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Landtagswahl in München: Duell zwischen Josef Schmid und Julia Post im Stimmkreis Pasing

Im Stimmkreis Pasing in München läuft es auf ein schwarz-grünes Duell hinaus: Josef Schmid, Ex-Bürgermeister, muss sein Amt gegen Julia Post aus dem Stadtrat verteidigen.
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Julia Post sitzt seit 2021 für die Grünen im Stadtrat. Jetzt macht sie Wahlkampf in Freiham.
Julia Post sitzt seit 2021 für die Grünen im Stadtrat. Jetzt macht sie Wahlkampf in Freiham. © Bernd Wackerbauer

Pasing - Mit welchem Verkehrsmittel reisen Grüne im Wahlkampf an? Mit dem Fahrrad, klar. Und deshalb stehen an diesem Freitagabend um die 20 Räder bei einer Grünfläche in Freiham, dem Neubaugebiet im Münchner Westen, von dem viele sagen, dass es das größte in ganz Europa ist. Noch wohnen hier aber gerade mal 3.000 Menschen. Zwischen den Häusern, viele mit Gerüsten verkleidet, ragen Kräne in den Himmel.

Hier startet Julia Post ihren Haustürwahlkampf – unterstützt von 22 Menschen, darunter nicht nur Parteimitglieder, sondern auch ihr Mann, ihre Mutter, Freunde, einer ist extra aus Berlin angereist. Sie bekommen grüne Beutel (Aufschrift: "Klima ist wie Bier, zu warm ist es Mist") voll mit Flyern, Malblöcken und einem hölzernen Pfannenwender (Gravur: "Energiewender"). Beim Konkurrenten von der CSU gibts Pflaster und Schafkopfkarten. Aber zu ihm später mehr.

Julia Post sitzt bislang im Münchner Stadtrat, doch sie will mehr

Julia Post sitzt seit 2021 für die Grünen im Stadtrat, am 8. Oktober will sie als Direktkandidatin im Stimmkreis Pasing in den Landtag einziehen. Warum? "Ich habe im Stadtrat gemerkt, dass man wirklich viel bewegen kann", sagt die 33-Jährige. Zu ihren größten Erfolgen zählt sie unter anderem, dass München eine Strategie entwickelt hat, um möglichst viel Abfall zu vermeiden und dass der Bergbus am Wochenende Wanderer in die Alpen bringt.

Aber das seien eben nur Projekte, die München besser machen. Post wünscht sich mehr. Sie will dorthin, wo er schon sitzt: Josef Schmid von der CSU gewann 2018 das Direktmandat in Pasing. Ziemlich knapp allerdings, mit nicht ganz drei Prozentpunkten vor dem damaligen Kandidaten Hep Monatzeder, auch ein Grüner.

Josef Schmid hat die CSU in München auf den CSD gebracht

Damals war es ein Duell zweier in der Münchner Kommunalpolitik recht bekannter Männer: Monatzeder und Schmid sind beide Bürgermeister gewesen, beide saßen fast 20 Jahre im Stadtrat. Schmid durfte als Wirtschaftsreferent über das Oktoberfest führen und für eine Bierpreis-Bremse kämpfen (ohne Erfolg, aber mit viel Medienrummel).

Früher hat Josef Schmid als Bürgermeister München mitgestaltet. Doch was hat er im Landtag erreicht? Das erklärt er der AZ.
Früher hat Josef Schmid als Bürgermeister München mitgestaltet. Doch was hat er im Landtag erreicht? Das erklärt er der AZ. © Sigi Müller

Mit ihm fuhr die CSU zum ersten Mal mit einem eigenen Wagen beim CSD mit und wurde auch für Menschen wählbarer, die sich von Bierzelten fernhalten. Von Julia Post gibt es nicht so viele bunte Fotos in Zeitungen – obwohl sie fast jede Woche Anträge schreibt. Sie fordert einen Tierschutzbeauftragten, einen Aktionsplan für nachhaltige Finanzen, ein Schutzkonzept für die Aubinger Lohe. Viele kleine Bausteine.

Schmid will mehr U-Bahnen in München, doch da redet der Landtag eigentlich nicht mit

Dass er auf seinem Wahlplakat im Laimer U-Bahnhof abgelichtet ist, sei natürlich kein Zufall, sagt Schmid. Er sitzt bei einer Radlermaß im Biergarten Inselmühle, der nächste zu seinem Zuhause in Allach-Untermenzing. Schmid ist überzeugt: Dass die Stadt die U5 Richtung Pasing und dann weiter nach Freiham verlängert, ist sein Verdienst. Als die Entscheidung fiel, setzte er sich als Bürgermeister dafür ein.

Allerdings ist das fast zehn Jahre her – und als Landtagsabgeordneter hat Schmid auf U-Bahnen in München kaum Einfluss. Der Bund bezahlt das meiste, die Stadt entscheidet über die Trassen. Aber von so einem Kirchturmdenken wolle er weg, sagt Schmid. Und als Abgeordneter hier vor Ort sei er Ansprechpartner für alles.

Julia Post wünscht, dass Erneuerbare Energien in München besser gefördert werden

Schmid stehe für sie für einen Politiker-Typ einer früheren Generation, meint Julia Post. Sie gehört zu den Grünen-Politikerinnen, die ebenso in einem Start-up arbeiten könnten. Ihr Haar trägt sie fast immer – nicht nur auf den Wahlplakaten – zum Dutt gebunden. Ressourcen zu schonen, heißt für sie nicht, auf Wohlstand zu verzichten, im Gegenteil. Durch erneuerbare Energien werde Strom schließlich günstig.

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Fragt man Schmid nach seinem größten Erfolg im Landtag, nennt er einen Gesetzestext: Artikel 6 der Bayerischen Bauordnung. Lässt bloß die Herzen von Verwaltungsleuten im Bauamt höher schlagen? Gar nicht, meint Schmid, der auch als Jurist arbeitet. Diese Novelle der Bayerischen Bauordnung, an der er mitgearbeitet hat, mache ihn zum "Bewahrer der Gartenstadt".

Er habe durchgesetzt, dass hohe Abstandsflächen erhalten bleiben. Eigentümer können also nicht so einfach ein Einfamilienhaus in Obermenzing abreißen und durch einen Fünfspänner ersetzen, erklärt der 53-Jährige. Dass das neuen Wohnraum in München verhindert, glaubt er nicht. Im großen Stil könne der ohnehin nur in Neubaugebieten entstehen.

Trübe Aussicht für SPD-Kandidatin Katja Weitzel im Stimmkreis Pasing

Im Stimmkreis Pasing läuft es so sehr auf ein Duell zwischen Julia Post und Josef Schmid hinaus, dass beide über die SPD gar nicht sprechen. Für sie tritt Katja Weitzel an. Sie ist 50 Jahre alt, Fachanwältin für Sozialrecht und schon seit über 20 Jahren bei der SPD – aber bisher eher in kleineren Ämtern: Sie war zwölf Jahre Mitglied des Bezirksausschusses in Laim und ist seit zehn Jahren Bezirksrätin in Oberbayern.

Für Katja Weitzel ist es kein Widerspruch, Christin und Sozialdemokratin zu sein. Sie ist in der Kirche und für die SPD als Bezirksrätin aktiv.
Für Katja Weitzel ist es kein Widerspruch, Christin und Sozialdemokratin zu sein. Sie ist in der Kirche und für die SPD als Bezirksrätin aktiv. © privat

Dort habe sie zum Beispiel mitbekommen, dass der Freistaat für Inklusion zu wenig tut. Und dass die Krankenhäuser und Heime mehr Budget brauchen. Weitzel ist auch im Kirchenvorstand der Stephanuskirche in Nymphenburg. Obwohl die SPD keine kirchennahe Partei ist, sieht sie zwischen dem christlichen Glauben und der Sozialdemokratie eine Parallele: Den Anspruch, dem Schwächeren zu helfen.

Wenn man Schmid fragt, wie er zur Politik kam, erzählt er eine Geschichte, die dazu irgendwie passt: Wenn sein Bruder, er hat eine Behinderung, in der Schule gehänselt wurde, hat er den Buben eine Watschn verpasst. Für die, die nicht so stark sind, habe er sich schon immer eingesetzt, sagt Schmid. Und außerdem zwangen ihn seine Eltern, die Metzger waren, immer, die Tagesschau zu schauen. Am Ende hat er so vielleicht gelernt, wie er wirklich etwas bewegen kann.

Diese Kandidaten treten im Stimmkreis Pasing in München außerdem an

Ob es die FDP in den Landtag schafft, ist derzeit ungewiss. Einer, der Erfahrung damit hat, die FDP wieder aufzupäppeln, ist Albert Duin. Von 2013 bis 2017, als die FDP auch nicht im Landtag vertreten war, war er Landesvorsitzender der Partei und besuchte jeden bayerischen Kreisverband, schreibt er. Seit 2018 ist Duin Landtagsabgeordneter. Er vertritt die Meinung: "Politik darf Unternehmern oder Bürgern nicht vorschreiben, wie sie ihre Geschäfte zu führen oder zu leben haben."

Für die Freien Wähler tritt Werner Weigand an. Er hatte zuvor noch keine politischen Ämter, ist 68 Jahre alt und Rentner. Früher war er Sachbearbeiter bei einer Versicherung und Gewerkschaftsmitglied.

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So hat der Stimmkreis Pasing bei der letzten Landtagswahl abgestimmt

Der Stimmkreis Pasing besteht aus den Stadtbezirken Pasing-Obermenzing, Aubing-Lochhausen-Langwied und Allach-Untermenzing sowie aus Teilen des Stadtbezirks Laim. Das beste Erststimmen Ergebnis erzielte 2018 Josef Schmid (CSU) mit 30,8 Prozent. Danach folgte Hep Monatzeder (Grüne) mit 28 Prozent.

Vor allem die SPD verlor bei der letzten Wahl viele Stimmen. Florian Ritter kam nur noch auf 12,5 Prozent - fast 17 Prozent weniger als 2013. Ritter konnte damals trotzdem in den Landtag einziehen. Allerdings hatte er damals einen der vorderen Plätze auf der Liste. Katja Weitzel ist nicht so prominent platziert.

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7 Kommentare
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  • Kohlestrom Kolumbien am 20.09.2023 14:03 Uhr / Bewertung:

    Erfahrung und Fachkompetenz sieht man der Frau gleich an

  • Geradeaus-Denker am 21.09.2023 18:59 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kohlestrom Kolumbien

    Mehr als dem Sepi?

  • AufmerksamerBürger am 20.09.2023 08:32 Uhr / Bewertung:

    Die Abendzeitung wird nicht grundlos CSU und Grüne gerne zusammen vorstellen, hier wächst zusammen, was zusammen gehört.

    Nach der Wahl ist das Bündnis mit den Freien Wählern Geschichte und Söder kann in Ruhe und ohne rechte Störungen regieren.

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