Münchner Waisenhaus: Ein geborgenes Zuhause auf Zeit für Kinder

Für die Sanierung des Waisenhauses soll der Stadtrat einen zweistelligen Millionenbetrag geben.
Myriam Siegert
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Der Südtrakt (l.) und Mittelbau des Münchner Waisenhauses stammen aus den 50er Jahren. Hier muss umfangreich saniert werden. Das Geld dafür soll der Stadtrat im Dezember bewilligen. Nicht im Bild, der historische Nordtrakt, der rechts anschließt.
Der Südtrakt (l.) und Mittelbau des Münchner Waisenhauses stammen aus den 50er Jahren. Hier muss umfangreich saniert werden. Das Geld dafür soll der Stadtrat im Dezember bewilligen. Nicht im Bild, der historische Nordtrakt, der rechts anschließt. © Sigi Müller

Neuhausen - Ein großer Gebäudekomplex samt neubarockem Altbau, ein großer Garten und eine ruhige und zugleich zentrale Lage am Schlosskanal und in Neuhausen. "Unser Haus sieht für die Kinder nicht aus wie ein Kinderheim und das ist schön", erklärt Kathrin Krist, stellvertretende Leiterin und Verwaltungsleiterin des Münchner Waisenhauses.

Fortschrittliche Pädagogik, rückständiges Gebäude

Tatsächlich ist die Einrichtung eine moderne Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe mit sozial- und heilpädagogischer Betreuung und einem Schwerpunkt auf Traumapädagogik.

Und besonders wichtig: "Es ist ein Zuhause auf Zeit für unsere Kinder und Jugendlichen", erklärt Leiterin Andrea Dietzel-Krause. "Sie sollen sich hier sicher und geborgen fühlen und einen geregelten normalen Alltag erleben."

Zentral sei dabei übrigens der Kontakt mit den Eltern, die oft ebenfalls von den Sozialpädagogen unterstützt werden. "Das Ziel ist immer, die Rückführung in die Familie", erklärt Dietzel-Krause. 137 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 18 Jahren leben hier, (16 davon in Tagesgruppen, sowie weitere in betreuten externen Wohngruppen).

V. l.: Leiterin Andrea Dietzel-Krause, die SPD-Stadträte Christian Köning und Kathrin Abele, Seija Knorr-Köning vom BA Neuhausen und Verwaltungsleiterin Kathrin Krist.
V. l.: Leiterin Andrea Dietzel-Krause, die SPD-Stadträte Christian Köning und Kathrin Abele, Seija Knorr-Köning vom BA Neuhausen und Verwaltungsleiterin Kathrin Krist. © Melanie Staudinger/SPD

Vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen

Es gibt zwei Schutzstellen für Babys und Kleinkinder, mehrere heilpädagogische Gruppen sowie Übergangsformen, sozialpädagogisch intensivbetreutes Wohnen und eine Schutzstelle für größere Kinder und Jugendliche. "Zu uns kommen Kinder, deren Eltern es aus ganz verschiedenen Gründen nicht schaffen, sie angemessen zu betreuen und zu versorgen", erklärt Dietzel-Krause. Auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden hier aufgenommen, Vollwaisen sind im Übrigen eher die Ausnahme.

Etwa ein Drittel der Kinder bleibt bis zur Selbstständigkeit, also Volljährigkeit. "Wir haben auch betreute Apartments, in denen die Jugendlichen lernen, selbstständig zu leben, also wie man sich in einer Hausgemeinschaft verhält oder wie man ein Girokonto eröffnet."

Sanierung von Denkmalschutz-Gebäuden: das wird teuer

Doch so modern die Pädagogik im Haus ist, so in die Jahre gekommen sind die Gebäude. Der Nordtrakt, 1866 bis 99 erbaut und im Krieg nur wenig zerstört, steht unter Denkmalschutz und noch am besten da. Der Mittelbau und der Südtrakt stammen aus den 50er Jahren. Seit vielen Jahren ist eine Generalsanierung im Gespräch. Im Dezember entscheidet der Stadtrat endgültig über das Vorhaben - es geht um nicht weniger als die Bewilligung eines zweistelligen Millionenbetrages.

Die Coronapandemie hatte das Projekt ausgebremst. Stadtrat Christian Köning (SPD) betont in dem Zusammenhang, das Münchner Waisenhaus sei "bundesweit für die geleistete pädagogische Arbeit anerkannt und geschätzt". "Wir setzen uns dafür ein, dass die Sanierung des Gebäudes endlich auf den Weg gebracht wird."

Bunter Empfang im Foyer.
Bunter Empfang im Foyer. © Sigi Müller

Große Modernisierung geplant - für mehr Privatsphäre

Undichte Fenster, veraltete Haustechnik, bröckelnde Fassaden. Die Mängelliste ist lang. Auch müssen die Räume an die Anforderungen moderner pädagogischer Arbeit angepasst werden. Beispielsweise Bäder so umgebaut, dass sie - trotz Gemeinschaftsnutzung - den Jugendlichen genug Intimsphäre bieten; oder große Räume unterteilt, damit sie Kindern Rückzug und trotzdem Teilhabe ermöglichen. Zudem soll das Dachgeschoss des Mittelbaus mit fünf Apartments ausgebaut werden, in denen Mitarbeiter unterkommen könnten, aber auch Eltern von Schützlingen.

Umbau in drei Phasen realistisch

Derzeit ist geplant, die Bauarbeiten in drei Abschnitte aufzuteilen. Zunächst soll für 25 bis 28 Millionen Euro die Sanierung des Südflügels, die energetische Sanierung der Fassade, der Anschluss an die Fernwärme und die Ertüchtigung der Haustechnik umgesetzt werden. Danach sind die Sanierung des Mitteltrakts, der Veranstaltungssaal und der Ausbau des Dachgeschosses mit fünf Apartments für 15 bis 20 Millionen Euro dran.

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Im letzten Schritt für sieben bis zehn Millionen Euro wird der Nordflügel saniert. Insgesamt kostet die Maßnahme die Stadt zwischen 47 und 58 Mio. Euro. Einen genauen Zeitplan für all das gibt es noch nicht.

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