Das Trauma von Schwarz-Gelb

Nach 2002 und 2005 das nächste Scheitern? Bei der Union wächst die Sorge, dass es trotz aller Umfragehochs wieder nicht für Schwarz-Gelb reicht – der Schuldige wird schon gesucht.
BERLIN/MÜNCHEN Sie waren sich so sicher, dass es diesmal klappen würde mit einem schwarz-gelben Wahlsieg. Doch nun ist das Trauma wieder da: Schon bei den letzten beiden Bundestagswahlen 2002 und 2005 lagen sie im Endspurt weit vorn und gingen dann in letzter Sekunde doch nicht als Sieger durchs Ziel. Nun geht bei den Schwarzen die Angst um, dass es auch diesmal so sein könnte – nach dem Motto: „Aller schlechten Dinge sind drei.“
Zweieinhalb Wochen vor der Wahl schmelzen die Umfragewerte von Union und FDP. Erstmals erreichen sie laut Forsa nur noch 49 Prozent. CDU und CSU beginnen bereits, sich gegenseitig die Verantwortung dafür zuzuschieben. In der CDU wird gegiftet, die kleine Schwester aus Bayern habe schon zwei Mal den Sieg versaut. Jetzt sei sie dabei, es wieder zu schaffen – mit Seehofers Attacken auf die FDP. Die stoßen Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel besonders sauer auf. CDU-Wahlkämpfer klagen: „Die Leute fragen, was wollt ihr überhaupt? Seehofer watscht die FDP ab und ihr erzählt uns, ihr wollt mit den Liberalen regieren.“
Ein erfahrener CDU-Wahlstratege wärmt die alten Geschichten wieder auf: Wahlkampf 2002 mit Kanzlerkandidat Stoiber, die SPD in Umfragen weit abgeschlagen. Doch dann kommt die Oderflut und der Irakkrieg. Am Wahlabend feiert sich Stoiber noch als Sieger. Aber im Zielfoto hat Gerhard Schröder die Nasenspitze vorne und bleibt Kanzler. Der CDU-Mann: „Weil Stoiber mit dem Hubschrauber über die Flut ist und Schröder unten im Wasser bei den Menschen war. Und beim Irak-Krieg hat sich die CSU gleich auf die Seite von Bush geschlagen. Dümmer ging’s nimmer.“
Ähnlich war es 2005. Union und FDP lagen in den Umfragen wieder vorne. Dann beschimpfte Stoiber kurz vor der Wahl die „Ossis“: „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber.“ Die Folge: Im Osten sackte die CDU ab. Es reichte wieder nicht für Schwarz-Gelb.
Und für 2009 beschreiben Pessimisten in der Union schon eine Gemengelage, die Schwarz-Gelb wieder im Endspurt den Triumph vermasseln könnte: die Ereignisse in Afghanistan, die den Linken die Wähler zutreiben. Und Seehofers „persönliche Attacken“ auf die FDP. Die CSU dagegen gibt der großen Schwester CDU die Schuld: In Seehofers Umgebung ist man fest überzeugt: „An uns liegt’s nicht.“ Sondern an der CDU, die keinen Lust auf Wahlkampf hatte. Hans Michelbach (CSU), Chef der Mittelstandsunion, erzählt es überall herum: „Ich habe sechs Termine im CDU-Wahlkampf gemacht. Und auf jedem war der örtliche CDU-Abgeordnete im Urlaub.“ Angela Böhm