München-Maxvorstadt: Bezirksausschuss fordert Erhalt des BR-Studiobaus

Denkmalgeschützt oder nicht – das ist beim Studiobau des Bayerischen Rundfunks die Frage. Unabhängig davon, wie die Antwort ausfällt, will der Bezirksausschuss Maxvorstadt das Gebäude unbedingt retten.
Guido Verstegen
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Ob denkmalgeschützt oder nicht: Der BR Studiobau in der Maxvorstadt soll unbedingt erhalten bleiben, wenn es nach dem Bezirksausschuss geht.
Ob denkmalgeschützt oder nicht: Der BR Studiobau in der Maxvorstadt soll unbedingt erhalten bleiben, wenn es nach dem Bezirksausschuss geht. © imago/dts Nachrichtenagentur

Maxvorstadt - Der Bezirksausschuss Maxvorstadt setzt sich vehement dafür ein, den am Funkhaus des Bayerischen Rundfunks (BR) gelegenen Studiobau nicht abzureißen, sondern zu erhalten – selbst dann, wenn sich bei der laufenden Prüfung herausstellen sollte, dass bei dem Gebäude an der Ecke Marsstraße/Hopfenstraße der Denkmalschutz nicht greift.

BR-Studiobau: Landesamt für Denkmalschutz prüft den Fall noch

Der Bezirksausschuss ist mit großer Mehrheit – nur die CSU-Fraktion stimmte dagegen – einem entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion gefolgt und fordert die Stadt nun dazu auf, den Abriss des BR-Studiobaus zu verhindern, heißt es in einer Mitteilung der Maxvorstadt-SPD.

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Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege prüft derzeit noch, ob und inwieweit der Bau denkmalgeschützt ist. Aus Sicht des Bezirksausschusses müsse man hierbei in erster Linie die außergewöhnlichen baulichen Lösungen des Gebäudes berücksichtigen – hier unter anderem die für die Zeit der Errichtung besondere Raum-in-Raum-Bauweise. 

BR-Studiobau: Einzigartige Raum-in-Raum-Bauweise

Vor 60 Jahren wurde der Studiobau auf dem Gelände des Bayerischen Rundfunks feierlich eingeweiht. Für die einzigartige Raum-in-Raum-Bauweise entschieden sich die Planer damals, um die bestmögliche Aufnahmequalität zu erreichen. Auch die 2017 eröffnete spektakuläre Elbphilharmonie in Hamburg wurde nach dem gleichen, aufwendigen Prinzip errichtet.

Felix Lang: "Einen Abriss aus rein finanziellen Gründen lehnen wir ab"

"Unabhängig von der Denkmaleigenschaft können wir uns in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels die Freisetzung solch einer großen Menge Grauer Energie beim Abriss des Gebäudes nicht mehr leisten. Einen Abriss aus rein finanziellen Gründen lehnen wir daher ab", begründete SPD-Fraktionssprecher Felix Lang die Forderungen.

Bayerischer Rundfunk: Studiobau sanieren oder abreißen?

Der Sender brauche den Studiobau nach Abschluss des Umzugs nach Freimann nicht mehr für den Sendebetrieb und halte eine Sanierung für nicht finanzierbar, hieß es. "Die Sanierung soll wohl 300 Millionen Euro kosten, während Abriss und Neubau für 200 Millionen Euro zu haben sind", sagt Lang im Gespräch mit der AZ. Der BR beruft sich bei seinen Zahlen auf ein externes Gutachten. 

Felix Lang: Stadt soll einen Ensembleschutz mit dem Funkhaus prüfen

Nach Angaben der "Süddeutsche Zeitung" teilte ein Sprecher des Bayerischen Rundfunks im September auf Anfrage mit, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege habe dem Sender "im Januar 2019 übermittelt, dass der Studiobau keine Bedeutung" im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes zeige, im Juli 2021 habe das Landesamt "die Einschätzung von 2019 bestätigt".  Dann verlautete aus dem Landesamt plötzlich: "Die Prüfung der Denkmaleigenschaften ist bisher nicht abgeschlossen."

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Auf eine Anfrage der AZ am Montag (16. Oktober), was denn der aktuelle Stand in Sachen Bayerischer Rundfunk und Denkmalschutz sei, antwortet eine Sprecherin des Landesamts, dass eine Denkmalprüfung "wenige Tage bis hin zu mehreren Monaten" dauern könne: "Eine seriöse Aussage über die konkrete Dauer des Verfahrens in dem von Ihnen beschriebenen Fall zu treffen, ist daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich." 

Felix Lang findet: "Sollte man zu dem  Schluss kommen, dass der Studiobau kein Denkmal ist, soll die Landeshauptstadt München auf jeden Fall einen Ensembleschutz mit dem Funkhaus prüfen." 

Der Bezirksausschuss Maxvorstadt listet dazu eine Reihe von Argumenten auf:

  • Ein Abbruch sei sehr aufwendig, da eine Wiederverwertung der Materialien gefordert ist (Graue Energie)
  • Brandschutz im Bestand sei möglich und der 365/24-Betrieb bereits genehmigt
  • Mögliche Nutzung durch die freie Kunstszene
  • Verlust attraktiver Veranstaltungen
  • Die von den Künstlern sehr geschätzte Akustik
  • Viele Künstler setzten sich bei einer Demo für den Erhalt ein

Abriss oder nicht: So lief es bei Google, Apple oder beim Justizzentrum

Felix Lang betont im Gespräch mit der AZ: "Ein Abriss des BR-Studiobaus geht gar nicht. Dass es auch anders funktioniert, zeigt das Beispiel Google. Da wurde im Bestand umgebaut."

Felix Lang (51) sitzt seit zehn Jahren für die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Maxvorstadt.
Felix Lang (51) sitzt seit zehn Jahren für die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Maxvorstadt. © SPD

Als Negativbeispiel führt der 51-Jährige – er sitzt seit 2003 im BA Maxvorstadt – den Fall Apple an. Dass der Freistaat das Grundstück an der Seidlstraße nicht der Stadt zum Verkauf angeboten habe, sei absolut nicht nachvollziehbar.

Grünen-Politikerin Ursula Sowa: "Abriss muss auf alle Fälle vermieden werden"

Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Maxvorstadt hatte sich auch schon dafür eingesetzt, den geplanten Abriss des Strafjustizzentrums zu stoppen. Weil Wohnraum in München rar sei, solle das alte Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße umgebaut werden und auf dem Grundstück künftig "ausschließlich Wohnraum entstehen", erklärte Bayerns Bau- und Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) dann Ende Februar. 

Auch die Grünen in Bezirksausschuss, im Stadtrat und Landtag begrüßten damals den unerwarteten Sinneswandel der Staatsregierung. "Ein Abriss muss auf alle Fälle vermieden werden! Der Freistaat kann zeigen, wie er seine Gebäude zukunftsfähig macht: statt Abriss heißt es, den Gebäudebestand mit Biss zu sanieren und neuen Nutzungen anzupassen", sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Ursula Sowa dazu.

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