende Falschaussagen"
Es vergeht kaum eine Woche, in der der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nicht kritisiert wird. Zuletzt wegen seiner Pläne, Geld bei den Öffentlich Rechtlichen zu sparen. Am Sonntag legte dann Astrophysiker und Buchautor Harald Lesch von der LMU München nach – er zeigt wenig Begeisterung für die Situation in der bayerischen Politik.
In der BR-Sendung "Der Sonntags-Stammtisch“ prangert er die fehlende Kompetenz einiger Politiker an. Lesch und einige seiner Kolleginnen und Kollegen hätten den Eindruck, dass "wirklich ganz wichtige Kenntnisse über das, was notwendig wäre zu einer Transformationssituation", in Bezug auf Energiewende und Klimaschutz zum Beispiel, "offenbar nicht verstanden werden". Er wirft den Politikern außerdem eine "Gläubigkeit an 'Wunderwaffen'" vor, die es einem ermöglichen würden, "weiterzumachen wie bisher".
"Alles falsch": Harald Lesch erhebt Vorwürfe gegen Markus Söder
Der Wissenschaftler habe sich besonders über Markus Söder "unglaublich geärgert". Der CSU-Chef habe die unwahren Behauptungen aufgestellt, dass es neuartige Kernkraftwerke geben werde, die ein Endlager unnötig machen würden. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) habe jedoch in einem Faktencheck festgestellt: "alles falsch". Die Forderung nach Technikoffenheit betitelte der Hochschulprofessor als "Ausdruck für technische Ahnungslosigkeit". Beim Thema Energie sei in der Politik "einfach viel zu wenig Know-how" vorhanden, so Lesch.
Der Wissenschaftler legt im BR gegen Markus Söder nach. Dieser hatte vergangenes Jahr behauptet, dass die Heiz-Pläne der Bundesregierung Hauseigentümer bis zu 300.000 Euro kosten würden. Lesch korrigiert die Rechnung: "Eine Wärmepumpe kostet keine 300.000 Euro. Er hat es aber gesagt. Warum?"
Harald Lesch über Hubert Aiwanger: "Da liegt man als Wissenschaftler mit Krämpfen auf dem Boden"
Auch Söders Vize bleibt nicht vom Ahnungslosigkeits-Vorwurf verschont. In der BR-Sendung "Münchner Runde" hatte Hubert Aiwanger 2019 behauptet, 25 Quadratkilometer Aufforstung pro Jahr würden die CO2-Emissionen Deutschlands kompensieren. "Da liegt man als Wissenschaftler mit Krämpfen auf dem Boden", kommentierte Harald Lesch diese Aussage nun im BR. Und weiter: "Wie kann der Mann denn so was sagen? Wie kann es denn sein, dass so was in der Runde einfach durchgelassen wird, wo es doch 1,2 Millionen Quadratkilometer sind, die notwendig wären?", zeigt sich Lesch fassungslos.
"Das nagelt der Politik in Deutschland doch dermaßen die Tür zu": Harald Lesch über CSU-Politik
Auch die Schuldenbremse beäugt der Wissenschaftler kritisch. Hätte es die schon immer gegeben, "hätte man zum Beispiel in München kein Kanalsystem Anfang des Jahrhunderts machen können". Lesch zeigt sich sehr verwundert über die CSU-Freude über den jüngsten Entschluss des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse: "Das nagelt der Politik in Deutschland doch dermaßen die Tür zu".
"Wir stehen vor technischen, vor gesellschaftlichen Herausforderungen, die so noch nie da waren, deswegen ist jeder Rückgriff auf etwas, wie's mal war, eigentlich falsch. Wir müssen nach vorne gucken – was muss getan werden? –, und dafür müssen wir Geld in die Hand nehmen", postuliert der Physiker. Deutsche Politiker würden stattdessen "mit teilweise haarsträubenden Falschaussagen" auffallen.
Markus Söder gehört nicht zu Harald Leschs Freunden
Der ebenfalls am Stammtisch anwesende Unionspolitiker Wolfgang Bosbach zeigt sich von den Vorwürfen Leschs sehr überrascht: "Er ist jetzt nicht direkt Ihr Freund, Markus Söder?". Mit einem Seufzer antwortet Lesch: "Er ist Ministerpräsident von Bayern. Und ich lebe in München. Und das ist in Bayern."