Aus Protest: Flüchtlingszelte am Königsplatz
Maxvorstadt - Ein paar bunte Zelte, davor liegen mehrere Transparente auf dem Boden: Seit Mittwoch steht vor den Propyläen am Königsplatz ein Protestcamp von etwa 30 Menschen, die aus Sierra Leone nach München geflohen sind.
Schon seit etwa drei Wochen protestieren sie mit ihren bunten Zelten und großen Transparenten an verschiedenen Orten in der Stadt. So zelteten sie bereits am Odeonsplatz, der Hofmannstraße oder jüngst am Elisenhof.
Geflüchtete aus Sierra Leone hoffen auf Asyl in München
Ihre Hoffnung: nicht in das extrem arme westafrikanische Land Sierra Leone abgeschoben zu werden. "In Sierra Leone haben wir keine Zukunft", erklärt Victor Kamara, ein Sprecher des Protestcamps. "Die Leute hier sind jung, sie wollen lernen, sie wollen arbeiten!" Die Geflüchteten hoffen nun, dass die Stadt ihnen Asyl gewährt und sich für sie im Bund und Freistaat einsetzt.
Unterstützung bekamen sie bereits von einzelnen Parteien aus dem Rathaus: Die Fraktion Die Linke/Die Partei forderte den Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in einem Schreiben auf, sich auch im Bund für die Geflüchteten einzusetzen. Die Grünen engagieren sich ebenfalls dafür, dass die Menschen besser unterstützt werden. Eine Antwort von Reiter steht aber noch aus.
"Viele sind schon zehn Jahre hier und haben Kinder"
Der Migrationsbeirat plädierte in der Vergangenheit bereits für ein "Stadtasyl" für die protestierenden Menschen. Darin sollten dann auch eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für die Geflüchteten enthalten sein.
"Wer so durchhält, ist verzweifelt. Viele sind schon zehn Jahre hier und haben Kinder", erklärt Hamado Dipama vom Migrationsbeirat. Das Land Sierra Leone hat zwar ein Diamantenvorkommen, ist aber eines der ärmsten Länder der Welt und bietet so für viele junge Menschen kaum Möglichkeiten.
Zeltlager am Königsplatz bis 15. November genehmigt
Bis 2002 herrschte in dem kleinen Land an der afrikanischen Atlantikküste noch ein blutiger Bürgerkrieg. Die Geflüchteten, die es bis nach München geschafft haben, haben nun die Sorge, wieder abgeschoben zu werden. "Es gibt keine medizinischen Einrichtungen, die Bildungsangebote sind sehr schlecht", sagt Kamara über sein Heimatland. Er bittet: "Lasst uns zur Gesellschaft hier unseren Beitrag leisten."
Wie lange das bunte Protestcamp noch durch die Stadt ziehen wird, ist unklar. Am Königsplatz ist das Zeltlager bis einschließlich 15. November genehmigt.
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