"Nicht aufklärbares Unglück": Das sagt die Staatsanwaltschaft zum Tod der Surferin auf der Eisbachwelle
Rund zwei Monate nach dem Unfalltod einer jungen Frau beim Surfen auf der Eisbachwelle in München sind die Ermittlungen nun abgeschlossen. Wie die Staatsanwaltschaft München I am Montag mitteilte, handelt es sich bei dem Vorfall um "ein äußerst tragisches, trotz umfangreicher Ermittlungen nicht aufklärbares Unglück, das zum Tod der erfahrenen Surferin führte". Wann die Welle wieder für Surfer geöffnet wird, ist derzeit noch offen.
"Es ergeben sich keine strafrechtlichen Konsequenzen"
Fazit: Was tatsächlich die Ursache für die Geschehnisse am 16. April war, konnte die Staatsanwaltschaft nicht abschließend aufklären. Möglicherweise habe sich das Surfbrett oder dessen Leine ("Leash") an einem der insgesamt 29 Störsteine verfangen, sagte Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, bei der Pressekonferenz in München: "Es ergeben sich keine strafrechtlichen Konsequenzen."
Was hat es mit der Allgemeinverfügung der Stadt auf sich?
"Allein die Duldung des Surfens auf der Eisbachwelle" durch die Landeshauptstadt begründe keine strafrechtliche Verantwortung für den Todesfall. In der Allgemeinverfügung der Stadt fürs Brettsurfen am Eisbach vom 28. Mai 2010 sei ausdrücklich festgehalten, dass das Risiko der jeweilige Surfer bzw. die jeweilige Surferin selbst trage.
"Jedenfalls in strafrechtlicher Hinsicht sind die Folgen einer eigenverantwortlichen, in Kenntnis des Risikos eingegangenen Selbstgefährdung Entscheidungsträgern der Stadt nicht zuzurechnen", heißt es: "Auch ist nicht ersichtlich, dass Verantwortliche der Stadt das Risiko besser einschätzen hätten können als seit Jahren auf der Eisbachwelle surfende Personen."
Zuletzt Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung
Insofern sei auch zu berücksichtigen, dass an der Eisbachwelle seit Jahrzehnten in großem Umfang gesurft werde, ohne dass es zu einem vergleichbaren tragischen Unfall gekommen sei.
Die Staatsanwaltschaft hatte unmittelbar nach dem Unglück die Ermittlungen aufgenommen, parallel dazu erstattete der Lebensgefährte der tödlich verunglückten Surferin eine Strafanzeige gegen Unbekannt. Zunächst wurde der Tatverdacht einer fahrlässigen Körperverletzung untersucht. Nachdem die Frau am 23. April verstorben war, kam eine fahrlässige Tötung in Betracht.

Ob oder wann die Absperrung an der Eisbachwelle wieder aufgehoben wird, obliege der Stadt, so Anne Leiding weiter. Die weltberühmte Wasserwelle mitten in der Stadt war nach dem Unglück am 17. April gesperrt und mit Gittern abgeriegelt worden. Anne Leiding: "Die Abschlussverfügung der Staatsanwaltschaft München I enthält hierzu mangels Zuständigkeit keine Empfehlung." Die Welle solle "bald" wieder freigegeben werden, aber "noch nicht heute oder morgen".
Die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft München I im Livestream:
Dramatische Rettung
Die 33-Jährige surfte mit ihrem Brett auf der Welle, als sich die an ihrem Knöchel befestigte Fangleine am Untergrund verhakte. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht befreien, auch andere Surfer konnten die Frau wegen der starken Strömung nicht aus dem Wasser ziehen. Erst der Feuerwehr gelang es, die 33-Jährige aus den eisigen Fluten zu holen. Sie kam in kritischem Zustand in eine Klinik, starb aber einige Tage später.

Bei den Ermittlungen ging es auch um die Frage, warum sich die Fangleine am Untergrund des Baches verhakt hatte. Dafür wurde das Wasser abgesenkt und das Bachbett untersucht.
Unmut über Sperrung der Welle
Die seit Wochen andauernde Sperrung der berühmten Welle hatte für Diskussionen gesorgt. Sogar der frühere Football-Star Tom Brady solidarisierte sich mit den Surferinnen und Surfern, die eine Freigabe der Welle forderten. Zudem gab es Leute, die sich nicht an das Verbot hielten und trotzdem an der Stelle surften.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bat um Geduld und kündigte an, sich für eine schnellstmögliche Öffnung einzusetzen. Auch das bayerische Kabinett befasste sich damit. Die Eisbachwelle zählt seit Jahren zu den Münchner Touristenattraktionen und ist vor allem bei jungen Menschen aus aller Welt beliebt.