Ein Bayer soll bei den Linken Brücke zum Osten schlagen
BERLIN - Klaus Ernst ist bekannt für seinen Humor und bissige Äußerungen. In seiner künftigen Position als einer von zwei Vorsitzenden der Linkspartei ist jedoch vor allem sein Talent als Versöhner gefragt. Der Mann aus Bayern soll eine Art Brückenbauer sein - um West und Ost in der Partei zueinander zu bringen.
Beim Neujahrsempfang der Linksfraktion diskutierte Klaus Ernst intensiv mit DGB-Chef Michael Sommer. Der designierte neue Co-Vorsitzende der Linkspartei hat als langjähriges IG-Metall- Mitglied beste Drähte ins Gewerkschaftslager. Der Bayer gilt als Kommunikator, der nun vor allem als Brückenbauer zwischen dem West- und Ostteil der 2007 gegründeten Linkspartei fungieren muss. Der 55- Jährige ist bekannt für seinen Humor und bissige Äußerungen. Als der Linke-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch jüngst in der Kritik stand und ihm die SPD Angebote zum Überlaufen machte, sagte Ernst süffisant: «Bevor Bartsch in die SPD geht, gewinnt Sigmar Gabriel einen Hundertmeterlauf.»
Die Rede von Ernst bei der Fraktionsklausur am 11. Januar hatte bereits Bewerbungscharakter, der Partei- und Fraktionsvize versuchte als Versöhner aufzutreten. «Der Westen muss bereit sein, vom Osten zu lernen. Der Osten muss bereit sein, das ein oder andere zur Kenntnis zu nehmen», sagte er und betonte: «Die Linke ist dann erfolgreich, wenn sie in Ost und West verankert ist und gemeinsam kämpft.» Ernst schreibt es sich auf die Fahne, dass der nun scheidende Parteichef Oskar Lafontaine als Galionsfigur für das Projekt einer gesamtdeutschen Linkspartei gewonnen werden konnte.
Widerstand gegen Hartz IV
Als erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt gehörte er zu den Widerständlern gegen die Hartz-Reformen und verließ im Streit darum nach rund 30 Jahren die SPD. Er war Mitbegründer der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), die 2007 mit der ehemaligen PDS zur Linken fusionierte. Seit 2005 sitzt er im Bundestag. Der Widerstand des Gewerkschaftsfunktionärs gegen die «Agenda 2010» von Kanzler Gerhard Schröder bildete eine Grundlage für das Bündnis der Ex-PDS mit der WASG. Er wurde öfter als «bajuwarischer Volkstribun» beschrieben.
Auf den ersten Blick sieht der gebürtige Münchner eher aus wie ein smarter Konzernmanager und nicht wie ein Rebell. Aufbegehren gehört aber zur Biografie des Diplom-Volkswirts und Diplom-Sozialökonomen. Schon während seiner Ausbildung zum Elektromechaniker engagierte er sich in der IG Metall. Seine Gewerkschaftskarriere ist eng verbunden mit dem früheren IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, der ihn Mitte der 80er Jahre zum 1. Sekretär in Stuttgart berief.
(dpa)